Norderstedt . Längst nicht alle Maßnahmen im Radverkehrskonzept der Stadt Norderstedt sind umgesetzt. Detlev Grube weist immer wieder darauf hin.
Eine Radfahrerstadt will Norderstedt werden – so lautet zumindest das erklärte Ziel des Oberbürgermeisters Hans-Joachim Grote. Heute Nachmittag diskutieren die Norderstedter Bürger gemeinsam mit der Verwaltung über das richtige Konzept dafür. Im Kulturwerk am See soll über den Weg zur Gleichberechtigung von Auto und Rad, über die (Un-)Sicherheit der Norderstedter Radfahrer, aber auch über die Mängel und Lücken im Radverkehrsnetz der Stadt gesprochen werden.
„Ich finde es großartig, dass die Verwaltung das Thema Rad entdeckt hat“, sagt der grüne Fraktionschef Detlev Grube. „Das Radverkehrskonzept ist auf einem guten Weg. Aber es gibt eben auch noch viele Probleme. Der Radfahrer in Norderstedt muss sich manchmal seine Wege regelrecht suchen.“
Vielleicht ist die Poppenbütteler Straße ein gutes Beispiel für diese Probleme. Gerade wurde die Verschwenkung der Straße für etwa zwei Millionen Euro fertiggestellt. Der Verkehr läuft gut. Bestens ausgebaute Radwege flankieren die Fahrbahn links und rechts. Das Dilemma: Sie enden am Ende des vielleicht 200 Meter langen, neuen Straßenstückes. Dann schließt sich kilometerlang die Poppenbütteler Straße an, eine enge Hauptverkehrsstraße mit über 20.000 Fahrzeugen am Tag. Direkt im Anschluss an die Verschwenkung gibt es lediglich auf einer Seite Platz für einen breiteren Fußweg. Die Verkehrsführung sagt, dass sich diesen Streifen Fußgänger und Radfahrer teilen sollen. „Viel zu eng, alles voller Ausfahrten, gegen die Fahrtrichtung – das geht gar nicht“, sagt Grube. Als Alternative bleibt nur die Umfahrung oder das Radeln auf der viel befahrenen Straße.
„Wenn man so viel Geld für eine Verschwenkung ausgibt, die dem Autoverkehr zugute kommt, sollte auch Geld für den Ausbau der Poppenbütteler Straße für den Radverkehr da sein“, sagt Grube. Mit Kreativität ließe sich die Situation lösen. „Entweder mehr Fläche kaufen und einen Radweg ausbauen. Oder einen Radstreifen auf der Straße abtrennen – das kennt man so aus Skandinavien.“
Es ist nicht so, dass Mario Kröska, dem Fachbereichsleiter für den Straßenbau im Norderstedter Rathaus, die Rad-Situation auf der Poppenbütteler Straße nicht bewusst wäre. Die Radnetzlücke klaffe, weil das mit den Flächen für den Bau eines Radweges eben nicht so einfach sei. „Wir müssen den Anrainern ihre Vorgärten abkaufen und ihnen hinterher für den Bau der Radverkehrsanlage Anliegerbeiträge abknöpfen“, sagt Kröska. „Kein Wunder, dass diese Bürger ungern verkaufen.“ In acht Fällen im Stadtgebiet könnten unter anderem aus diesem Grund Radwege nicht ausgebaut werden. Da die „Sicherheit und Ordnung ohne diese Wegeverbindungen nicht belegbar gefährdet ist“, kann die Stadt die Flächen auch nicht einfach enteignen.
Und wenn die Stadt auf der vorhandenen Fläche einen schmalen Radweg bauen würde, dann könne sie sich der Proteste von Rad-Aktivisten sicher sein, die die unzureichende Breite des Radweges monierten. In diesem Widerstreit der Interessen ist der Ausweg die Kommunikation mit allen Beteiligten. Deswegen setzt die Norderstedter Verwaltung auf den Bürgerworkshop, bei dem Wünsche und Anregungen diskutiert und in das Radverkehrskonzept der Stadt einfließen können.
Die „Felgenkiller“ werden entfernt
Detlev Grube wird derweil nicht müde, die Umsetzung der bereits vereinbarten Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs in der Stadt zu prüfen. Im Verkehrsausschuss hakt er immer wieder nach. An die 100 Maßnahmen in geringer (16 Maßnahmen), mittlerer (39) und hoher Priorität (48) sieht das Radverkehrskonzept vor. Allein in der letztgenannten Kategorie sind neben den aufgrund mangelnder Fläche nicht umsetzbaren Maßnahmen, weitere fünf zeitlich verzögert. Grund dafür sind konkurrierende Baumaßnahmen. Beispiele: Die Radwege entlang der Ulzburger Straße zwischen Friedrichsgaber Weg und dem Glashütter Weg sollen gemeinsam mit dem 2017 geplanten Ausbau der „Ulze“ erneuert werden. Ebenso sollen die Radwege entlang der Segeberger Chaussee, zwischen der Poppenbütteler Straße bis Am Böhmerwald Teil des Ausbaus der Bundesstraße 432 sein.
Was 2016 umgesetzt wird, ist der Ausbau der Radabstellanlage am Bahnhof Meschensee um 150 Stellplätze. Am Herold-Center werden im Zuge der Fertigstellung der Süderweiterung neue Abstellanlagen eingerichtet. Verwendet werden dabei keine „Felgenkiller“, sondern hüfthohe Bügel, an denen Räder angeschlossen werden können.
Bürgerworkshop zum Radverkehrskonzept, heute, 4. Februar, 16 bis 19 Uhr, Kulturwerk am See