Norderstedt. Nur so kann die stark wachsende Nachfrage in Norderstedt bis zum Jahr 2020 gedeckt werden. Kinderzahlen steigen enorm an.

Die Situation im Kita-Bereich spitzt sich weiter zu. Die Nachfrage nach Plätzen wächst, das Angebot reicht nicht, um allen Eltern eine Betreuung zu ermöglichen. „Wir müssten bauen, bauen, bauen“, sagt Sozialdezernentin Anette Reinders, denn: 80 Kinder, die bis Ende 2017 drei Jahre alt geworden sind, haben noch keinen Kita-Platz. Zwar habe die Stadt in den vergangenen acht Jahren 355 neue Plätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren geschaffen, doch damit könne der aktuelle Bedarf nicht gedeckt werden, heißt es in der Vorlage der Verwaltung für die morgige Sitzung des Jugendhilfeausschusses.

Zwar könnten die Gruppen, in denen normalerweise 20 Jungen und Mädchen spielen und lernen, auf maximal 22 Plätze erweitert werden, aber: Schon Anfang Oktober waren 42 Plätze im Überhang belegt, im Jahr zuvor waren es nur 17. „Da sind wir froh, wenn Kinder außerhalb Norderstedts betreut werden“, sagt Reinders. Das trifft auf 50 Elementarkinder zu, für sie zahlt die Stadt einen Kostenausgleich an die Stadt oder Gemeinde.

392 zusätzliche Plätze sind von 2009 bis Ende 2017 für die Jüngsten entstanden. Auch hier zeichnen sich Engpässe ab, alle 638 Plätze sind besetzt. 211 Jungen und Mädchen werden von Tagesmüttern betreut, das entspricht etwa einem Viertel, der Anteil sinkt. Immer mehr Eltern wünschen sich einen Platz in einer Kita.

Die Lage werde sich weiter verschärfen, denn es gibt deutlich mehr Kinder als bisher vorhergesagt. „Deswegen brauchen wir unbedingt eine neue Bevölkerungsprognose“, sagt Reinders. Für 2016 sei eine Geburtenzahl von 630 prognostiziert worden, beim Einwohnermeldeamt seien aber 755 Neugeborene angemeldet worden. Die Ursachen sieht die Verwaltung in einer höheren Geburtenziffer, 2015 habe jede Norderstedterin rein rechnerisch 1,5 Kinder zur Welt gebracht, so viele wie seit 1982 nicht mehr. Für 2016 gebe es noch keine Zahlen. Norderstedt sei attraktiv für junge Familien, die Neubaugebiete und der Generationswechsel in den bestehenden Wohngebieten treiben die Kinderzahl nach oben. Die Verwaltung rechnet mit 100 zusätzlichen Kindern pro Jahrgang.

Dennoch will die Stadt an den Zielen festhalten, die der Jugendhilfeausschuss im Sommer 2015 vorgegeben hat: Bis 2020 soll es für 70 Prozent der Krippenkinder einen Platz geben und für 95 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen. Das bedeutet: Für die Jüngeren fehlen 180 Plätze, für die Elementarkinder 189. Momentan liegt die Versorgungsquote bei den Ein- bis Dreijährigen bei 59,6 Prozent, bei den Älteren bei 90,4 Prozent.

„Zurzeit gibt es keine Grundstücke, oder es müssen Bebauungspläne geändert werden“, sagt die Sozialdezernentin. Kurzfristig wollen die Stadt und der Verein der Kinder wegen Container aufstellen, um die Lücke bei den Drei- bis Sechsjährigen zu schließen. Doch da offenbart sich eine weitere Schwierigkeit, die sich bundesweit zeigt: „Wir finden keine Erzieherinnen“, sagt Reinders

Auch in Henstedt-Ulzburg fehlen Kita-Plätze, um die angestrebte Versorgung zu erreichen. 557 Kinder sind im Alter von eins bis drei, die Versorgungsquote liegt bei 48,47 Prozent. Bisher war eine Quote von 50 Prozent anvisiert, hierfür fehlen 85 Plätze. Der Kreis hält für die Großgemeinde eine Quote von 55 Prozent für erforderlich, es gibt sogar Berechnungen für 60 Prozent. Dann würden bis Ende 2019 124 oder sogar 163 Plätze fehlen.

Trotz dreier weiterer Einrichtungen fehlen Plätze

In dieser Kalkulation sind die U3-Bereiche dreier geplanter neuer Kitas noch nicht berücksichtigt. Am Schäferkampsweg (30 Plätze) wird das Deutsche Rote Kreuz bauen, am Dammstücken (30) steht die Trägersuche vor dem Abschluss. Auch auf dem Wagenhuber-Gelände auf dem Rhen wird eine Kindertagesstätte mit 20 U3-Plätzen entstehen, der Baubeginn steht noch nicht fest. Ebenso hat das Rauhe Haus Interesse bekundet, eine Kita zu bauen.

Aber: Selbst mit drei weiteren Kitas würden bei gleichbleibender Kinderzahl – und die Tendenz ist eher steigend – 44 Plätze fehlen, um die Quote von 55 Prozent zu erfüllen. Bei allen Berechnungen wird von 100 Tagespflegeplätzen ausgegangen.

Auch in Kaltenkirchen und Bad Bramstedt nimmt die Zahl der jungen Familien zu. Bisher können die Städte den Bedarf mit den vorhandenen Kitas oder geplanten Neubauten decken.

Kita-Plätze, Jugendhilfeausschuss, Donnerstag, 25. Januar, 18.15 Uhr, Rathaus.