Norderstedt. Die Stadt Norderstedt will an vier Standorten bauen. Jedes Jahr muss die Stadt 100 Kinder mehr betreuen als geplant.

Die Stadt muss dringend weitere Kita-Plätze schaffen, um die deutlich gestiegene Nachfrage zu befriedigen und zu verhindern, dass Eltern ihr Recht auf einen Betreuungsplatz einklagen. Nun haben Baudezernent Thomas Bosse und Sozialdezernentin Anette Reinders Standorte für weitere Kitas im Stadtgebiet gefunden.

In Friedrichsgabe, Harksheide und Norderstedt-Mitte sollen insgesamt
etwa 240 Plätze entstehen, zunächst in Containern oder etwas besseren Fertigbauten, die auch an andere Orte versetzt werden können (s. Grafik). Vorgesehen ist, feste Neubauten nicht weit entfernt von den Provisorien zu bauen. Die beiden Norderstedter Dezernenten rechnen mit Gesamtkosten von ungefähr zehn Millionen Euro, um die Wünsche der Eltern nach Betreuung ihrer Kinder erfüllen zu können.

Zahl der Kinder übersteigt Prognosen der Statistiker

„Wir gehen davon aus, dass wir pro Jahrgang etwa 100 Kinder mehr haben werden als vorhergesagt“, sagte die Sozialdezernentin. Nicht nur in Norderstedt, sondern im gesamten Norden übersteige die tatsächliche Zahl der Kinder die Prognosen des Statistikamtes Nord. „Alle Metropolen entfalten eine enorme Sogwirkung, und das gilt natürlich auch für Norderstedt als unmittelbaren Nachbarn von Hamburg“, sagte Thomas Bosse. Die Geburtenzahl steige bundesweit, Norderstedt sei nach wie vor attraktiv für junge Familien – und es vollziehe sich ein Generationswechsel. Die Älteren ziehen aus oder sterben, junge Familien füllen die frei werdenden Häuser.

In Friedrichsgabe ist die Fläche an der Lawaetzstraße hinter den alten Flüchtlings-Containern vorgesehen. Der Verein Der Kinder wegen, der ein Stück weiter an der Lawaetzstraße die Kita Frederikspark betreibt, wird auch die Betreuung in den Kita-Containern übernehmen. Ein fester Bau für 60 bis 80 Kinder soll entweder auf dem Platz neben den Containern auf einem städtischen Grundstück oder einige Meter weiter nördlich nahe der bestehenden Kita entstehen.

„In beiden Fällen gibt es eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr über die AKN-Stationen Quickborner Straße oder Friedrichsgabe“, sagte Bosse. Bei der Wahl der Standorte hätten die Planer darauf geachtet, dass die Provisorien und die Festbauten nicht zu weit auseinanderliegen, damit sich die Eltern nicht neue Wege suchen müssen.

In Harksheide ist die Wahl für die Zwischenlösung auf den ehemaligen Bauhof der Stadt an der Emanuel-Geibel-Straße gefallen. Bauen will die Verwaltung entweder auf dem Bauspielplatz am Falkenhorst, der, so Bosse, ausreichend Platz bietet, oder am Harksheider Markt. An der Ecke zur Straße Am Exerzierplatz baut die Norderstedter Wohnungsgenossenschaft Adlershorst gerade eine Wohnanlage für Senioren. „Und auf der Fläche wäre auch noch Platz für eine Kita“, sagt Thomas Bosse.

Im Rathaus-Anbau wird es keine Kita geben

In Norderstedt-Mitte wollen die Stadtplaner Kita-Container auf einer Fläche aufstellen, die südlich direkt an das Feuerwehrmuseum anschließt. Als langfristige Lösung sehen sie ein festes Haus im südlichen Bereich des Neubaugebietes Buckhörner Moor, in dem etwa 150 Wohneinheiten geplant sind – ein Standort, für den es Planungsrecht gebe, weil dort schon seit Langem ein Kita-Neubau geplant sei. Weitere Plätze im jüngsten Norderstedter Stadtteil sollen geschaffen werden, indem die Kita Storchengang erweitert wird.

Eine klare Absage erteilt der Baudezernent dem Vorschlag der CDU, eine Kita im geplanten Rathaus-Anbau unterzubringen. Die Verwaltung habe auf Antrag der CDU die Chancen für ein solches Projekt geprüft und verworfen: „Wegen der Brandschutzauflagen wäre es enorm aufwendig, Kinder im dritten und vierten Stock betreuen zu lassen“, sagte Bosse, der die Prüfergebnisse im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr vorgestellt hatte. Politik und Verwaltung seien sich einig gewesen, dass das Vorhaben nicht weiter verfolgt werden solle.

Die Container und Modulbauten sollen nicht länger als zwei Jahre als Kitas fungieren. „Solange brauchen wir, bis die neuen festen Häuser fertig sind“, sagte der Dezernent. Allerdings müsse auch noch viel Detailarbeit erledigt werden, um die Provisorien aufzustellen. Das müsse planungsrechtlich sicher sein, „wir wollen doch nicht, dass die dringend benötigten Plätze durch Anwohnerklagen zu Fall gebracht werden“. Bosse geht davon aus, dass die Container im Sommer bezugsfertig sein werden.

In jeder neuen Einrichtung soll es Platz für 60 bis 80 Kinder geben, die vorwiegend für die Drei- bis Sechsjährigen gedacht seien. „Obwohl wir in den letzten Jahren gebaut haben wie verrückt, ist die Versorgungsquote sogar zurückgegangen“, sagte Reinders. Nötig seien aber auch weitere Plätze für die Jüngsten.

Die Stadt muss aber nicht nur einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, sondern auch noch Personal finden. Schwierig, denn der Markt ist leer gefegt, und Hamburg bezahlt Erzieherinnen besser. „Das Tarifrecht lässt da nur wenig zu. Wir prüfen gerade, ob wir mit Zulagen finanzielle Anreize schaffen können“, sagte die Sozialdezernentin.