Norderstedt. Streifen zwischen Straße und Gehweg müssen begrünt werden, fordern Naturschützer. Andere stellen dort Autos ab. Stadt prüft Parkverbot.

Parkplatz oder Grünfläche – wie sollen die Randstreifen der Fuß- und Radwege in Norderstedt künftig genutzt werden? Für Dagmar Feddern steht die Antwort schon lange fest: Die Flächen an den Straßenrändern müssen begrünt werden, sie dürfen nicht als Parkraum missbraucht werden. „Was vor 30 Jahren nur von wenigen angemahnt wurde, ist heute durch wissenschaftliche Expertisen maßgeblicher Konsens in Städten und Kommunen: Parkverbot auf Grünstreifen“, sagt Dagmar Feddern. Gerade eine Stadt wie Norderstedt mit den ehrgeizigen Zielen, nachhaltige und bis 2040 klimaneutrale Stadt zu werden, müsse jede Chance nutzen, um diese Ziele zu erreichen.

Die Norderstedterin, die im Naturschutzbund und bei den Norderstedter Grünen mitarbeitet, fordert aber nicht nur. Zusammen mit Nachbarn hat sie schon vor Jahrzehnten den Saum zwischen Fußweg und Straße bepflanzt, gemeinsam pflegen sie Heckenrosen, bienenfreundliche Gräser, Wild-Thymian und sich selbst aussäende Pflanzen vor ihren Haustüren am Bargweg.

Rolf Clausen, Jens Hoffmann und Hubertus Schmidt-Riediger (von links) stellen ihre Autos aus Angst vor Knöllchen nicht mehr auf den Grandflächen am Glashütter Weg ab
Rolf Clausen, Jens Hoffmann und Hubertus Schmidt-Riediger (von links) stellen ihre Autos aus Angst vor Knöllchen nicht mehr auf den Grandflächen am Glashütter Weg ab © Michael Schick | Michael Schick

Gleich um die Ecke am Glashütter Weg herrscht eine andere Sicht aufs Thema: Eine Eigentümergemeinschaft sagt, sie brauche die Randfläche als Parkraum (das Abendblatt berichtete). Zumal von Grün dort nichts zu sehen sei, es handelt sich um nackte Grandstreifen. Die Verwaltung hatte der Eigentümergemeinschaft 1987 zugesagt, die Flächen als Parkraum nutzen zu dürfen.

Dagmar Feddern will die Artenvielfalt der heimischen Flora und Fauna schützen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um der Natur Raum zu geben. „Grünflächen an den Straßen müssen erhalten und im Sinne des Naturschutzes und mit ökologischem Sachverstand gestaltet werden“, zitiert die Norderstedterin aus dem Flyer, den sie mit anderen während des Projektes „ZukunftsWerkStadt“ erarbeitet hat.

Mit von der Partie in der Arbeitsgruppe „Stadtgrün“, die die Straßenränder zum Blühen bringen will, war auch das Ehepaar Meister, das für seine Aktivitäten sogar ausgezeichnet wurde. Wolfgang und Gerda Meister haben an der Waldstraße ein Staudenbeet angelegt, nicht allein, sondern mit den Waldpiraten aus der nahe gelegenen Kita Storchengang haben sie das Rasenstück an der viel befahrenen Norderstedter Ost-West-Verbindung im Mai 2013 in eine grüne Fläche verwandelt. Beim Wettbewerb „Die schönsten Nachbarschaftsaktionen 2014“ gewann das Ehepaar einen Sonderpreis des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen.

„Nicht nur Bäume, sondern auch die Blattmasse der dicht stehenden Stauden trägt dazu bei, das klimaschädliche CO2 zu reduzieren“, sagt Gerda Meister, die weitere Vorteile der naturnahen Grünstreifen nennt: Die Pflanzen kommen mit wenig Pflege aus, es muss nicht gemäht werden, was wiederum den CO2-Ausstoß reduziert. Und das Stadtgrün sei ein Paradies für Insekten. Das Staudenbeet tauge aber nicht nur für den Klimaschutz, sondern sei auch sozial wertvoll. Für das Projekt haben sich Menschen zusammengeschlossen, Nachbarn sorgten gemeinsam dafür, dass die Pflanzen im Sommer nicht vertrocknen.

Dagmar Feddern pflegt schon seit Jahrzehnten zusammen mit Nachbarn den naturnah angelegten Grünstreifen am Bargweg in Norderstedt
Dagmar Feddern pflegt schon seit Jahrzehnten zusammen mit Nachbarn den naturnah angelegten Grünstreifen am Bargweg in Norderstedt © Michael Schick | Michael Schick

Auch Rolf Jungbluth, in Norderstedter als engagierter Radler und Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs bekannt, schlägt sich auf die Seite der Natur. „Dass der Randstreifen am Glashütter Damm eine nackte und unebene Grandfläche ist, ist den Wild-Parkern zu verdanken, die ihre Fahrzeuge dort zudem widerrechtlich abstellen.“ Tatsächlich sind Randstreifen kein Parkraum. „Autos müssen grundsätzlich auf der Straße abgestellt werden, es sei denn, das ist durch Parkverbotsschilder wie beispielsweise an der Ulzburger Straße untersagt“, sagt Kai Hädicke-Schories. Wenn Fahrzeuge im Wechsel auf der Fahrbahn stehen, stoppe das auch die Raser und trage zur Verkehrsberuhigung bei.

Jungbluth verweist auf die Wiesenstraße, wo die Grünflächen durch Steine gegen wildes Parken gesichert seien und zum Teil auch von Anwohnern gepflegt würden. „Der Glashütter Damm, eine schöne Straße mit altem Baumbestand, kann nur gewinnen, wenn die Stadt für Ordnung sorgt und den Randstreifen autofrei hält“, sagt er.

So könnte es demnächst auch am Glashütter Damm aussehen. Das städtische Betriebsamt will diesem Jahr auf beiden Seiten der Straße die Grünflächen aufarbeiten und anschließend durch Poller und Findlinge sichern. Gleichzeitig werden an einigen Abschnitten zusätzliche Parkplätze errichtet und erkennbar ausgewiesen. Ohnehin plant das Ordnungsamt, ein Parkverbot auf dem „Straßenbegleitgrün“ durchzusetzen – eine Nachricht, die Naturschützer wie Dagmar Feddern sicher gern hören.