Norderstedt. Tatverdächtige sollen in Norderstedt mehr als 1000 Pflanzen gezüchtet haben. Kriminalpolizei stellt fünf Kilogramm Marihuana sicher.

Cannabis, soweit das Auge reicht – und das an einem Ort, den viele Tausend Menschen täglich passieren. Mitten in Norderstedt haben Rauschgiftfahnder am Dienstagmorgen Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt – und stießen dabei auf große Indoorplantagen, die auch für erfahrene Ermittler nicht alltäglich sind. Tatorte sind zwei Doppelhaushälften, gebaut in den 1950er-Jahren, teilweise versteckt hinter Büschen und Bäumen, direkt an der viel befahrenen Kreuzung Friedrichsgaber Weg/Friedrich-Ebert im Stadtteil Garstedt, fünf Minuten vom Herold-Center entfernt. Nach bisherigen Erkenntnissen haben ein 20-Jähriger und ein 35-Jähriger aus Hamburg die Immobilien einzig zum Zweck der Aufzucht gemietet. „Das ist ungewöhnlich, wie die Wohnungen dafür präpariert wurden“, sagt Arnd Habermann, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg.

Ein Verdächtiger sitzt nun in Untersuchungshaft

Dem Zugriff gingen umfangreiche Ermittlungen voraus. Details dazu, wie die mutmaßlichen Betreiber aufgeflogen sind, wollte die Polizei aber nicht nennen. In den Doppelhaushälften wurden mehr als 1000 Cannabispflanzen sichergestellt, die sich in verschiedenen Wachstumsstadien befanden. Zusätzlich lagerten in den Objekten etwa fünf Kilogramm bereits geerntetes Marihuana und eine fünfstellige Summe an Bargeld. Zeitgleich fanden auch in Hamburg Durchsuchungen statt. Die beiden Verdächtigen wurden außerhalb von Norderstedt aufgespürt und zunächst festgenommen. Der 20-Jährige wurde schon am Abend wieder auf freien Fuß gesetzt – der ältere Mann hingegen am Mittwoch auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel einem Haftrichter vorgeführt, dieser verhängte Untersuchungshaft. Die Ermittlungen der Kripo Norderstedt dauern zudem an.

Kilo Marihuana wird für 3200 Euro gehandelt

Die Tatverdächtigen hatten Doppelhaushälften an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Friedrichsgaber Weg angemietet
Die Tatverdächtigen hatten Doppelhaushälften an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Friedrichsgaber Weg angemietet © HA | Christopher Herbst

Der aktuelle Fall ist bei Weitem nicht der erste dieser Art in den vergangenen Monaten. Erst am Mittwoch berichtete das Abendblatt über das Urteil in einem Prozess vor dem Schöffengericht Norderstedt. Dort mussten sich ein Vater und ein Sohn verantworten, die im Keller eines Einfamilienhauses in Glashütte ebenso eine Cannabisplantage betrieben hatten.

Während der Verhandlung wurde deutlich, wie lukrativ so etwas sein kann. So soll das Duo ab 2014 24 Kilogramm Marihuana produziert haben – der Kilopreis lag bei 3200 Euro. Federführend war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft der Sohn, der eine dreijährige Haftstraße erhielt – der Vater bekam zwei Jahre auf Bewährung. Überführt wurden die Züchter übrigens damals durch den Tipp einer anonymen Anruferin. Ein wichtiges Indiz war zudem – und das gilt beim Drogenanbau eigentlich immer – der exorbitant hohe Stromverbrauch in dem Haus.

Ein erstaunlicher Zufallstreffer war darüber hinaus Polizei und Feuerwehr im vergangenen Monat gelungen. Gerufen wegen eines Wasserrohrbruchs in einem Mehrfamilienhaus, wurden vorsichtshalber alle Wohnungen geöffnet, bei denen kein Bewohner auf das Klingeln reagierte. Die Überraschung war dann groß, als die Beamten eine Plantage mit rund 240 Cannabispflanzen entdeckten.

Online werden Drogenpreise veröffentlicht

Im Internet gibt es sogar Seiten, auf denen – anonym wohlgemerkt – Benutzer aktuelle Preise für das Gramm Gras melden können. Per Kurvendiagramm und verglichen mit dem Bundesdurchschnitt kann die Entwicklung der Kurse nachvollzogen werden. Selbst Hinweise auf gestreckte Ware werden veröffentlicht. Eine Smartphone-App hierzu wurde übrigens von Hersteller Apple nicht zugelassen.