Abendblatt-Kolumnist Jan Schröter gehört zum Autorenteam der beliebten ZDF-Serie „Das Traumschiff“. An Bord war er noch nie.

Wenn die Kellner mit je einer Eisbombe auf dem Tablett einmarschieren, die Wunderkerzen Funken sprühen und der Dinner-Marsch von James Last erklingt, ist die Welt wieder in Ordnung. Kapitän Burger lächelt zufrieden, Chef-Stewardess Beatrice eher verschmitzt: Die Kernprobleme sind gelöst, das „Traumschiff“ schippert wieder in ruhigem Fahrwasser. Für Turbulenzen haben vorher die kleinen Episoden von verliebten, verängstigten oder dezent hinterhältigen Passagieren gesorgt.

Ein besonders aufmerksamer Zuschauer der TV-Erfolgsserie sitzt in Wrist vor dem Bildschirm: Abendblatt-Kolumnist Jan Schröter („Schröters Wochenschau“) gehört zum Autorenteam der ZDF-Serie „Das Traumschiff“, das seit 1981 mehr als sechs Millionen Zuschauer vor die TV-Geräte lockt.

Auch für ihn ist die jeweilige Traumschiff-Episode eine Art Premiere: Den gesamten Film hat er bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen. Genau genommen kann sich Jan Schröter kaum noch daran erinnern, was er einst geschrieben hat, um die Zuschauer zu unterhalten. Und die gesamte Handlung der jeweiligen Traumschiff-Episode kennt er schon gar nicht.

Jan Schröter schreibt einen der drei Handlungsstränge

Wer die Uruguay-Episode am zweiten Weihnachstag gesehen hat, erinnert sich wahrscheinlich, dass der 90-minütige Film in mehrere Handlungsstränge aufgeteilt ist. Drei Drehbuchautoren schreiben die Einzelstränge, ein Headwriter führt sie zusammen und macht daraus den Gesamtfilm – so ist das Arbeitsprinzip beim „Traumschiff“. Jan Schröter hatte sich die Geschichte der beiden zerstrittenen und kindsköpfigen Lehrer (gespielt von Marek Erhardt und Nicki von Tempelhoff) ausgedacht, die sich nach vielen Streitereien mit Hilfe einer weiteren Kollegin und künftigen Schulleiterin (Birge Schade) wieder versöhnen.

Jan Schröter kann rudern, auf einem Kreuzfahrtschiff war er aber noch nie
Jan Schröter kann rudern, auf einem Kreuzfahrtschiff war er aber noch nie © Jan Schröter | Jan Schröter

Ausgangspunkt dieser Traumschiffepisode war im Frühjahr 2016 ein Treffen mit dem Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft Polyphon, einem Produktionsleiter und den vier Autoren. Fest stand zu diesem Zeitpunkt, dass Uruguay angelaufen werden sollte, das Handlungsgerüst sollten sich die Autoren ausdenken. Jan Schröter ersann die Geschichte der beiden zerstrittenen Lehrer, skizzierte sie und reichte wenig später einen Drei-Seiten-Vorentwurf (Pitch) ein. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keinen Vertrag“, sagt Jan Schröter, der seit 1995 als Drehbuchautor tätig ist. Erst als sein Entwurf angenommen wurde, war klar, dass Honorar fließen würde.

Zweiter Schritt: Ein Szene-Treatment ohne Dialoge, wobei der jeweilige Autor bestimmte Vorgaben beachten muss: Beginn der Handlung an Bord, zweiter Teil an Land, dritter Teil wieder an Bord des Schiffes. „Außerdem dürfen nicht zu viele Personen eingefügt werden, damit die Produktion nicht zu teuer wird.“ Beim Aufbau seines Drehbuches muss Jan Schröter auch darauf achten, dass die Handlung gut zu verfolgen ist, da sich die einzelnen Handlungsstränge kreuzen und immer wieder unterbrochen werden.

Jeweils im Oktober müssen die Drehbücher vorliegen, damit im Februar und März gedreht werden kann. Was die Autoren-Kollegen geschrieben haben, erfährt Jan Schröter selbst erst, wenn er die fertige Episode auf dem Bildschirm verfolgt. So wird es auch in der Episode am 1. Januar sein: Das Traumschiff legt in Los Angeles an, aber die einzelnen Geschichten nehmen schon auf hoher See ihren Lauf. Jan Schröter hat die Geschichte des 19-jährigen Nico (Remo Schulz) beigesteuert, der mit seiner Stiefmutter (Lena Stolze) nach Los Angeles will, um dort als Stuntman Karriere zu machen. Unterwegs versucht er, die Aufmerksamkeit von Carina (Annika Schrumpf) zu gewinnen und lässt sich allerlei Dummheiten einfallen. Auch hier gilt das Grundprinzip: Pro Handlungsstrang drei Akte. „Es ist nicht immer leicht, die Geschichte von Bord und wieder zurück zu verlagern“, sagt Jan Schröter, der inzwischen aber schon Routine hat und auf seinen Erfahrungsschatz zugreifen kann: Seit gut 15 Jahren schreibt er Drehbücher für das „Traumschiff“.

80-mal „Das Traumschiff“ im ZDF

Am 22. November 1981 strahlte das ZDF die erste „Traumschiff“-Folge aus, am 1. Januar 2018 um 20.15 Uhr wird die 80. Folge gesendet. Produzent Wolfgang Rademann hatte die Idee nach dem Vorbild der US-Serie „The Love Boat“ entwickelt.

