Norderstedt. Der Fotograf und ehemalige Abendblatt-Redakteur Herbert Lau überlässt der Stadt 1200 Negative aus seiner Zeit als Lokaljournalist.

Herbert Lau war einer der Ersten, der über Norderstedt berichtete und die junge Stadt mit seiner Kamera in den Fokus nahm. Noch vor der Stadtgründung am 1. Januar 1970, als sich die vier Dörfer Glashütte und Garstedt, Friedrichsgabe und Harksheide zu einer Stadt zusammenschlossen. Der Redakteur des Hamburger Abendblatts hat auch die Stadtgründung dokumentiert, in Foto und Wort. Etwa 1200 Foto-Negative in Schwarzweiß aus dieser Zeit, von 1969 bis 1982, hat der heute 82-Jährige jetzt dem Norderstedter Stadtmuseum überlassen.

Möglich gemacht hat das die gemeinnützige Günther-Fielmann-Stiftung, für die der Kunsthistoriker Jürgen Ostwald immer wieder lokale Schätze hebt, um sie Museen zu schenken, die keinen oder nur einen geringen Anschaffungsetat haben.

Etat von 100.000 Euro pro Jahr

„Das mache ich seit mehr als 20 Jahren und habe schon 200 Museen geholfen, 100 Häusern davon in Schleswig-Holstein. Ich weiß, was die Museen brauchen“, sagt Jürgen Ostwald, der pro Jahr einen Etat von 100.000 Euro für diese Schenkungen ausgeben darf, für Restaurierungen sorgt und Konzepte für Ankäufe ausarbeiten lässt.

„Wir hoffen jetzt, dass wir auch noch Negative von Herbert Lau ankaufen können, die bis ins Jahr 2000 datiert sind“, sagt Marlen von Xylander, Norderstedts Stadtarchivarin. Bis zum Jahr 2000 arbeiteten die Fotografen des Hamburger Abendblatts überwiegend mit Schwarzweiß-Filmen, um dann sukzessive zur Farbe zu wechseln.

Herbert Laus Negative werden vom Stadtmuseum digitalisiert und archiviert. Dabei hat Lau bereits akribische Vorarbeit geleistet. „Als ich pensioniert wurde, hatte ich endlich Zeit, die Negative zu katalogisieren“, sagt Herbert Lau. Exakt hat er jedes Negativ mit Datum, Ort, Personennamen und Anlass ausgezeichnet, darunter beispielsweise den Schilderwechsel vom Kreis Stormarn zum Kreis Segeberg im Januar 1970, denn mit der Stadtgründung kam Norderstedt vom Kreis Stormarn zum Kreis Segeberg. Herbert Lau war dabei.

Er war auch dabei, als am 25. November 1973 die auch zu der Zeit viel befahrene Ochsenzoll-Kreuzung autoleer war und die Norderstedter unbeschwert mitten auf der breiten Straße spazieren gingen. Wegen der Ölkrise herrschte Fahrverbot in Deutschland, alle Autos blieben stehen.

1979 fotografierte Herbert Lau die Übergabe der Erntekrone vor dem damaligen Rathaus am Harksheider Markt, als Ortsbauernvorsteher Hans Post die Ährenkrone dem damaligen Bürgervorsteher Jürgen Benthack und Stadtrat Gerwin Anderson überreichte.

Helmut Kohl 1979 im Herold-Center

Auch Helmut Kohl kam dem Norderstedter Journalisten in den Fokus, als Kohl als Bundeskanzler 1979 mit CDU-Mitgliedern das Herold-Center besichtigte. Doch Herbert Lau hat auch ein gutes Auge für die kleinen Szenen, die in den Handwerksstuben und Wohnzimmern. 1979 fotografierte er den Schuhmachermeister Edmund Bomhoff und seinen Sohn Karsten in der Schuhmacherwerkstatt an der Niendorfer Straße/Ecke Kirchenstraße in Norderstedt.

5000 Negativfilm-Bogen hat Herbert Lau mit seiner Kamera produziert. Auf jedem Bogen sind zwischen 30 und 36 Aufnahmen. Macht ungefähr 150.000 Fotos. Er war fast jeden Tag mit seiner Kamera unterwegs, zu Terminen, zu Ereignissen, zu Hochzeiten und Katastrophen. Von morgens bis oft abends, wenn er leise in den Festsaal am Falkenberg schlich und Theater-Szenen aufnahm. Im Dunkeln, aus freier Hand, ohne Stativ, ohne Blitz.

Herbert Lau hat ein halbes Jahrhundert fotografiert. Vor allem aber sind seine Fotografien eine Dokumentation über das Entstehen und Wachsen Norderstedts.