Travenbrück. Am Sonnabend können sich Interessierte bei Benediktinermönchen in Nütschau von 9 bis 17 Uhr ein eigenes Bild vom Klosterleben machen.

„Mönche beißen nicht“, sagt Bruder Lukas Boving und lacht. Nicht, dass das jemand wirklich vermute, so der Benediktinermönch. „Aber es ranken sich unzählige Mythen rund um Klöster und das Leben darin. Am besten, jeder macht sich mit eigenen Augen ein Bild.“ Am Sonnabend, 21. April, ist das möglich. Dann öffnet das Kloster Nütschau die Türen für Besucher jeden Alters und aller Konfessionen. Als einziges Kloster in Schleswig-Holstein nimmt der Nütschauer Orden damit am offiziellen Tag der offenen Klöster teil, den die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) ins Leben gerufen hat.

Die Idee dahinter: Das vielfältige Leben von Ordensfrauen und -männern vorzustellen, Begegnungen zu ermöglichen, Gesprächen Raum zu geben. Bruder Lukas zählt mit seinen 41 Jahren zu den jüngsten der 19 Benediktinermönche in Nütschau. Er ist überzeugt, dass ein Blick hinter die „übrigens gar nicht hohen“ Klostermauern für viele Menschen eine wertvolle Erfahrung sein kann. „Am Sonnabend erfahren die Gäste, wie der Tagesablauf eines Mönchs aussieht. Wie häufig wir beten, was wir arbeiten, wo wir essen“, sagt Bruder Lukas. Stündlich soll es Führungen durch das Kloster geben, dessen Anlage von einem weiß getünchten Herrenhaus geprägt ist. Dabei sind auch Räume zu sehen, die für Gäste sonst unzugänglich sind. Zum Beispiel die Klausur. In den lichtdurchfluteten, abgegrenzten Bereich ziehen die Mönche sich zurück, um sich von äußeren Einflüssen loszulösen. Auch ihr Speiseraum, das Refektorium, darf ausnahmsweise betreten werden. Dort nehmen die Ordensmänner sonst schweigend ihre Mahlzeiten ein.

Einige Besucher schätzen das starke Gemeinschaftsgefühl

Im Unterschied zu anderen Klostern kennt sich das Nütschauer Haus gut mit Besuchern aus. Regelmäßig gibt es Seminare zu unterschiedlichen Themen. Familien können dort Ferien machen, Stressgeplagte eine Auszeit nehmen, Trauernde Trost finden. „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus“, lautet eine Regel des Heiligen Benedikt. „Und danach handeln wir“, sagt Bruder Lukas. Das Kloster Nütschau sei weit über die Grenzen Stormarns für seine Gastfreundschaft und eine besonders herzliche Atmosphäre bekannt.

Das bestätigt Joachim nur zu gern. Der Beamte ist Anfang 60 und kommt seit fünf Jahren regelmäßig nach Nütschau. Zwei Stunden fährt er von seinem Heimatort jedes Jahr hierher, um an dem einwöchigen Kursangebot „Ora et Labora“ (bete und arbeite) teilzunehmen. Derzeit hilft er bei der Neugestaltung des Innenhofs mit. „Als der Arzt damals Krebs bei mir feststellte, stürzte mich das in eine schwere Depression“, erzählt Joachim. Seine Frau suchte Hilfe, recherchierte im Internet und stieß dort auf das Angebot des Benediktinerordens. „Das war mein großes Glück“, sagt Joachim, der sich in Nütschau von der ersten Sekunde an wohl und aufgehoben gefühlt habe.

Wer nach Nütschau kommt, entscheidet sich bewusst dafür

Viermal am Tag rufen die Glocken die Mönche und Gäste zum gesungenen Stundengebet in die Klosterkirche
Viermal am Tag rufen die Glocken die Mönche und Gäste zum gesungenen Stundengebet in die Klosterkirche © HA | Verena Künstner

„So eine Gemeinschaft hatte ich noch nie erlebt. Der Alltag aus Gebeten, Arbeit und Gesprächen mit den Mönchen war eine unglaubliche Bereicherung und hat mich wieder an mich selbst glauben lassen.“ Er tanke nach wie vor Kraft aus den Besuchen, fühle sich körperlich wieder präsenter und voller Energie. „Ich will zwar jetzt kein Mönch werden“, sagt Joachim, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Aber Nütschau wird für immer Teil meines Lebens bleiben.“

Es scheint, als habe jeder Klostergast solch eine besondere Geschichte zu erzählen. Den wenigsten geht es nur um einige Tage Urlaub in idyllischer Umgebung. „Wer nach Nütschau kommt, entscheidet sich bewusst für den Aufenthalt hier“, sagt Bruder Lukas. Und viele Besucher kommen, wie Joachim, immer wieder. „Am Tag der offenen Tür kann jeder unverbindlich für sich testen, ob das Klosterleben auch ihm gut tun würde“, so der Mönch. Man dürfe alle Fragen stellen, die auf der Seele liegen. Und bekäme Antworten aus erster Hand, nämlich von den Benediktinern selbst.

1577 beginnt die Geschichte des Klosters

Das Herrenhaus an der Schlossstraße im Travenbrücker Ortsteil Nütschau wurde 1577 von Graf Heinrich Rantzau erbaut.

28 Mal wechselte das Haus seine Besitzer, bis 1951 der Bischof von Osnabrück das Gut Nütschau für die Benediktiner der Abtei Gerleve im Münsterland erwarb.

19 Mönche leben in Nütschau als Gemeinschaft zusammen. Ihnen steht Bruder Prior Johannes Tebbe vor.

Neben dem Bildungshaus St. Ansgar bietet das Jugendhaus St. Benedikt Raum für junge Menschen.

„Gut. Wir sind da!“ lautet das Motto des Tages der offenen Klöster am 21. April.

Kontakt: Schlossstraße 26, Travenbrück. Tel. 04531 / 5004-0, e-Mail: info@kloster-nuetschau.de. Die Homepage finden Sie unter www.kloster-nuetschau.de. (ena)

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Von Bruder Lukas erfahren Gäste zum Beispiel, dass er mit Anfang 30 mitten in einem geregelten Leben mit gutem Job und vielen Freunden plötzlich eine unerklärliche Leere in sich spürte. Der studierte Werbefachmann ging auf die Suche – und wurde im Kloster Nütschau fündig. „Es war ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen“, sagt Bruder Lukas. Vor drei Jahren legte er die sogenannte Feierliche Profess ab, das Mönchs-Gelübde auf Ewigkeit.

Was einem solchen Gelübde vorausgehen muss, welche Bedingungen daran geknüpft sind und welche Auswirkungen es auf das Leben der Männer im Kloster Nütschau hat, wird ebenfalls am kommenden Sonnabend in Workshops erklärt.