Norderstedt. Schüler des Norderstedter Coppernicus-Gymnasiums beteiligen sich am Junior-Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Auf einem Tuch auf der Werkbank liegen jede Menge USB-Sticks. Blank, ohne Hülle und Etui. Nicola Voicu nimmt so ein kleines Stück Metall und steckt es in den Schlitz eines kleinen Holzstückes, das als Hülle für den Stick dient. Denn ohne diese Hülle würde das Plättchen schnell verloren gehen und damit alle auf dem Stick gespeicherten Daten wie Texte, Fotos, Briefe und Dokumente.

Mit diesen USB-Sticks werden von Computer zu Computer Daten transferiert. Doch die Rohlinge, die eigentlichen Datenträger dieser USB-Sticks, sind so klein, dass es hilfreich ist, sie in ein Etui zu stecken. Diese Hülle wiederum nutzen viele Unternehmen als Werbefläche. Zusammen mit dem Stick ergibt das ein feines, kleines Geschenk.

Strukturen und einer Firma kennenlernen

Das fanden auch Nicola Voicu und einige ihrer Mitschülerinnen und -schüler am Norderstedter Coppernicus-Gymnasium. Sie sammelten Sticks, fanden viele gut, viele aber auch wenig kreativ gestaltet und wenig umweltfreundlich. Sie wollten Alternativen schaffen und entwickelten die Geschäftsidee Wood Reloaded, die sie als Junior-Projekt beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln einreichten, das bundesweit Junior-Projekte für neunte und zehnte Klassen an Schulen ausschreibt. Wood Reloaded ist nun der Name einer Firma für Sticks, die in einem Etui aus wiederverwertetem Holz stecken.

Die Schüler sind mit ihrer Firma auch zum Landeswettbewerb des Instituts der deutschen Wirtschaft zugelassen, der am 27. April in Kiel stattfindet. „Wir hoffen, andere Junior-Firmen kennen zu lernen und wünschen uns, die bestmöglichen Ergebnisse für unser Unternehmen zu erzielen“, sagt Nicola Voicu.

Ein feines, kleines Geschenk: ein USB-Stick im Schmuckbeutel mit Samt
Ein feines, kleines Geschenk: ein USB-Stick im Schmuckbeutel mit Samt © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Dem Landeswettbewerb folgen der Bundes- und der Europawettbewerb. In dem Programm sollen die Schüler die Strukturen, die Organisation und den Ablauf einer Firma kennenlernen und praktisch umsetzen. Das Institut prüft die Leistungen beispielsweise auf der Grundlage eingereichter Geschäftsberichte und Buchführungs-Unterlagen.

Das im September von den Copp-Schülern entwickelte USB-Stick-Projekt Wood Reloaded wurde anerkannt, und die Schüler gründeten am 3. November ihre Firma. Mit Abteilungen wie Marketing, Verwaltung, Finanzen, Produktion, Personal und mit 16 Mitarbeitern. „Wir haben von Anfang an festgelegt, wer was macht“, sagt Kira Wedemeier, Vorstandsvorsitzende von Wood Reloaded. Unterstützt werden die Schüler von ihrem Firmen-Paten, dem Lehrer Norbert Neumann. Beratender Wegbegleiter ist ein Handbuch auf der Webseite des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln.

Fast 100 Aktien zu je zehn Euro verkauft

„Wir wollten von Anfang an etwas mit genutztem Holz machen, etwas mit Recycling, mit Wiederverwertung und Nachhaltigkeit“, sagt Melina Hermann, 15, Produktionsleiterin. Sie sammeln altes Holz, hobeln, sägen und polieren es in Form, gravieren oder brennen Namen oder Glückwünsche ein – je nachdem, was der Auftraggeber bestellt.

Als Produktions-Alternativen hatte das Team Taschen mit Diebstahlsicherung, Armbänder aus Holz, Taschen aus bereits verwendeten Stoffen oder Flaschenverschlüsse angedacht. Doch der USB-Stick aus Holz siegte, denn er versprach den höchsten Absatz.

