Kreis Segeberg. Angebot reicht nicht, die Zahl der Kinder nimmt zu. 12,5 Millionen Euro sind vorgesehen, um eine ausreichende Betreuung zu sichern.
Zwar haben die Städte und Gemeinden im Kreis Segeberg seit 2006 gut 2000 neue Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen, aber: Das Angebot reicht nicht, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, denn in den nächsten Jahren wird die Zahl der Kinder deutlich steigen. Daher hat der Kreis das „1000-Plätze-Programm“ aufgelegt, will bis 2020 das Betreuungsangebot massiv ausbauen. 12,5 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Das steht im Kita-Bedarfsplan, den der Jugendhilfeausschuss am Donnerstag, 8. Februar, beschließen soll.
Der Kreis stützt sich auf eine Prognose des Statistikamtes Nord. Danach wird die Bevölkerung bis 2025 von aktuell 267.000 auf 275.000 Einwohner zulegen, die Zahl der Kinder unter drei Jahren wird auf 7100 wachsen. Die letzte Analyse weist 6859 Krippenkinder für das Jahr 2015 auf. „Grundsätzlich gilt weiterhin, dass jedes Kind im Kreis Segeberg einen Platz in der öffentlichen Tagesbetreuung findet. Das ist jedoch aktuell nicht mehr in jedem Fall gesichert“, sagt Landrat Jan Peter Schröder. Er sieht die Ursachen für die wachsende Kinderzahl in der Attraktivität des Kreises, viele Familien aus Hamburg „ziehen in unsere Neubaugebiete“. Die Geburtenrate steige, Familien hätten mittlerweile wieder mehr Kinder.
Der Fokus habe sich verschoben. Vor gut zehn Jahren galt es, vorrangig Kita-Plätze für die Drei- bis Sechsjährigen zu schaffen. Das sei zwar weitgehend gelungen, wie die Tabelle zeigt. Doch jetzt brauchten auch die Elementarkinder wieder zusätzliche Betreuungsangebote. Der Mangel an Plätzen zeigt sich massiv in Norderstedt: 80 Kinder, die bis Ende 2017 drei Jahre alt geworden sind, hatten Anfang des Jahres noch keinen Kita-Platz.
Trotz der steigenden Nachfrage will die Stadt an den Zielen festhalten, die der Jugendhilfeausschuss im Sommer 2015 vorgegeben hat: Bis 2020 soll es für 70 Prozent der Krippenkinder einen Platz geben und für 95 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen. Das bedeutet: Für die Jüngeren fehlen 180 Plätze, für die Elementarkinder 189. Momentan liegt die Versorgungsquote bei den Ein- bis Dreijährigen bei 59,6 Prozent – der Kreis rechnet anders und bezieht auch die Kinder zwischen 0 und 1 ein. „In dieser Altersgruppe ist zwar der Wunsch der Eltern, ihre Kinder betreuen zu lassen, relativ gering. Viele nutzen die Elternzeit, um die ersten Monate mit ihren Babys zu Hause zu verbringen“, sagt Manfred Stankat, Leiter des Kreisjugendamtes. Dennoch müssten die Jüngsten bei der Kalkulation einbezogen werden.
Da kommt Norderstedt auf eine Versorgungsquote von 40,5 Prozent und rangiert damit über dem Kreisschnitt von 38,9 Prozent. Spitzenreiter ist Bad Segeberg mit 55,3 Prozent. „Der hohe Wert entsteht dadurch, dass hier auch viele Kinder aus dem Umland betreut werden“, schreiben Landrat und Stankat im Kita-Bedarfsplan. Gerade in kleinen Gemeinden herrsche Unsicherheit beim Bau von Kitas, die Verantwortlichen befürchteten langfristig Leerstände. „Kitas bedeuten für die gemeindlichen Haushalte eine hohe Belastung. Das mögliche Risiko, über Bedarf und damit nicht kostendeckend zu bauen, verzögert notwendige Maßnahmen“, sagt Schröder.
Grundstücke fehlen, um Kitas zu bauen oder zu erweitern
Angesichts der Prognosen hat der Kreis die Betreuungsziele angehoben. Ursprünglich gingen Verwaltung und Politik davon aus, dass es reichen werde, für jedes zweite Kind unter drei Jahren einen Kita-Platz vorzuhalten. Jetzt wurde der Zielwert auf 60 Prozent erhöht. Doch da stünden einige Hindernisse im Weg: Es gebe kaum noch Chancen, bestehende Kitas zu erweitern beziehungsweise neue zu bauen, weil die Grundstücke fehlten. Es sei schwierig, Träger zu finden, und der Markt an Fachkräften sei leer gefegt. „Der Mangel an qualifiziertem Personal zeigt sich inzwischen flächendeckend“, sagt der Landrat. Die Folgen: Neue Gruppen könnten erst später als geplant eröffnet werden, weniger Erzieher und Erzieherinnen sowie sozialpädagogische Assistenten als vorgeschrieben müssten die Kinder betreuen.
Durch die zusätzliche Belastung erhöhe sich der Krankenstand, die Spirale drehe sich weiter. Die Kitas seien nicht nur voll, sondern viele sogar überbelegt, wodurch die Städte und Gemeinden vorrangig nur noch „eigene“ und keine Kinder mehr aus den Nachbarorten aufnehmen würden.
„Einfache Lösungen gibt es nicht“, sagt der Chef der Kreisverwaltung. Helfen könne es, die Tagespflege zu stärken und zu institutionalisieren. Einfamilienhäuser, in denen Tagesmütter ausschließlich Kinder betreuen, könnten mit relativ geringen Investitionen umgebaut werden. Zudem fielen die Betriebskosten geringer aus als in einer Kita. Weiterer Vorschlag: Mehrere Gemeinden schließen sich zum Betrieb einer Kita zusammen. Container könnten als schnelle Zwischenlösung dienen, da es meist zwei oder drei Jahre dauere, bis eine neue Kita gebaut oder eine vorhandene erweitert sei. Schließlich will der Kreis den Bedarf künftig nicht mehr nur einmal jährlich erfassen, sondern jedes halbe Jahr. Dadurch soll die Nachfrage präziser erfasst und mit dem Bedarf und den Kapazitäten abgeglichen werden.
Kita-Bedarfsplan, Jugendhilfeausschuss,
Do 8.2., 18 Uhr, Sitzungssaal des Kreistags, Hamburger Straße 30, Bad Segeberg