In der Reihe werden die zumeist heiteren und spannenden Verwicklungen der Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs, das in jedem Film zu einem anderen Urlaubsziel unterwegs ist, erzählt.

Der Kapitän, die Chefhostess und der Schiffsarzt tun ihr Möglichstes, um für alle Beteiligten ein Happy End herbeizuführen. Seit über 20 Jahren werden die Folgen jeweils am zweiten Weihnachtstag und Neujahr ausgestrahlt, vorher gab es andere Sendeplätze. Heide Keller ist als Chefhostess von Anfang an dabei, Sascha Hehn ist seit 2014 Kapitän, war aber bereits in den ersten 16 Folgen Chefsteward.

Marek Erhardt ist mit acht Einzelrollen der bisher meistbeschäftigte Gastdarsteller. Gedreht wird seit 2015 auf dem Kreuzfahrtschiff „Amadea“; es ist das fünfte Schiff, das als Filmkulisse dient. Die „Traumschiff“-Folgen werden von der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft produziert.

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Angefangen hatte alles im Jahre 2002, als er das Drehbuch für den TV-Film „Singapur-Express – Geheimnis einer Liebe“ mit Barbara Wussow verfasste. Produzent Wolfgang Rademann war von dem Schröder-Script so angetan, dass er ihn danach regelmäßig mit dem Verfassen von „Traumschiff“-Episoden beauftragte. Seitdem ist Jan Schröter dabei. Nicht in jeder Folge, aber doch regelmäßig. Für die nächste Staffel zum Beispiel hat er schon im Herbst das Drehbuch für einen Handlungsstrang abgeliefert. Auch nach dem Tod von Wolfgang Rademann im Januar 2016 geht es mit dem „Traumschiff“ und Jan Schröter weiter. Dabei erhält der Abendblatt-Kolumnist ein festes Honorar, das eine Beteiligung an einer weiteren Vermarktung der Filme ausschließt. Für Wiederholungen oder Ausstrahlungen im Ausland erhält er also kein zusätzliches Honorar. Auch bei der Auswahl der Schauspieler hat er kein Vorschlags- oder gar Auswahlrecht. „Davon habe ich ja auch gar keine Ahnung“, sagt Jan Schröter, der mit der Wahl der Produktionsgesellschaft aber meistens zufrieden ist.

80-mal „Das Traumschiff“ im ZDF

Am 22. November 1981 strahlte das ZDF die erste „Traumschiff“-Folge aus, am 1. Januar 2018 um 20.15 Uhr wird die 80. Folge gesendet. Produzent Wolfgang Rademann hatte die Idee nach dem Vorbild der US-Serie „The Love Boat“ entwickelt.

In der Reihe werden die zumeist heiteren und spannenden Verwicklungen der Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs, das in jedem Film zu einem anderen Urlaubsziel unterwegs ist, erzählt.

Der Kapitän, die Chefhostess und der Schiffsarzt tun ihr Möglichstes, um für alle Beteiligten ein Happy End herbeizuführen. Seit über 20 Jahren werden die Folgen jeweils am zweiten Weihnachtstag und Neujahr ausgestrahlt, vorher gab es andere Sendeplätze. Heide Keller ist als Chefhostess von Anfang an dabei, Sascha Hehn ist seit 2014 Kapitän, war aber bereits in den ersten 16 Folgen Chefsteward.

Marek Erhardt ist mit acht Einzelrollen der bisher meistbeschäftigte Gastdarsteller. Gedreht wird seit 2015 auf dem Kreuzfahrtschiff „Amadea“; es ist das fünfte Schiff, das als Filmkulisse dient. Die „Traumschiff“-Folgen werden von der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft produziert.

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An einer „Traumschiff“-Kreuzfahrt hat er selbst noch nie teilgenommen. Eine bescheidene Anfrage wurde von Wolfgang Rademann abgelehnt – sein Kommentar: „Sie sind doch Autor und haben Fantasie, da reichen ein paar Prospekte, um sie anzuregen.“ Jan Schröter musste es einsehen.

Jetzt sind die Drehbücher für „Familie Dr. Kleist“ in Arbeit

Die „Traumschiff“-Folgen sind Weihnachten und Neujahr für viele Menschen eine feste Größe und eine Art Konstante im Festtagstrubel, für Jan Schröter ist die jeweilige Folge eher Schnee von gestern. Er ist dann längst mit anderen Projekten beschäftigt. Aktuell schreibt er Folgen für die achte Staffel der Vorabendserie „Familie Dr. Kleist“, die von November 2018 an ausgestrahlt werden.

Dafür liefert er Gesamtdrehbücher ab, für die er vorher genau recherchieren muss: Die jeweils eingebauten medizinischen Fälle müssen noch in den Behandlungsrahmen einer Hausarztpraxis passen, sie müssen stimmig und auch für Mediziner nachvollziehbar sein. Das Internet und Fachbücher helfen weiter, notfalls steht ein beratender Arzt zur Verfügung. Überhaupt ist Jan Schröter, der einst Sonderpädagogik studiert und als Buchhändler gearbeitet hat, ein Serienspezialist, der unter anderem auch für das „Großstadtrevier“ geschrieben hat.