Norderstedt. Sicherheitsdienst soll ausgeweitet werden. Stadtpark GmbH lehnt das ab. Nächtliche Ruhestörungen seien nicht auffällig.
„Wer nachts mehrfach hochschreckt, das über mehrere Tage hintereinander und früh aufstehen muss, schafft das irgendwann nicht mehr und ist körperlich wie seelisch am Ende“, sagt Tobias Brummund. Er wohnt am Norderstedter Stadtpark und spricht für rund 100 Anlieger, die sich durch Lärm vom Parkgelände in ihrer Nachtruhe gestört fühlen. Auslöser seien Jugendliche, die vor allem in den Sommermonaten auf dem Freizeitgelände feiern, sich an Sitzplätzen treffen und ihre Musikboxen so laut aufdrehen, dass an ungestörten Schlaf nicht zu denken sei.
Laut wird es, so Brummund, zwischen 23 und 3 Uhr. Der Partylärm dringe von einem Dutzend überdachter und freier Sitzplätze im Park in die Wohnhäuser der westlich an den Park grenzenden Straßen. Auch Anwohner des Falkenhorstes fühlen sich im Schlaf gestört, denn die feierfreudigen jungen Leute nutzten nicht nur den Park, sondern auch Flächen außerhalb wie den Parkplatz vor dem Kulturwerk und den Grillplatz am Falkenhorst.
Noch lauter werde es, wenn die Jugendlichen oder auch Besucher von Veranstaltungen im Stadtpark das Gelände verlassen und zu später Stunde und alkoholisiert mit erhöhtem Schallpegel an den Häusern vorbeiziehen. „Da fliegt schon mal eine Wodkaflasche auf die Terrasse“, sagt Brummund. Er hat den Lärm exakt protokolliert: Zwischen April und September 2015 gab es laut Lärmprotokoll 442 nächtliche Ruhestörungen an 66 Tagen.
Die Anwohner betonen, dass sich ihre Kritik nicht gegen den Stadtpark und auch nicht gegen die Veranstaltungen dort richtet. „Nur hat der Park zwei Gesichter: das attraktive am Tag und das böse in der Nacht“, sagt der Sprecher der Anlieger. Die Stadt habe die Menschen, die unmittelbar am beliebten Freizeitgelände wohnen, bei der Planung schlicht vergessen, ein Lärmgutachten habe es nicht gegeben.
Brummund und seine Mitstreiter fordern, dass der Sicherheitsdienst ausgeweitet wird. Die Mitarbeiter müssten auch nach 23 Uhr noch im Stadtpark unterwegs sein und die Jugendlichen zu mehr Ruhe auffordern, nicht an jedem Tag, aber an den Partytagen, zu denen der Donnerstag und das Wochenende zählen. „Die Security-Leute müssen nicht die ganze Nacht unterwegs sein. Wenn sie bis 1 Uhr für Ruhe sorgen, spricht sich das rum, und die Jugendlichen kommen nicht mehr oder halten sich an die Regeln“, sagt Brummund. Dabei müssten die Lärmquellen außerhalb des Parks einbezogen werden. Alternativ könnten auch die Zugänge zu den Wohnstraßen geschlossen werden. Seine Kritik und Forderungen hat Brummund in einem Schreiben an den Aufsichtsrat und den Geschäftsführer der Stadtpark Norderstedt GmbH formuliert.
Für nächtliche Ruhestörung ist Polizei zuständig
Es sei klar, so die Anwohner, dass mehr Präsenz der Sicherheitskräfte Geld kostet, aber: Die Stadtwerke machten Millionengewinne, da müssten 20.000 Euro für mehr Ruhe und Zufriedenheit der Bürger doch drin sein. „Erst recht, wenn man bedenkt, dass die Stadt eine Million für den völlig unnötigen Umbau der Ulzburger Straße ausgegeben hat“, sagte eine Anliegerin.
Kai Jörg Evers, Geschäftsführer der Stadtpark Norderstedt GmbH, lehnt die Forderungen ab. „Lärm wird subjektiv empfunden. Was den einen schon stört, nimmt der andere gelassen hin.“ Nach seinen Erfahrungen gebe es einzelne schwarze Schafe, aber die meisten Jugendlichen verhalten sich angemessen. Wenn sie von Sicherheitskräften angesprochen und zu mehr Ruhe aufgefordert würden, folgten sie den Anweisungen.
„Für nächtliche Ruhestörungen ist die Polizei zuständig“, sagt Evers. Und für Norderstedts Revierleiter Jochen Drews sind der Stadtpark und Umgebung kein Lärmschwerpunkt. Vom 1. April bis zum 30. September 2015 habe es neun Einsätze wegen Störung der Nachtruhe gegeben. „Wir fahren im Stadtpark und im umliegenden Bereich regelmäßig Streife, können aber keine Auffälligkeiten feststellen“, sagt Drews.
Die Stadtpark GmbH gebe jährlich 35.000 Euro für den Sicherheitsdienst aus – mehr, als für alle anderen Parks in der Stadt zusammen. „Mehr ist nicht drin, sonst müssten wir woanders sparen, bei der Pflege zum Beispiel“, sagt Evers. Die Sicherheitskräfte seien durchaus auch nach 23 Uhr im Park unterwegs, vor allem nach Veranstaltungen. Er und seine Mitarbeiter seien mit den Anliegern im Gespräch und hätten den Lärm nach Veranstaltungen schon reduziert. „Die von ihnen gewünschte Nachtbewachung würde den Rahmen des Möglichen der Stadtpark GmbH sprengen“, hatte auch Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats, an Brummund geschrieben.