Norderstedt . Umgestaltung der Garagen und Park+Ride-Parkplätze in Norderstedt ist aufwendiger als geplant – das kommt Autofahrern zugute.

Manchmal ist es richtig schön, wenn die Vorgänge in den Behörden länger liegen bleiben als erwartet. Das gilt für Steuererklärungen oder Mahnbescheide. Und natürlich auch für die Einführung von Parkgebühren in den Tiefgaragen und auf den P+R-Parkplätzen Norderstedts.

Im Februar hatte die Stadtverwaltung mit dem 3. Quartal erstmals einen Termin für die Umsetzung der politisch beschlossenen „Parkraumbewirtschaftung“ in der Stadt angegeben. Damals aber schon mit der Einschränkung: frühestens. Mario Kröska, Fachbereichsleiter im Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr und zuständig für die Verkehrsflächen der Stadt, sagt jetzt aber ganz freimütig, dass es wohl eher Spätherbst werden wird. Geld gegen Parkraum heißt es für die Bürger also nicht schon im Sommer, sondern erst in der kalten Jahreszeit, also tief im vierten Quartal des Jahres. „Ja gut, ich gebe es zu: Ich habe es einfach nicht schneller geschafft“, sagt Kröska mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich ist die Umsetzung der neuen Stadtverordnung für Parkgebühren eben doch recht aufwendig. Und Kröska hat ja auch noch ein, zwei andere Dinge zu tun.

Die nackten Fakten der Parkgebührenregelung sehen so aus: In den Garagen und auf den Park-and-Ride-Parkplätzen der Stadt müssen die Autofahrer künftig 2 Euro pro Tag, 10 Euro die Woche und 40 Euro im Monat bezahlen. Im übrigen Straßenraum, also zum Beispiel entlang der Rathausallee oder der Ulzburger Straße, wird demnächst die Parkscheibe zur unverzichtbaren Ausstattung in jedem Handschuhfach. Zwei Stunden kostenfreies Parken sind erlaubt, ehe das Knöllchen droht. Gelten soll das Prinzip montags bis sonnabends zwischen 6 und 20 Uhr.

In der behördlichen Praxis und in Kröskas Rathausalltag bedingt die Verordnung eine detaillierte Ausführungsplanung. „Ich hänge hier zum Beispiel schon lange über den Plänen zur Beschilderung und Markierung der Verkehrsflächen“, sagt Kröska. Wo genau weiße Linien gezogen und Schilder aufgestellt werden müssen, ist juristisch von großer Bedeutung. „Schließlich kennen wir ja alle die Fälle, wo Leute gerichtlich gegen Strafzettel vorgehen, weil irgendetwas nicht ganz exakt angegeben war.“

Wie viele Schilder und wie viele Eimer Markierungsfarbe die Stadt nun besorgen muss, kann Kröska wahrscheinlich erst nach Umsetzung der Maßnahme sagen. Genauere Zahlen gibt es zu den Automaten, aus denen die Norderstedter künftig ihre Parkscheine ziehen werden. 50 bis 60 Stück wird die Stadt besorgen. Kröska: „Die Parkgaragen sind ja teilweise sehr weitläufig, und wir wollen, dass die Leute einigermaßen komfortabel an mehreren Stellen an ihre Parkscheine kommen.“ Übrigens waren einige Norderstedter schon hellauf erregt, weil Anwohner in den Wohnstraßen hinter dem Rathaus vermeldeten, dass bereits mit der Aufstellung von Automaten begonnen werde. Doch die Bürger hatten nicht genau hingeschaut. Bei dem vermeintlichen Parkscheinautomat handelte es sich um eine Ladesäule für Elektroautos, die von der Stadt am Rande des Parkplatzes hinterm Rathaus aufgestellt wurde.

„Es war ein Fehler, den Parkplatz am Stadtmark nicht in das Bewirtschaftungskonzept einzubeziehen“
„Es war ein Fehler, den Parkplatz am Stadtmark nicht in das Bewirtschaftungskonzept einzubeziehen“ © Andreas Burgmayer | Andreas Burgmayer

„Für die Aufstellung der Automaten bedarf es einiger Vorarbeiten“, sagt Kröska. Oberirdisch sollen sie ihre Energie von der Sonne erhalten, über Solarzellen. „Nachvollziehbarerweise geht das in den Tiefgaragen eher schlecht“, sagt Kröska. Also müssen für die Automaten extra neue Hausanschlüsse mit Niederspannung gelegt werden. Und es müssen entsprechende Fundamente gebaut werden.

Die Kosten für die Umsetzung der Parkgebührenverordnung kalkuliert die Stadt im Doppelhaushalt 2018/2019 mit 600.000 Euro. Weitere 500.000 Euro kostet die Umgestaltung der P+R-Garage in Garstedt. Und dann fallen natürlich noch die jährlichen und laufenden Kosten an. 180.000 Euro werden für die Überwachung der Parkplätze und die allgemeine Bewirtschaftung anfallen. Zwei Stellen extra werden dafür im Ordnungsamt geschaffen, das derzeit mit neun Mitarbeitern den ruhenden und fließenden Verkehrs überwacht. Refinanziert wird das alles durch die Einnahmen. Die Stadt rechnet mit etwa 140.000 Euro an Parkgebühren jährlich, plus die in den vergangenen Jahren angefallenen etwa 60.000 Euro der bereits rund um das Herold-Center in Garstedt arbeitenden neun Automaten, also 200.000 Euro insgesamt. Nicht eingerechnet sind dabei die Einnahmen über die Knöllchen, die nicht zahlende Fahrer zu erwarten haben.

Und genau diese zahlungsunwilligen Autofahrer sind die unkalkulierbare Variable in der Parkgebühren-Gleichung der Stadt. Wie werden sie reagieren, wenn die Schilder und die Parkscheinautomaten stehen? Viele Anwohner rund um die Parkgaragen in Norderstedt-Mitte etwa prophezeien den ungezügelten Park-Tourismus in ihren Wohnstraßen. Die Stadt will die Entwicklung genau im Auge behalten und gegebenenfalls mit der Politik über eine Nachjustierung der Parkgebührenregelung diskutieren.

Dann kommt vielleicht wieder die Forderung der Grünen in Norderstedt auf den Tisch. Die hatten die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung gefordert. Inklusive übrigens des Parkplatzes am Stadtpark. Detlev Grube, Ortsvorsitzender der Grünen in Norderstedt, bekräftigte das zuletzt. Er bemängelte das Parkchaos rund um den Stadtpark bei den bereits gelaufenen Großveranstaltungen im Stadtpark, als Zehntausende von Menschen mit ihren Autos in Richtung der kostenlosen Parkflächen drängten und Lärm, Abgase und Parksuchverkehr erzeugten. „Die Parkplätze rund um den Stadtpark nicht in die Bewirtschaftung einzubeziehen, war ein Fehler. Denn nur mit der konsequenten Bewirtschaftung der Parkflächen kann die Stadt das ewig wiederkehrende Verkehrschaos besser in den Griff bekommen – denn ohne Lenkung geht es offensichtlich nicht mehr.“ Außerdem könnten die Einnahmen aus den Parkgebühren helfen, das jährlich sechsstellige Minus in der Stadtpark-Bilanz zu senken und den Buspendelverkehr auszubauen.