Norderstedt. 31-Jähriger will das viele Geld, das bei ihm gefunden wurde, beim Pokern gewonnen haben. Sein Vater hat bereits gestanden.
Beim zweiten Prozesstag um die angeklagten Betreiber einer Cannabis-Plantage in Glashütte drehte sich alles ums Geld. Deutlich wurde dabei, wie viel Gewinn die Drogen-Dealer gemacht haben müssen. Einem 73 Jahre alten Vater und seinem Sohn (31) wird, wie berichtet, vor dem Schöffengericht Norderstedt zur Last gelegt, in einem Einfamilienhaus in großem Stil Cannabis angebaut und verkauft zu haben. Seit Ende 2014 hat das Duo laut Anklage 24 Kilogramm Marihuana geerntet und dafür etwa 77.000 Euro in der Drogenszene kassiert.
Bei der polizeilichen Durchsuchung im Mai 2016 wurden im Haus 16.000 Euro Bargeld sichergestellt. Auf den Konten der Angeklagten registrierten die Experten des Landeskriminalamtes (LKA) mehr als 100.000 Euro. Auffällig war, dass die Zahlungen jedes Mal in bar erfolgten. Auch auf dem Konto der nicht angeklagten Mutter landeten regelmäßig Gutschriften bis zu 13.500 Euro. Mit ihrer Rente und den Mieteinnahmen eines familiären Wohnobjektes seien diese hohen Kontostände nicht erklärbar, stellten die LKA-Experten lakonisch fest. Laut Polizei stammen die Erlöse aus dem Drogengeschäft.
Der Vater hatte zu Prozessbeginn vor dem Schöffengericht eine umfängliche Beichte abgelegt. Das Labor habe er gemeinsam mit einem Bekannten betrieben, der nach seinen Angaben auch der einzige Abnehmer der Drogen gewesen sei. Den Namen des großen Unbekannten wollte der Handwerksmeister dem Gericht allerdings nicht nennen, weil der angeblich zu Gewalttätigkeiten neige. Nach den Erkenntnissen der Ermittlungsbehörde produzierte das Labor bis zu drei Kilogramm Marihuana pro Monat. Laut Anklageschrift wechselte die heiße Ware zum Preis von 3200 Euro pro Kilo den Besitzer.
Bei seinem Geständnis hatte der 73 Jahre alte Vater zu Prozessbeginn überraschenderweise erklärt, sein Sohn habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Der 31-jährige Angeklagte, der sich vor Gericht betont entspannt gab, verweigerte dagegen die Aussage und blieb dieser Taktik auch am zweiten Verhandlungstag treu.
Der Verteidiger des Sohnes bat um die Ladung weiterer Zeugen, die aussagen sollen, dass sein Mandant die beträchtlichen Geldsummen, die in der Anklageschrift genannt wurden, in Wahrheit bei Pokerrunden gewonnen hat. So habe sein Mandant nicht nur im Privatraum eines Hotels in Norderstedt gespielt, sondern auch in verschiedenen Casinos, überwiegend auf der Reeperbahn. Außerdem habe er drei Poker-Turniere gewonnen und bei einem Online-Wettbewerb 25.000 Euro kassiert. LKA-Beamte hatten auch Abhebungen an einem Geldautomaten im US-Spielerparadies in Las Vegas entdeckt.
Der Prozess wird am Donnerstag, 12. April, in Saal F des Amtsgerichtes fortgesetzt. Beginn: 9.15 Uhr.