Kreis Segeberg. In Kaltenkirchen sollen gelben Straßenlaternen ersetzt werden. Über die Gestaltung der neuen Lampen sollen die Bürger entscheiden.
Es soll ja noch Leute geben, die Kaltenkirchen nicht kennen. Es werden aber immer weniger. Und mit welch minimalistischen Mitteln sich dieser Ort ins Gespräch bringt – davon können selbst ausgebuffte PR-Füchse noch viel lernen.
Andernorts klotzt man sich für Abermillionen Euro eine Philharmonie in die Stadtsilhouette, um an Profil zu gewinnen. In Kaltenkirchen genügte vor etwa 30 Jahren die Installation einiger Straßenlaternen zum Stückpreis von Paarmarkfuffzich, um Aufsehen zu erregen. Gehalten in halluzinogenem Gelb und obenherum ringförmig gekrümmt, als sollte gleich ein Zirkuslöwe zur Knallpeitsche „allez hopp!“ machen. Wenn man mit auswärtigen Gästen durch Kaltenkirchen fährt, fällt eigentlich nie ein Kommentar über Irgendwas – außer über diese Straßenlaternen. Die sind, sozusagen, Kaltenkirchen.
Und jetzt sind sie unwirtschaftlich geworden und müssen weg. Anstatt einfach neue anzuschaffen, wie es doch Aufgabe einer Verwaltung ist, delegiert die Stadtvertretung das Problem an die Bürger: Die sollen per Stimmzettel darüber entscheiden, welches Beleuchtungsmodell demnächst dafür sorgt, dass Kaltenkirchen ein Licht aufgeht. Lieber Bürgermeister Krause, es sind schon Menschen irre geworden, bloß weil sie zusammen mit ihrem Ehegespons eine Lampe fürs Wohnzimmer aussuchen mussten. Wenn sich etliche Tausend Kaltenkirchener über die passenden Laternen einigen sollen, befürchte ich Krawalle. Oder Pattsituationen nach Auszählung der Stimmzettel. Dann kriegt Kaki vielleicht eine GroKo-Beleuchtung in Schwarzrot. Oder die Laternen integrieren blinkende Verkehrssignale („Ampelkoalition“) – und kein Schwein weiß mehr, wann Vollgas oder Vollbremsung angesagt ist. Ich glaube ja, diese Aktion mit der Laternenwahl ist wieder nur einer dieser meisterhaften PR-Tricks, um Kaltenkirchen ins Gespräch zu bringen. Versuch gelungen. Und nun bitte ein paar Laternen kaufen, und gut ist’s.