Norderstedt. Mélanie Guettai, Eva Sevenig, Ingrid Weißmann und Rainer Neumann erinnerten mit der Lesung des Romans „Tschick“ an Wolfgang Herrndorf.
Er ist vielfach ausgezeichnet und ähnlich wie Goethes Werther zum „Must read!“ nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von Erwachsenen geworden. Er schickt einen verwöhnten Sohn mit einem immigrierten Underdog auf Abenteuer-Tour. Beide leiden wie einst der junge Werther, allerdings nur teilweise an der Liebe, und beide suchen ihre Erlösung auch nicht im Suizid wie Werther, sondern in der irren Fahrt mit einem blauen Lada. Und: Während der eine, Goethes Werther 1774 zur Leipziger Buchmesse erschien, erhielt der andere, Wolfgang Herrndorfs „tschick“ 2011 gleich den Preis der Leipziger Buchmesse.
„tschick“ ist auch ein Norderstedt-Roman. Wolfgang Herrndorf war Norderstedter und setzte Norderstedter Persönlichkeiten wie Wilhelm Bretfeld, seinem ehemaligen Lehrer, ein Denkmal in seinem 2010 erschienenen Roman: „Das war der totale Fachmann im Bumerangbereich. Bretfeld hieß der, Wilhelm Bretfeld. Wirklich ein guter Lehrer“. In seinem letzten, fast autobiografischen Roman „Arbeit und Struktur“ beschreibt Wolfgang Herrndorf Norderstedt ausführlich.
Jetzt lasen die Hobby-Autoren Ingrid Weißmann, Mélanie Guettaí, Eva Sevenig und Rainer Neumann aus „tschick“ in der Rathausbücherei – eine Erinnerung an Norderstedts großen Autor, der sich im August 2013 wie einst der junge Werther das Leben nahm – ein Gehirntumor.
„Ich habe eine Ausstellung mit Zeichnungen von Wolfgang Herrndorf gesehen, und da kam mir die Idee, hier eine Gedenklesung zu machen“, sagte Rainer Neumann. „Wir waren sofort dabei, denn Wolfgang Herrndorf ist einer der wenigen großen Norderstedter. Sein Roman ,tschick’ ist ein Ausleihe-Renner“, sagte Ingo Tschepe, Leiter der Stadtbüchereien.
Alle vier Vorleser verbanden Roman-Passagen geschickt mit Zusammenfassungen, sodass die mehr als 50 Zuhörer einen Eindruck sowohl von „tschick“ als auch von seinem Autor erhielten und neugierig wurden, mehr von Herrndorf zu lesen.