Kaltenkirchen/Kiel. Zwei Kaltenkirchener Schul-Unternehmen belegen beim Junior-Landeswettbewerb mit ihren nachhaltigen Ideen den zweiten und dritten Platz.

Nur ein Kochbuch kommt besser an als die Glühbirnen aus Kaltenkirchen. Das Unternehmen Re-Pear, gegründet von Schülern des Gymnasiums Kaltenkirchen, belegt beim Landeswettbewerb Junior den zweiten Platz. Aus alten Glühbirnen fertigen die Schüler kleine Öllampen. Gewonnen hat wie im Vorjahr ein Unternehmen der Jungmannschule in Eckernförde, das nun mit seinem Koch- und Backbuch mit Rezepten von Flüchtlingen beim Bundes- und Europawettbewerb mitmachen darf. Dritter wurde das Unternehmen furNature Manifactory ebenfalls vom Gymnasium Kaltenkirchen. Das Unternehmen stellt aus alten Obstkisten Dekorationsartikel und Möbel her. Als Preise gibt es für die Zweitplatzierten ein Seminar mit einem Gedächtnistrainer und für die Drittplatzierten ein Segeltörn auf der Kieler Förde.

„Die Produktidee von Re-Pear ist total gut. Sie ist witzig und clever“, sagt Matthias Glazik von der Investitionsbank Schleswig-Holstein, die den Landeswettbewerb ausrichtet. Er war Mitglied der fünfköpfigen Jury und konnte sich vom professionellen Auftreten der Kaltenkirchener wie der anderen Junior-Unternehmen überzeugen. Neben der Produktidee und der Präsentation auf dem Landesentscheid in Kiel überprüfte die Jury auch die Geschäftszahlen und die Berichte der jungen Unternehmer. Bei dem Wettbewerb gründen Schüler ab der neunten Klasse an ihrer Schule ein auf ein Jahr befristetes Unternehmen. Von der Produktentwicklung über Buchhaltung und Produktion bis hin zum Verkauf und Marketing müssen die Schüler dabei alle Bereiche abdecken.

Vier Schulen aus dem Kreis Segeberg dabei

Unter den zehn Teilnehmern, die sich beim Landeswettbewerb in der Sparkassen Akademie in Kiel vorstellten, waren noch zwei weitere aus dem Kreis Segeberg. Die Firma WoodReloaded, die USB-Sticks aus recyceltem Holz produziert, wurde von Schülern des Coppernicus-Gymnasiums gegründet. Die Norderstedter gingen aber ebenso leer aus wie das dritte Junior- Unternehmen des Gymnasiums Kaltenkirchen. Change4ward bedruckt sogenannte Powerbanks, mit denen beispielsweise Smartphones unterwegs aufgeladen werden können.

Warum ist ausgerechnet Kaltenkirchen so prominent vertreten? „Bei uns ist die Teilnahme verbindlich in den Unterricht integriert, die Schüler haben zwei Stunden in der Woche nur für das Unternehmen“, sagt Lehrer Bernd Gagelmann, der gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Reith die diesjährigen Unternehmen des Gymnasiums Kaltenkirchen betreut.

Die Firma furNature arbeitet mit gebrauchten Obstkisten und stellt unter anderem Couchtische und Regale her. Ben Koltzau (vorne rechts) ist der Geschäftsführer der achtköpfigen Junior Firma vom Gymnasium Kaltenkirchen.
Die Firma furNature arbeitet mit gebrauchten Obstkisten und stellt unter anderem Couchtische und Regale her. Ben Koltzau (vorne rechts) ist der Geschäftsführer der achtköpfigen Junior Firma vom Gymnasium Kaltenkirchen. © Helge Buttkereit

„Wir treffen uns jeden Mittwoch in zwei Schulstunden, in denen wir besprechen, was passiert ist und was in der nächsten Zeit ansteht“, erklärt Atila Cete, der bei Re-Pear für das Marketing zuständig ist. Probleme werden im Team ausdiskutiert und gelöst. Produziert werden die Öllampen aus alten Glühbirnen in der Freizeit. „Das hat am Anfang länger gedauert, seit klar ist, wie es geht, läuft es viel schneller“, sagt Thimo Wieschiolek, der für die Produktion verantwortlich ist. Die Herstellung einer Öllampe dauert jetzt etwa 20 Minuten, in einem Video auf der Website www.re-pear.de können die Arbeitsschritte nachvollzogen werden. Alle zehn Mitarbeiter des Unternehmens schreiben sich die Zeit auf, die sie für das Unternehmen aufwenden, und bekommen dann je Arbeitsstunde einen geringen Cent-Betrag ausgezahlt.

Als Startkapital stehen jedem Junior Unternehmen maximal 900 Euro zur Verfügung, die durch Anteilsscheine von je zehn Euro beschafft werden. Der Gewinn geht entweder an die Anteilseigner oder wird gespendet. Nachhaltigkeit steht bei Junior hoch im Kurs und so konnten Unternehmen wie furNature Manifactory und Re-Pear mit ihren Ideen punkten. „Wir haben unsere Birnen über einen Aufruf in der Zeitung bekommen“, berichtet Lennart Blödorn, der im Unternehmen als Vorstand fungiert. Nachdem die Produktion im vergangenen Monat angelaufen ist, sind die ersten Birnen bereits verkauft und die Kaltenkirchener haben auch schon die Handelskammer in Hamburg von ihrem Produkt überzeugt. Auf deren Gründertag in Hamburg haben sie sich vorgestellt, nun seien die Verantwortlichen der Handelskammer auf sie zugekommen und wollten gerne die Re-Pear-Öllampen als Trophäe für ihre Innovationspreise nutzen. Re-Pear steht dabei zum einen für Recycling und zum anderen für Birne (im Englischen „pear“).

Auch der zweite Preisträger aus dem Gymnasium Kaltenkirchen recycelt: Obstkisten aus dem Alten Land. Sie würden sonst weggeworfen, sagt Ben Koltzau. Er ist unter den acht Mitarbeitern der Vorstand, aber eine strenge Hierarchie gibt es nicht. „Wir versuchen, alle Konflikte in der Gruppe in Diskussionen zu lösen“, sagt Koltzau.

Wie wichtig das Team und die Kommunikation im Unternehmen ist, haben auch die anderen Teilnehmer aus dem Kreis Segeberg festgestellt. „Man muss sich auf die anderen verlassen und mit ihnen kommunizieren. Man kann nicht stur den eigenen Weg gehen“, sagt Melina Hermann vom Coppernicus-Gymnasium.