Henstedt-Ulzburg/Nütschau. Der 95-Jährige Maler verlässt die Gemeinde Henstedt-Ulzburg. Wie sein umfangreiches Werk gesichert werden kann, ist unklar.
Albert Christoph Reck ist wieder auf dem Weg. Er hoffte 2012, mit seiner Ehefrau Maria-Louise Reck endlich wieder in Henstedt-Ulzburg angekommen zu sein. Doch das Haus am Quellenweg muss er räumen. Die Vermieterin hat dem Ehepaar wegen Eigenbedarf gekündigt.
Mehr noch: Um das Haus zu räumen, mussten der 95-jährige Maler und Bildhauer und seine Ehefrau, von Beruf Webmeisterin, die am 9. Juni 82 Jahre alt wird, ihre Zuhause verlassen, ohne dass ihre künftige Bleibe, eine Senioren-Wohnung in Hamburg-Eidelstedt, bezugsfertig ist. Die Benediktiner-Mönche des Klosters Nütschau, denen Albert Reck durch seine Kunst seit Langem verbunden ist, bieten dem Künstler-Ehepaar Asyl, sodass Recks im Kloster am vergangenen Sonnabend auch ihren 63. Hochzeitstag feiern konnten.
Alsterquelle ist ein beliebtes Motiv in Recks Bildern
„Ich bin wieder auf der Wanderschaft, doch es ist wie immer in meinem Leben, der Weg das Ziel“, sagt Albert Christoph Reck philosophisch, und Ehefrau Maria-Louise nickt wissend dazu. Schließlich ist sie mit ihm schon quer durch die Kontinente gereist, erst 1962 und 1963 per Schiff nach Südafrika, 1969 zurück nach Deutschland, dann 1976 per selbst gebautem Schiff wieder nach Südafrika, 2003 per Flieger zurück nach Hamburg und 2012 schließlich nach Henstedt-Ulzburg, in der Hoffnung, wieder und für immer an der geliebten Alsterquelle angekommen zu sein.
Doch das Haus, das sich Albert und Maria-Louise 1961 nach einem Gastspiel in Harksheide bauten, hatten sie verkauft. Dort wohnt heute die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf. Also mietete sich das Paar in das Haus am Quellenweg ein.
„Ich habe die Spaziergänge mit meiner Frau zur Alsterquelle so geliebt, das geht nun nicht mehr“, sagt Albert Reck wehmütig. Die Alsterquelle und die Alsterwiesen waren seine bevorzugten Motive und durchziehen sein Schaffen ebenso dominant wie seine Werke aus Südafrika. Er malte die Henstedter Kirche und die Meierei, die Alsterbrücke und Bauer Knudsen mit seinen Pferden, zeichnete Blicke auf Henstedt und Ulzburg aus vielen Perspektiven, folgte den Feldwegen bis Wilstedt. Seine Werke hängen in Europas Museen, auch in der Hamburger Kunsthalle und auf Schloss Gottorf, und das Kloster Cismar widmet ihm derzeit eine große Ausstellung.
Seit Albert Christoph Reck wieder in seine Wahlheimat zurückgekehrt ist, gibt es von vielen Seiten Bemühungen, eine Stiftung für sein Werk zu gründen, ein Museum zu bauen, das auch anderen Künstlerinnen und Künstlern und auch historischen Sammlungen offen stehen soll – als Naturkunde-Museum mit aktuellen Ausstellungen. Henstedt-Ulzburgs Bauunternehmer Volker Manke wollte sich als Sponsor beteiligen – Albert Reck erhielt vor fünf Jahren den Kulturpreis der Gertraud und Heinz Manke Stiftung –, doch die Gemeinde winkte stets ab. Zu hoch seien die Folgekosten, die mit 5000 Euro im Monat veranschlagt wurden für Energie, Personal, Sicherheit. „Herr Manke wollte eine Million Euro spenden, der Architekt Feldsien hat bereits erste Entwürfe gezeichnet, und auch die Sparkasse Holstein wollte das Museum unterstützen“, sagt Reck-Tochter Genoveva Reck-Thomas.
Henstedt-Ulzburg hat kein Interesse an einem Museum
Auch das Haus am Quellenweg sollte dazu dienen, das Reck-Werk auszustellen. „Ich habe Bürgermeister Bauer ebenso den Vorschlag gemacht, das Haus als Ausstellungsraum für die Werke meines Vaters zu nutzen, wie das Aufstellen einer Skulptur meines Vaters auf dem Rathausplatz und kleinere Skulpturen im Rathaus angeboten“, sagt Reck-Sohn Michael Warek. „Wir hofften, dass der Bürgermeister mit unserer Vermieterin über das Projekt sprechen würde, doch der winkte ab“, sagen Genoveva Reck-Thomas und Michael Warek. Auf Nachfrage bei Bürgermeister Stefan Bauer ließ dieser durch seinen Sprecher Malte Pohlmann mitteilen, dass er davon nichts wisse und über ein Museum nichts sagen würde, da es sich um interne Gespräche handele.
Der Hamburger Senat dagegen stellt Albert Reck seit 2006 kostenfrei ein Atelier im Künstlerhaus Sootbörn in Niendorf zur Verfügung – sozusagen auf Lebenszeit, denn als die Recks nach Henstedt-Ulzburg zogen, durfte der Künstler weiterhin sein Sootbörn-Atelier nutzen. Reck studierte von 1949 bis 1951 an der Landeskunstschule Hamburg am Lerchenfeld in der Klasse Alfred Mahlaus zeitgleich mit Horst Janssen und Vicco von Bülow alias Loriot, hatte 1953 seine erste Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle und wurde 1955 mit dem Lichtwark-Stipendium der Hansestadt ausgezeichnet.
Jetzt muss das Künstler-Ehepaar Henstedt-Ulzburg den Rücken kehren, wendet sich aber doch wieder mit viel Vorfreude Hamburg zu. „Von meinem neuen Senioren-Domizil habe ich es nur zehn Minuten zu Fuß zu meinem Atelier im Künstlerhaus Sootbörn“, sagt Reck. „Wir haben eine Wohnung in einer Senioren-Residenz, sind aber ganz unter uns, doch wenn wir wollen, werden wir versorgt, dort gibt es auch ein Schwimmbad, eine Sauna, Ärzte und Gymnastik-Angebote“, sagt Maria Louise Reck.
In seinem Niendorfer Atelier lagern etwa 3000 Bilder
„Ich bin schon aus Deutschland ausgerissen, weil ich keine Anerkennung erfuhr, jetzt reiße ich aus Henstedt-Ulzburg aus“, sagt Reck. Am liebsten würde er zurück nach Afrika ziehen, nach Swasiland – dorthin, wo er Schulen aufbaute. Er hat in Johannesburg in Südafrika Kunst unterrichtet und dann mit seiner Ehefrau Schulen, auch eine Webschule, in Swasiland aufgebaut.
Dort befinden sich auch noch 1500 seiner Werke. 3000 Exponate hat er in seinem Sootbörn-Atelier eingelagert, viele sind in Ausstellungen und Magazinen internationaler Sammlungen und Museen. In Swasiland leben auch noch die Kinder Renata und Bernhard und verwalten die Schulen. Tochter Marianne lebt in Frankreich, alle anderen, Genoveva und Michael, Eleonora, Christoph und Maria-Anna leben in Norddeutschland.