Kisdorf/Wakendorf II. Leidenschaft Mofa – die Mitglieder des Vereins der Alstermotoren Wakendorf II fahren mit ihren betagten Zweirädern sogar in die Alpen.
Mofa-Fahren ist ihre große Leidenschaft. Seit zehn Jahren knattern sie mit ihren geliebten Zweitakt-Maschinchen über einen Acker zwischen Götzberg und Wakendorf II, die zwei Dutzend Freunde von den Alstermotoren Wakendorf II, wie sich der Verein nennt, den sie eigens dafür gegründet haben. „Für uns ist das ein Zurück in die alte Zeit, in unsere Jugend, als wir mit den Mofas noch in die Disco gefahren sind“, erklärt ihr Vorsitzender Oliver Clausen (41), der fast jede freie Minute an seinen sechs liebevoll erhaltenen und restaurierten Mofas und Mokicks in seiner Garage in Kisdorf herumschraubt.
„Es ist auch eine Art der Entschleunigung, mit Tempo 25 über die Straßen zu fahren, in der immer hektischer werdenden Zeit“, sagt Sven Gülk (28) aus Wakendorf II, der als Trecker fahrender Landwirts-Meister ohnehin ein Faible für langsamere Maschinen hat.
Durch eine Wette sei es vor gut zehn Jahren zu ihrem Mofa-Cross-Rennen in Wakendorf II gekommen, erzählt Hauke Pump (35). Als Jugendlicher habe er sein Mofa, eine Herkules Prima, so frisiert, dass sie „knapp 100 Kilometer pro Stunde fuhr“, erinnert sich der heutige Bautechniker aus Wilstedt an die wilden Zeiten von früher. Auf einem Supermarkt-Parkplatz war dann für ihn Endstation. „Ich kam gerade mit einem Sixpack Bier aus dem Geschäft, als die Polizei an meinem frisierten Mofa stand.“ Die Beamten ließen ein Geschwindigkeitsmessgerät kommen, das überprüfen sollte, um wie viel schneller das Gerät als die erlaubten 25 km/h unterwegs war, erzählte er. „Bei Tempo 80 hörte die Anzeige auf“, erinnert sich Pump an die Folgen: Das Mofa wurde nach Polen verkauft. „Ich musste drei Monate zu Fuß gehen, bevor ich den Auto-Führerschein mache konnte.“
Die Liebe zum Mofa-Fahren ist geblieben. Vor zehn Jahren stritt er sich mit einem Kumpel, wer denn das schnellste Mofa in der Gegend hatte und so war das Cross-Rennen geboren, das derjenige gewinnt, der die meisten Runden in 111 Minuten über den Acker schafft. Im vorigen Jahr waren das 55 Runden über eine vom Regen aufgeweichte Matsch-Landschaft. Und in Soltau haben sie voriges Jahr mit sechs Leuten den ersten Platz beim 24-Stunden-Mofarennen erreicht. „Das waren 800 Kilometer am Stück“, sagt Ronald Seifert aus Tangstedt (48).
Ihrer Leidenschaft für die kleinen Maschinen frönen die Alstermotoren-Freunde aber nicht nur hier in der Region. Alle zwei Jahre wagen sie sich mit den niedrigen PS-Zweirädern auf große Fahrt. „Wir waren schon in Norwegen und Österreich“, berichtet Clubchef Oliver Clausen. Dieses Jahr gehe es in die französischen Alpen. Vor zwei Jahren fuhren sie von Spanien aus auf 2400 Meter Höhe nach Andorra in die Pyrenäen. Das sei eine Mordsgaudi, mit dem zweiten Gang bei Vollgas die Serpentinen hochzufahren, erzählt Seifert.
Mofa-Cross-Rennen ist ein Riesenspektakel
„Man sieht viel mehr von der Landschaft, wenn man langsam fährt“, sagt Clausen. Auch für die Außenstehenden sei es ein Riesenspektakel. In Andorra wurden sie plötzlich von der Polizei angehalten und hatten schon Angst, ihre Maschinen zu verlieren. „Die wollten nur ein Foto von uns machen“, lacht Pump. Und in Österreich in 2000 Metern Höhe am Jaufenpass hätten sie einer Gang mit schweren Harley-Davidson-Motorrädern „komplett die Show gestohlen“, freut sich Seifert. „Die Leute am Straßenrand haben uns applaudiert, dass wir das da hoch geschafft haben.“ In Norwegen hupte kein Autofahrer, wenn er Kilometer weit hinter ihren langsamen Mofas hinterherkriechen musste.
Ihre liebevoll erhaltenen Mofas und Mokicks, die nur etwa 50 Euro im Jahr an Versicherung kosten, sind allesamt Oldtimer, meist schon 30 oder 40 Jahre alt. Darum kümmert es die Mofa-Liebhaber auch nicht so sehr, dass mit Peugeot jetzt der letzte Hersteller die Mofa-Produktion eingestellt hat. „Das sind heute sowieso nur noch Plastikmüll-Mofas“, kritisiert Hauke Pump.
Im Gegensatz zu ihren alten Metallöfen, für die sie sämtliche Ersatzteile auf den Teilemärkten in Bockhorn oder Brokstedt bekämen. Aber das geringe Angebot treibe heute auch leider die Preise für die Oldtimer-Mofas sprunghaft hoch. „Man fährt ganz anders auf einem Mofa als auf einem Motorrad“, sagt Ronald Seifert. Motorradfahren sei ihm viel zu schnell, sagt Hauke Pump.
Auch der unverwechselbare Geruch des verbrannten Zweitaktgemisches hat es ihnen angetan. „Letztens ist einer hinter mir hergefahren und hat später zu mir gesagt: ‚Mensch, was stinkt dein Moped schön‘“, sagt Hauke Pump schmunzelnd. „Der hat sich richtig gefreut.“ Das sei wie mit der Bratwurst, sagt Oliver Clausen. „Wenn man die irgendwo riecht, kriegt man sofort Hunger.“ Wer den Mofa-Auspuffrohren folgt, möchte auch gleich mitfahren.
Das nächste Mofa-Cross-Rennen in der Gemeinde Wakendorf II findet am Sonnabend, 11. August, statt. Rennstart ist um 17 Uhr.