Norderstedt. Die Parteien trafen sich im Vorfeld der Kommunalwahl am 6. Mai in der Paul-Gerhardt-Kirche zum traditionellen „Stadtgespräch“.

Diese Veranstaltung hat Tradition in Norderstedt: Im Vorfeld von Wahlen stellen sich beim „Stadtgespräch“ die Spitzenkandidaten bei einer Podiumsdiskussion den Fragen von Bürgern und von Pastor Gunnar Urbach. So auch jetzt wieder in der Paul-Gerhardt-Kirche, wobei Urbach in buchstäblich letzter Minute einen achten Gast dazu holte.

So hatte er es zunächst versäumt, neben den Vertretern von CDU, SPD, Grünen, FDP, Die Linke, WiN und AfD auch Thomas Thedens von den Freien Wählern einzuladen. Der fühlte sich benachteiligt und sprach von „Wettbewerbsverzerrung“. „Ich habe keinen Kontakt zu den Freien Wählern und die nicht zu mir“, begründete Urbach diesen Fauxpas, den er dann aber rechtzeitig vor Beginn der Diskussionsrunde geraderückte.

Wohnungsnot, Altersarmut und Verkehrsbelastung waren die zentralen Themen der Diskussionsrunde. So betonten Nicolai Steinhaus-Kühl (SPD) und Miro Berbig (Die Linke), wie wichtig es für die Begrenzung der explodierenden Mietpreise wäre, dass Norderstedt eine eigene Wohnungsbaugesellschaft bräuchte. Die 30-Prozent-Quote an Sozialwohnungen bei Neubauvorhaben reiche nicht einmal aus, den Bestand an bezahlbarem Wohnraum zu halten, wie am Harksheider Markt deutlich werde, wo Adlershorst 220 günstige Wohnungen abgerissen habe, um 100 geförderte zu schaffen, sagte Berbig. Peter Holle (CDU) und Tobias Mährlein (FDP) sprachen sich gegen eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft aus, weil private es grundsätzlich besser als kommunale Gesellschaften könnten, behauptete Mährlein. Während Holle vorschlug, lieber die bedürftigen Mieter zu bezuschussen und fehlbelegte Sozialwohnungen anderweitig zu vergeben. Reimer Rathje (WiN) und Thedens (Freie) hielten dagegen die Norderstedter Entwicklungsgesellschaft für geeignet, preisgünstigen Wohnraum zu schaffen.

Um das tägliche Verkehrschaos in Norderstedt zu mindern, schlug Ingrid Betzner-Lunding (Grüne) vor, ein Norderstedt-Ticket einzuführen. „Der enorme Ausstoß von Stickoxiden und Ozon senkt die Lebensqualität in Norderstedt.“ Die zwei bis fünf Millionen Euro, die das kosten würde, sollten lieber für mehr Haltestellen und bessere Taktfrequenz ausgegeben werden, forderte Steinhau-Kühl. Holle sprach sich für mehr Kleinbus-Anbindungen in den Norderstedter Wohngebieten aus. Er wurde von der Zuschauern kritisiert, an der Berliner Straße einen Radweg verhindert zu haben.

Christian Waldheim (AfD) überraschte mit seinem Bekenntnis, dass er sich jeden Morgen mit seinem Auto in den Stau nach Hamburg begebe. Aber der Stau werde „nicht durch Norderstedt verursacht, sondern durch die Achsenverbindungen“.

Die Norderstedt-Redaktion des Hamburger Abendblatts startet in der Montagausgabe mit einer Serie zur Kommunalwahl in Schleswig-Holstein. In der ersten Folge können Sie lesen, welches aus Sicht der Norderstedter Parteien die wichtigsten Themen für den Urnengang am 6. Mai sind.