Norderstedt. In Harksheide und Friedrichsgabe will die Stadt Neubaugebiete für gut 4000 Menschen schaffen. Herausforderung für Planer und Bürger.

Die Stadtplaner haben vor allem den Norderstedter Norden im Blick, wenn es darum geht, weiteren Wohnraum zu schaffen. Und der ist dringend nötig, denn Norderstedt wächst, von jetzt gut 80.000 auf 86.000 Einwohner im Jahr 2030. Die wachsende Stadt ist für Baudezernent Thomas Bosse und sein Team nicht neu, seit Jahren steigt die Einwohnerzahl – eine Tendenz, die nicht jeder Norderstedter begrüßt.

Angst vor Verlust der Grünflächen, der Identität und Vertrautheit, mehr Verkehr – kurz: sinkende Lebensqualität nennen es die Wachstumsgegner. Doch die Stadt profitiert auch von ihrer Attraktivität, junge Familien zahlen Steuern und schaffen finanzielle Spielräume. Wo aber sollen die neuen Bürger wohnen, wo will die Stadt Baugebiete ausweisen? „Wichtig ist zunächst: Alle Flächen, die wir jetzt nach und nach bebauen, sind keine Reaktion auf die aktuellen Wachstumszahlen, sie sind schon im Flächennutzungsplan von 2008 enthalten“, sagt Baudezernent Thomas Bosse.

Harksheide wird die meisten Neubürger aufnehmen, dort gibt es zwei große freie Flächen für den Bau von Wohnungen und Häusern (s. Karte).

Die Pläne für die eine, die Grüne Heyde, sind schon relativ weit fortgeschritten. Das Areal zwischen Schulweg, Mühlenweg, der Harckesheyde und dem Gewerbegebiet Harkshörn ist das größte Neubaugebiet. 1200 Wohneinheiten für rund 2000 Bewohner sollen dort entstehen – ein Projekt mit Anspruch, das Norderstedt als Vorreiter für nachhaltiges und zukunftsorientiertes Bauen bundesweit in Erinnerung rufen soll. Garantieren soll das Siegel der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen.

Allerdings mussten die Planer schon Abstriche machen und der Realität bzw. den Kosten Rechnung tragen. So haben die Ortspolitiker die Aufbereitung von Brauchwasser aus Waschmaschinen, Duschen und Küchen aus dem Zukunftsprogramm gestrichen. Auch um die Stellplätze gab es Streit, denn Autos sollen möglichst fernbleiben, Nachhaltigkeit bedeutet auch möglichst saubere Luft. Nun hat sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr auf einen Parkplatz pro Wohnung geeinigt. „Wir wollen die Fahrzeuge aber so weit wie möglich an den Rändern des Wohngebietes in Tiefgaragen unterbringen“, sagt Bosse.

Testen will die Stadt autonom fahrende Kleinbusse, die Planer sind in Gesprächen mit dem Hersteller e-Go, dessen Kleinbus Mover Platz für 13 Fahrgäste bietet. Er soll die Bewohner der Grünen Heyde zu Knotenpunkten des Bus- und Bahnverkehrs wie Quickborner Straße oder ZOB und U-Bahn in Norderstedt-Mitte bringen. Getestet werden sollen Batterie-Busse im Stadtpark, um die Besucher beispielsweise vom Eingang zum Strandbad zu bringen. Bewähren sich die innovativen Transporter, sollen sie auch in anderen Neubaugebieten wie denen am Glashütter Damm eingesetzt werden – die Straße ist so schmal, dass dort keine normalen Linienbusse fahren können. Bosse geht davon aus, dass die Grüne Heyde in den Jahren 2020/21 erschlossen wird und die ersten Bewohner in etwa fünf Jahren einziehen können.

500 bis 800 Wohneinheiten sehen die Pläne für das zweite große Neubaugebiet nördlich des Harkshörner Wegs und westlich der Ulzburger Straße vor. Dort soll die Erschließung im Jahr 2023 beginnen. Auch in Friedrichsgabe sollen sich weitere Menschen ansiedeln, auf den Feldern gegenüber dem großen Spielplatz an der Lawaetzstraße ist Platz für 300 Wohneinheiten. Am Schleswiger Hagen sind 70 bis 90 Wohneinheiten für 140 Bewohner geplant, sodass im Norden der Stadt bis zu 2400 Wohneinheiten für gut 4000 Menschen entstehen könnten.

Neubau an der Ulzburger Straße wird ausgeschrieben

„Garstedt ist dicht besiedelt und bietet keinen Raum mehr für größere Neubauprojekte“, sagt Bosse. Das Garstedter Dreieck ist bebaut, nahe der U-Bahn-Station Richtweg sind noch 240 Wohnungen geplant. Doch bisher kann nur der erste Bauabschnitt mit 100 Wohnungen südlich des Richtwegs realisiert werden.

250 sind auf dem sogenannten Filetgrundstück an der Ulzburger Straße vorgesehen. Im südlichen Bereich der Fläche wird das neue Kino gebaut, der nördliche Bereich ist für Wohnen und betreutes Wohnen in einem Servicehaus reserviert. Ursprünglich wollte die Verwaltung das Projekt mit der Arbeiterwohlfahrt, die schon ein Servicehaus in Norderstedt-Mitte betreibt, und der Neuen Lübecker für den Wohnungsbau realisieren. Doch dafür gab es keine Mehrheit, nun wird das Vorhaben ausgeschrieben.

In Glashütte gibt es zwei größere Neubauflächen: Zwischen Glashütter Damm, Jägerlauf und Kreuzweg sollen unter dem Namen Siebeneichen rund 300 Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser sowie Geschosswohnungen entstehen. Gegenüber auf der östlichen Seite des Glashütter Damms sieht das Projekt Glashütter Damm Ost rund 100 Wohneinheiten vor. Im Flächennutzungsplan ist zudem eine weitere potenzielle Wohnbaufläche gekennzeichnet: ein schmaler Streifen zwischen Glashütter Markt und Gewerbegebiet Glashütte. Für diesen Bereich gibt es aber noch keine Pläne.