Mittlerweile hat Wood Reloaded, das mit einem Grundkapital von 900 Euro an den Start gegangen ist, fast 100 Aktien zu je zehn Euro verkauft. Die Aktien gingen beispielsweise an die Norderstedter Firma Elektro-Alster-Nord, an Lehrer, Eltern, Freunde und Verwandte. Auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer will Wood-Reloaded-Aktien zeichnen. Investiert hat Wood Reloaded in USB-Stick-Rohlinge, Bohrer, Holzkleber, in Arbeits- und Büromaterial. Als Löhne werden 25 Cent pro Stunde gezahlt. Gearbeitet wird dienstags bis freitags. Jeder Schritt wird unter www.woodreloaded.de im Internet dokumentiert. Auf der Seite haben die Jungunternehmer auch einen Online-Shop eingerichtet. „Ein USB-Stick mit vier Gigabyte kostet 10,90 Euro“, sagt Marketing-Leiterin Nicola Voicu. Sticks mit acht Gigabyte kosten 12,90 Euro, mit 16 Gigabyte 15,90 Euro. Für die Gravur von Namen berechnet Wood Reloaded zwei Euro pro Stick. Eine größere Menge Sticks hat das Alsterwerk gekauft.

Weitere Junior-Projekte für 2016 an Schulen im Kreis Segeberg

Norderstedt, Coppernicus-Gymnasium: Recility, Herstellung von Sitzmöbeln und Tischen aus recycelbarem Material.

Norderstedt, Lise-Meitner-Gymnasium: Open-Minded, Herstellung und Vermarktung von gemeinsam mit Flüchtlingen gefertigten Infoboxen.

Kaltenkirchen, Gymnasium Kaltenkirchen, Projekt 1: Charge4Ward, personalisierte Powerbanks. Mehr unter www.charge4ward.de.

Kaltenkirchen, Gymnasium Kaltenkirchen, Projekt 2: Furnature Manufactory, Verkauf von Möbeln, Haushalts- und Gebrauchsgegenständen aus recycelten Materialien. Mehr unter www.furnature-manufactory.de.

Kaltenkirchen, Gymnasium Kaltenkirchen, Projekt 3: Re-Pear, Herstellung von neuen Öllampen aus alten Glühbirnen. Mehr unter www.re-pear.de im Internet.

Bad Segeberg, Dahlmannschule, Projekt 1: Dahlmade, Herstellung von individualisierten Tragebeuteln.

Bad Segeberg, Dahlmannschule, Projekt 2: Moskito, Herstellung von Handytaschen.

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„Wir haben unsere Sticks auf Veranstaltungen angeboten, beispielsweise auf dem Weihnachtsbasar des Copp“, sagt Nicola. Bis jetzt haben die Schüler mehr als 500 Euro eingenommen. „Der Anfang war schwer, denn von uns wusste niemand, wie so eine Firma funktioniert“, sagt Finja Schauer, 14. Sie näht die farbigen Stofftaschen für die USB-Sticks und ist für den Vertrieb zuständig. „Wir haben gelernt, dass eine Firma zu leiten Stress sein kann, aber auch viel Spaß bringt“, sagt Kira Wedemeier, die ihr Team auch schon mal motivieren muss. „Doch alles macht gute Laune, auch wenn es sehr zeitaufwendig ist“, sagt Valeri Inzalaco, 14. „Bis jetzt sind wir auf einem guten Weg, und wir werden mit Sicherheit unsere Firma in den Gewinn führen“, sagt Elisa Weiß. „Auf jeden Fall lernen wir alle, wie ein Unternehmen funktioniert“, sagt das Wood-Reloaded-Team.

Den Gewinn kann das Team allerdings nicht unter sich aufteilen. „Bei den Unternehmen wird das Startkapital aus Anteilscheinen zu je zehn Euro gebildet. Deren Eigner haben nach Ablauf des Projektjahres Anspruch auf eine Auszahlung“, sagt Dominic Sickelmann vom Wirtschafts-Institut. Überlassen die Eigner den Schülern den Gewinn, muss dieser gespendet werden.

Produkte der Schülerfirma können über die Webseite www.woodreloaded.de bestellt werden.