Norderstedt. Die Stadt Norderstedt prüft die überirdische Verlängerung der U-Bahnlinie in die Nachbargemeinde – zwei Straßen blieben gesperrt.

Nach der Sommerpause der Stadtvertretung werden die zwei wichtigsten Verkehrsprojekte für Norderstedt politisch vorangebracht: die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden und damit der Lückenschluss im Straßenring um Norderstedt herum und eine schnellere Bahnverbindung von Norderstedt nach Norden.

„Im August will die AKN ihr Konzept für eine schnelle Verbindung von Norderstedt-Mitte nach Neumünster vorlegen“, sagt Baudezernent Thomas Bosse. Die Expresszüge sollen nur in den großen Orten wie Hen­stedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt stoppen.

Parallel sollen AKN-Triebwagen wie bisher jede Station anfahren. Der Regionalexpress wäre um 15 Minuten schneller als die Züge, die an allen Bahnhöfen halten. Die Stadt Norderstedt verfolgt eine andere Idee: Die U-Bahn wird von Norderstedt-Mitte bis Ulzburg-Süd verlängert, dort steigen die Fahrgäste in die S 21 um, die von 2021 an von Kaltenkirchen bis zum Hamburger Hauptbahnhof durchfahren soll.

Die Pläne und Kostenschätzungen für die U-Bahn-Verlängerung sind so gut wie fertig, noch allerdings bleiben die Fakten unter Verschluss. Sie sollen dem AKN-Konzept gegenübergestellt werden. Fest steht schon: „Bei einem U-Bahn-Betrieb sind Schranken unzulässig“, sagt Bosse. Das würde bedeuten, dass die Züge auf einer Strecke von knapp neun Kilometern unter der Erde verschwinden müssten – ein Projekt, das schon wegen der enorm hohen Kosten nicht zu stemmen wäre, zumal die Stadt wohl die Hauptlast der Investitionen aufbringen müsste, da eine U-Bahn eine kommunale Angelegenheit ist.

AKN wird GmbH

Die AKN Eisenbahn AG firmiert jetzt als AKN Eisenbahn GmbH. Sie ist eine reine Landesgesellschaft ohne Kleinaktionäre. Gesellschafter bleiben zu gleichen Teilen die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein.

Für die Beschäftigten ändere sich durch die Rechtsform nichts. Die AKN habe weiter einen Aufsichtsrat. Statt als Vorstand werde Wolfgang Seyb das Unternehmen mit 310 Mitarbeitern als Geschäftsführer leiten.

Zur Geschäftsleitung gehören zudem die Prokuristen Karl-Heinz Moje (Bauwesen und Infrastruktur) und Stefan Bagowsky (Finanzen) sowie Marco Daniel (Werkstätten und Fahrzeuge).

Damit sind das Verkehrs- als auch das Infrastrukturunternehmen vertreten. EU-Gesetzgebung macht die Umstrukturierung von 2019 an zwingend notwendig.

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Der Dezernent sieht eine andere Möglichkeit: Die U-Bahn fährt ebenerdig. Das hätte zur Folge, dass Straßen, die die Schienen queren, vor den Übergängen komplett für den Autoverkehr gesperrt werden müssten. Eine Durchfahrtsperre würde für die Waldstraße und die Quickborner Straße verhängt werden müssen – beide sind viel genutzte Ost-West-Verbindungen. Die Waldstraße führt von der Ulzburger Straße nach Quickborn und zur gleichnamigen Auffahrt auf die Autobahn 7. Die Quickborner Straße wird von Autofahrern genutzt, um das kleine Einkaufszentrum mit Aldi und Edeka westlich der AKN-Station Quickborner Straße zu erreichen, um zum Autoverwerter Kiesow zu kommen und den Weg zur Autobahn 7 zu verkürzen.

Allerdings würden es die Anwohner beider Straßen begrüßen, wenn diese ihre Funktion als stark frequentierte Verbindungen verlieren. Die Anlieger klagen seit Jahren über Lärm und Abgase vor ihren Haustüren. Ausweichen müssten die Autofahrer im Süden über die Rathausallee und im Norden über die Kohtla-Järve-Straße.

Zur Entlastung von Wohngebieten beitragen soll auch das größte aktuelle Straßenbauprojekt in Norderstedt, für das die Bauarbeiten im Herbst beginnen sollen: Die Oadby-and-Wigston-Straße wird nach Norden verlängert und über die Lawaetzstraße und Beim Umspannwerk an die Kohtla-Järve-Straße angeknüpft – auf diesem Norderstedter Ring fließt der Verkehr dann um die dicht besiedelten Gebiete herum. Die Trasse beginnt mit einem Kreisverkehr kurz hinter der Kurve der nach Osten verlängerten Oadby-and-Wigston-Straße. Von dort verläuft sie parallel zur Lawaetzstraße, in die sie wenige Meter nördlich des Jungheinrich-Werkes mündet. Rund zwei Millionen Euro investiert die Stadt in den Ringschluss, das Fachamt kalkuliert zwei Jahre Bauzeit, der Straßenbau muss immer wieder pausieren, damit die Kita und die Sportanlagen entstehen können. Die Neugestaltung der Flächen an der Lawaetzstraße ist wesentlicher Teil des Bebauungsplans 311. Die Sportflächen des SV Friedrichsgabe werden auf der westlichen Seite der Lawaetzstraße zusammengeführt.

Wo jetzt noch der Grandplatz liegt und sich Tennisplätze des TC Friedrichsgabe anschließen, will die Stadt Parkplätze für Sportler und Besucher sowie eine Park-and-Ride-Anlage nahe der AKN-Station Quickborner Straße bauen. „Damit wollen wir das Umsteigen vom Auto auf Bus und Bahn attraktiver machen und den Pkw-Verkehr in Norderstedt-Mitte und Garstedt verringern“, sagt Bosse.

Eine Übersicht über den möglichen Streckenverlauf finden Sie in der aktuellen Abendblatt-Regionalausgabe Norderstedt.