Norderstedt. Mit den neuen technischen Errungenschaften, wie etwa dem Amazon-Lautsprecher Alexa, verändert sich auch der Sprachgebraucht.
Der Heimatbund Norderstedt hat sein „Jahrbuch 2017“ vorgelegt. Darin ist die Geschichte der hiesigen Stadtwerke beschrieben. Zum Beispiel die Anekdote, wie sich vor anno 1900 in Garstedt ein „Verschönerungsverein“ gründete. Der schaffte zwölf Petroleumlampen an und ließ sie von einem Lampenputzer bedienen und warten. Es ward Licht – und das war nur der Anfang.
Vielleicht schaltet bald jeder die Straßenlaternen vor seiner Haustür bei Bedarf selber an und aus. Wobei der moderne Mensch ja gar keinen Schalter mehr betätigt. Er brüllt einfach: „Alexa, mach’ das Licht aus!“ – zackbumm ist es dunkel, demnächst also auch auf der Straße vorm Haus. Für alle, die mit zeitgeistiger Technik wenig am Hut haben, sei kurz erklärt: Alexa ist ein Produkt des Online-Moguls „Amazon“. Ein gedrungener Blechzylinder mit mehr Spionage-Ausrüstung an Bord als James Bond in geheimer Mission. Alexa schaltet das Licht an, reguliert die Heizung, bestellt Pizza und ruft ein Taxi. Ohne diese Schaltzentrale läuft demnächst nichts mehr im Haushalt. Und alles passiert per Sprachbefehl. „Alexa, spiel’ Musik!“. „Alexa, lauter!“ „Alexa, leiser!“ Imperative knallen durchs Haus. Die Sprache wird härter und unsere Umgangsformen wieder etwas ungehobelter. Ich weiß, die technische Entwicklung lässt sich nicht zurückdrehen. Aber vielleicht sollten wir dem Wort „Bitte“ und damit der Höflichkeit im Umgang miteinander wieder mehr Gewicht verschaffen. Es wäre technisch gewiss kein Problem, die Alexa-Schaltzentrale nur auf vollständige Sätze, ergänzt mit einem freundlichen „bitte“, reagieren zu lassen. Und wenn wir schon dabei sind: Sämtliche sprachgesteuerten Geräte sollten sich werkseingestellt nur aktivieren lassen, wenn sie darum gebeten werden.
Die Jugend von morgen würde dann ganz sicher zur höflichsten Generation seit Menschengedenken, weil ihr gar nichts anderes übrig bliebe. Dann wäre wirklich Licht...