Norderstedt. Das warme Wetter beschert dem Kleinkunstfestival ParkPerPlex Besucherrekord: Mehr als 10.000 Menschen amüsieren sich.
Sie hat keine Chance auf ein Nein. Murmoyo zieht Rahel auf die Sandbühne. Von nun an übernimmt der Clown das Kommando, ohne Worte dirigiert der Pantomime seine Partnerin aus dem Publikum: Sandalen aus, rein in die Riesen-Stiefel, rauf aufs Motorrad, Arme um den Körper legen. Nach wenigen Minuten ist die Hamburgerin verheiratet, sogar schwanger. Sie spielt mit, war „ganz schön aufgeregt“, die Zuschauer applaudieren.
Der Chaosclown war in bester Gesellschaft. Mit drei Kollegen bespaßte er die Besucher im Norderstedter Stadtpark. Und sie strömten in Scharen zur Neuauflage von ParkPerPlex: Das sommerliche Wetter bescherte den Organisatoren des beliebten Kleinkunstfestivals einen Besucherrekord: „So voll war es noch nie“, bilanzierte Stadtpark-Geschäftsführer Kai Jörg Evers. Mehr als 10.000 Menschen sahen sich an, was an Pfingsten den Park in eine große Bühne verwandelte. An zwölf Stationen boten die Künstler dem Publikum beste Unterhaltung, Humor, Ausflüge in Fantasiewelten, stille Nummern und atemraubende Artistik.
Das Flusspferd imponierte, obwohl es unecht war
Schon bei den ersten Schritten blieben viele überrascht stehen und machten einem Gast Platz, der fast die gesamte Breite des Weges für sich beanspruchte: Ein Flusspferd zottelte an ihnen vorbei, stoppte immer wieder, schnaubte, schwenkte den Kopf nach rechts und links und folgte ganz gemächlich seiner Spielgefährtin, die das massige Tier zum Weitergehen ermunterte. Natürlich war das Flusspferd, das den Stadtpark erkundete, nicht echt, Menschen vom niederländischen Teatro Pavana steckten in der Hippohaut.
„Wir kommen regelmäßig hierher. Es herrscht im Park immer eine schöne Stimmung, die Leute sind entspannt“, sagten Isabell Luckmann aus Norderstedt und Kerstin Wieck aus Hamburg. Die beiden hatte sich schon Liegstühle an der Strandpromenade gesichert, als die Besuchermassen am Sonntagmittag aufs Gelände drängten. Schlangen bildeten sich vor den zahlreichen Gastro-Wagen und -buden, Mittagszeit, der Magen meldete Hunger.
Clown mit schwarzem Humor
Wenige Meter weiter suchte Clown Pep Besucher seiner Freak-Show, in der sich Langzeitarbeitslose zu Zirkus-Clowns ausbilden lassen konnten, denn: Es steht schlecht um das traditionsreiche Unterhaltungsgewerbe, wie Pep mit schwarzem Humor in seinem Wagen feststellte.
„Wenn ich gestützt werde, geht es, aber allein ist das ganz schön schwierig“, stellte Franziska fest. Sie versuchte sich auf dem Einrad, Vater Sebastian Radtke und Patentante Ute Weissenberg halfen. Sie waren auf – handelüblichen – Fahrrädern von Tangstedt nach Norderstedt gefahren. „Wir sind immer mal wieder im Stadtpark. Ich finde es toll, was nach der Landesgartenschau hier entstanden ist, und wie das Gelände als Freizeit- und Erholungspark für alle gestaltet wurde“, sagte der Tangstedter, um den herum große und kleine Parkbesucher testeten, was der Mitmach-Zirkus von Direktor Alfons und Page Victor im Angebot hatte. Da drehte sich Teller auf dünnen Stäben, wurden Pedalos getreten, zeigte ein Vater seiner Tochter, wie bei Diabolo das Spielgerät auf dem Seil tanzen kann. „Der Andrang war so groß, dass die Zirkusmacher ihn kaum noch bewältigen konnten“, sagte Evers.
Familientreffen beim Kleinkunstfest
„Wir haben uns gerade erst getroffen und sind noch gar nicht rumgekommen“, sagten Ada Lisa Dehnert, Jana Henser, Franziska Prüß und Lisa Hinz, die den Volkspark zum Treffpunkt für sich und ihre Kinder auserkoren hatten. Die vier Frauen waren mit ihren Söhnen Eric, Tim und Leon aus Rickling, Bad Segeberg und Malente nach Norderstedt gekommen, das Kleinkunstfestival war für sie ein willkommener Anlass, mal wieder zusammenzukommen und sich auszutauschen.
Die Schattenplätze unter Büschen und Bäumen waren genauso belegt wie die rund um die Bühnen, wo beispielsweise das niederländisch-belgische Duo Zinzi & Evertjan Akrobatik vom Feinsten zeigte. Er stemmte seine Partnerin in die Höhe, in den Handstand, schmiss sie hoch und fing sie nach Überschlägen sicher wieder auf. So kann die Bilanz der Organisatoren nach zwei tollen Tagen voller Aktionen und Unterhaltung nur positiv ausfallen: „Die Künstler waren hoch zufrieden, und das sind wir natürlich auch“, sagte der Geschäftsführer der Stadtpark GmbH.