Kreis Segeberg. Der neunjährige Autist aus Bimöhlen braucht dringend einen speziell ausgebildeten Assistenzhund. Kosten: 25.000 Euro.

Anthony lebt in seiner eigenen Welt, die ohne Gestik und Mimik auskommt – er hat das Asperger-Autismus-Syndrom. Nonverbale Signale kann der Neunjährige nicht verstehen, ist schnell überfordert und reagiert daher oft impulsiv und laut. Für Außenstehende wirkt er respektlos und ungezogen. Das macht einsam. Anthony hat keine Freunde. „Er igelt sich zuHause ein“, sagt seine Mutter Nadine Pötter (29), „Menschen verstehen Anthonys Verhalten nicht – Hunde dagegen schon. Sie kommunizieren auf einer Ebene mit Autisten.“ Und deshalb soll der Junge einen speziell ausgebildeten Assistenzhund bekommen, das ist der Wunsch der jungen Familie aus Bimöhlen. Einem Vierbeiner wären die stressbedingten, unkontrollierten Muskelzuckungen des Zweitklässlers egal, er würde dessen stürmische Umarmungen tolerieren, ihm Ruhe und Sicherheit geben, ihn in die Schule und auf Ausflügen begleiten und mit ihm die Welt erforschen. „Er würde Anthony annehmen, wie er ist, und er würde vor allem sein bester Kumpel sein“, sagt Mutter Nadine und schaut nachdenklich ihre Hauskatze Devil an, die sich leider gegen die wilden Zärtlichkeiten Anthonys deutlich wehrt.

Ulrich Zander vom Hundezentrum Norddeutschland bei Rostock züchtet und bildet seit sieben Jahren Signalhunde für Hörgeschädigte, Epilepsie- und Diabetikerwarnhunde, Blinden-, Schul- und Klinikhunde sowie Autismusbegleithunde aus. Von Schleswig-Holstein bis Bayern schenken sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen neue Lebensqualität. „Zehn Hunde bilden wir pro Jahr aus, doch die Anfragen übersteigen unsere Kapazität um das Vielfache. Jede Woche erhalten wir etwa sieben Gesuche, die wir genau analysieren, ob ein Tier dem individuellen Krankheitsbild gerecht werden kann, die persönlichen Umstände und Haltungsform adäquat sind“, betont der Hundetrainer.

Die Krankheit

Das Asperger-Syndrom (AS) ist eine Variante des Autismus und wird zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet.

Merkmale sind einerseits Schwächen in der sozialen Interaktion sowie Kommunikation und andererseits stereotypes Verhalten mit eingeschränkten Interessen.

Wie alle Autismusstörungen gilt das AS als angeboren, nicht heilbar und macht sich etwa vom vierten Lebensjahr an bemerkbar.

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Für Anthony hat Zander bereits vier Kandidaten im Visier. Sie heißen Jacks, Happy, Deli und Jessi, sind zehn Monate alt und könnten im Frühjahr mit der gut einjährigen Ausbildung beginnen. Doch die ist teuer und kostet 25.000 Euro. Eine Summe, die Familie Pötter nicht alleine aufbringen kann. Deshalb wurde Anfang November vom gemeinnützigen Servicehundezentrum e.V. ein Spendenkonto eingerichtet. Darüber hinaus durften Nadine und Stefan Pötter Spendendosen in regionalen Geschäften aufstellen, planen ein Benefiz-Dartturnier, erhalten Rückhalt von Nachbarn im 970-Seelen-Dorf und hoffen nun bundesweit auf finanzielle Unterstützung.

Familie kann das Geld nicht aufbringen

Nadine Pötter (29) und ihr Sohn Anthony, der am Asperger-Syndrom leidet. Ein Assistenzhund würde dem Neunjährigen Ruhe und Sicherheit geben
Nadine Pötter (29) und ihr Sohn Anthony, der am Asperger-Syndrom leidet. Ein Assistenzhund würde dem Neunjährigen Ruhe und Sicherheit geben © HA | Claudia Blume

„Für Anthony wäre ein Assistenzhund ein Geschenk fürs Leben und würde uns und seinem fast zweijährigen Bruder Bennet ein ausgeglichenes, stabiles Familienleben ermöglichen“, sagt Nadine Pötter und erzählt von Anthonys Begegnung mit Viggo, einem sechsjährigen Australian Shepherd vom Hundezentrum Norddeutschland. „Das war Liebe auf den ersten Blick. Unser Sohn strahlte und tollte glücklich mit dem Hund herum wie ein ‚normales’ Kind. Der Rüde genoss die Streicheleinheiten, die beiden wurden eine Einheit, und Anthony entspannte sich sichtlich“ Doch Viggo kann leider nicht dauerhaft Anthonys Kumpel werden – er hat bereits eine Menschenfamilie –, aber vielleicht eines seiner verspielten, verschmusten Hundekinder Jacks oder Happy – möglicherweise auch die Labradorhündinnen Deli oder Jessi. Das entscheidet sich im Februar, wenn Trainer Ulrich Zander nach Bimöhlen kommen und ganz genau darauf achten wird, ob die Chemie zwischen Anthony und einem der Junghunde auf Anhieb stimmt – denn dann wird daraus eine feste Partnerschaft fürs Leben.

Weitere Infos auf Facebook unter „Assistenzhund für Anthony“. Spendenkonto:
Servicehundezentrum e.V., IBAN: DE35 1305 0000 0201 0830 51, BIC: NOLADE21ROS, Verwendungszweck: Assistenzhund für Anthony