Norderstedt. Wegen Diebstahl und Hehlerei müssen sich seit Donnerstag neun Angeklagte vor dem Norderstedter Schöffengericht verantworten.

Innerhalb weniger Wochen war aus dem Lager eines Logistikunternehmens in Norderstedt vor knapp vier Jahren hochwertige Ware im Wert von rund 500.000 Euro spurlos verschwunden. So hoch addierte die Ermittlungsbehörde den Wert des Diebesguts. Dazu gehörten unter anderem Tausende Armbanduhren, etwa 900 Tablets sowie Hunderte von exklusiven Jacken.

Seit Donnerstag müssen sich neun Männer und eine Frau wegen Diebstahl und Hehlerei vor dem Schöffengericht verantworten. Ein Angeklagter ist zwischenzeitlich verstorben. Um das Mammutverfahren mit ursprünglich sieben vorgesehenen Verhandlungstagen abzukürzen, entschloss sich das Gericht, die Angeklagten, die des Diebstahls bezichtigt werden, in einem getrennten Verfahren anzuklagen. Dieser Prozess wurde für den 15. Mai terminiert.

Für diesen Prozess hatte die Staatsanwaltschaft zwei Anklageschriften vorbereitet, für die des Diebstahl Beschuldigten sowie die der Hehlerei. Wer gestern erwartet hatte zu erfahren, wie es gelingen konnte, in einem kurzen Zeitraum so viel Ware aus einem Lager zu transportieren, muss sich also noch mehrere Tage gedulden.

Die Angeklagten mit dem Tatvorwurf Hehlerei müssen sich nun ab dem heutigen Freitag vor dem Schöffengericht verantworten. Damit diese Abtrennung zustande kommen konnte, führte der Vorsitzende Richter Dr. Matthias Lohmann mit allen zehn Verteidigern ein mehrere Stunden dauerndes Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen. Danach konnte er stolz verkünden, dass alle der Hehlerei Angeklagten voll und ganz geständig sind.

In seiner Anklageschrift zeichnete Staatsanwalt Dr. Jürgen Doege das Bild eines regelrechten Netzwerkes unter allen Beschuldigten. Danach hatten Einige die Artikel unter der Hand dem Elektrohandel angeboten und verkauft, andere suchten bei zahlreichen Kleinanzeigen im Internet interessierte Käufer. Im Netz wurden die Uhren beispielsweise für 53 Euro pro Stück angeboten. Über die Preise, die die Angeklagten von ihren privaten Abnehmern verlangt haben, gab es laut Anklage enge Absprachen untereinander. Dazu wussten alle Beteiligten, bei wem welche gestohlene Ware in Garagen zwischengelagert war. In einem Fall waren gleich 80 Kartons sorgsam hinter Holz und Planen versteckt worden.

Wie der Vorsitzende Richter andeutete, gab es in den Tagen vor Prozessbeginn mehrere Vorgespräche mit den Verteidigern, die mit einem sogenannten Deal mildere Strafen für ihre Mandanten erreichen wollen. Bei der einzigen angeklagten Frau erreichte der Verteidiger, dass das Verfahren gegen seine Mandantin in den nächsten Prozesstagen wegen Geringfügigkeit wahrscheinlich eingestellt wird – allerdings unter Auflagen. Dies wird in ihrem Fall eine Geldbuße in Höhe von 500 Euro sein. Ihr wurde vorgeworfen, mehrere Jacken im Freundeskreis zum Verkauf angeboten zu haben, obwohl sie gewusst haben musste, dass es sich bei den Jacken um Diebesgut handelte.

Der Prozess findet in Saal F des Amtsgerichtes Norderstedt statt; Beginn ist um 9.30 Uhr