Norderstedt. Die Stadt lädt die Bürger für den 13. Februar zu einer großen Visionswerkstatt in das Coppernicus-Gymnasium ein. Gefragt sind Ideen.

Wie soll sich Norderstedt weiterentwickeln? Soll das alte Leitbild von der grünen Stadt wiederbelebt und erweitert werden, müssen mehr Parks und Grünzüge entstehen, Alleen oder begrünte Dächer? Macht es Sinn, dass Norderstedt Elek­tro-Autos fördert oder den Umbau zur Radlerstadt forciert? Die Verwaltung ruft die Norderstedter auf, ihre Visionen von ihrer Stadt der Zukunft zu äußern. Die Visionswerkstatt ist am Sonnabend, 13. Februar, ab 12 Uhr im Coppernicus-Gymnasium geöffnet.

Die Ideen der Bürger sind die Grundlage für ein weiteres Projekt, mit dem sich Norderstedt an einem bundesweiten Wettbewerb beteiligt. Unter dem Motto „Zukunftsstadt“ sucht das Bundesministerium für Bildung und Forschung nach Antworten auf die „großen ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen“ der nächsten Jahre, die Perspektive reicht bis ins Jahr 2030. „Veränderungen können nur gelingen, wenn wir die Menschen mitnehmen und ihnen nicht verordnen, wie sie zu leben haben“, sagt Herbert Brüning, Leiter des Amtes Nachhaltiges Norderstedt im Rathaus.

Norderstedt ist als innovationsfreudig bekannt

Die erste Hürde haben er und seine Mitstreiter schon übersprungen und es unter mehr als 180 Konkurrenten unter die letzten 51 geschafft. „Wir sind inzwischen bundesweit als innovationsfreudige Stadt, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat, bekannt und haben uns da einen Vorsprung vor anderen Kommunen erarbeitet“, sagt Brüning, der oft unterwegs ist, um anderen Städten und Gemeinden „Nachhilfe in Sachen Nachhaltigkeit“ zu geben.

Ein Baustein für eine nachhaltige Stadt Norderstedt ist das Car-Sharing-System Greenwheels
Ein Baustein für eine nachhaltige Stadt Norderstedt ist das Car-Sharing-System Greenwheels © Michael Schick

Norderstedt hatte sich schon als eine von deutschlandweit 16 „ZukunftsWerkStädten“ profiliert und dafür Fördermittel des Bundes bekommen. Mit von der Partie sind die Norderstedter auch beim Projekt „Morgenstadt“, in dem es darum geht, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut und Wirtschaftsverbänden alte Gewerbegebiete zu sanieren und zu modernisieren – ein Thema, das auch in Norderstedt ansteht, sind doch die Unternehmensstandorte bis auf den Nordport und den Frederikspark in den 50er- und 60er-Jahren entstanden und haben ihre beste Zeit hinter sich. Auch bei „Zukunftsstadt“ möchten Herbert Brüning und sein Team gern in den lukrativen Fördertopf greifen, das Projekt ist mit insgesamt 150 Millionen Euro dotiert.

Voraussetzung dafür, dass die Stadt in die nächste Runde des Wettbewerbs einziehen kann, sind zukunftsweisende, oder wie der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer immer sagt, „enkeltaugliche“ Ideen. Zwei Leitziele verfolgt die Stadt bereits: den Klimaschutz und die Lärmminderung. Bis 2030 will Norderstedt klimaneutral werden, also nur so viel CO2 erzeugen, wie auch im Stadtgebiet gebunden wird. „Die Verwaltung hat den CO2-Ausstoß schon um 80 Prozent reduziert und damit auch viel Geld gespart, nun sind wir dabei, die Bürger einzubinden“, sagt Brüning. Auch am Lärmschutzprogramm werde kontinuierlich gearbeitet

Vorbildliches Projekt: Die Solaranlage auf dem Dach des Nordersteder Lessing-Gymnasiums
Vorbildliches Projekt: Die Solaranlage auf dem Dach des Nordersteder Lessing-Gymnasiums © Michael Schick | Michael Schick

Weitere Bausteine auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadt sind das Solardorf Müllerstraße und die Planung für das Wohngebiet „Grüne Heyde“, das Car-Sharing-System Greenwheels und die Leihräder von Nextbike. Ganz frisch ist die Initiative, das Rad auch als Transporter zu nutzen. 30 Lastenräder sollen ab August 2016 im Stadtgebiet stehen. Norderstedt ist zusammen mit Konstanz Modellkommune des Bundesverkehrsministeriums. All das stärkt Norderstedts Image als innovationsfreudige und zukunftsweisende Stadt. „Und Image ist alles“, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote auf die Frage nach den wichtigsten Standortfaktoren.

„Klar ist aber auch: Gegen und ohne die Menschen lässt sich Nachhaltigkeit nicht implantieren. Das zeigt aktuell gerade die Energiewende, wo sich bei den Bürgern massiv Widerstand gegen den Bau der Leitungen regt“, sagt Brüning, der sich von den Norderstedtern weitere Impulse für die Stadtentwicklung erwartet.

Die Stadt hat Flyer drucken lassen, die auf die Visionswerkstatt am 13. Februar von 12 bis 19 Uhr im Coppernicus-Gymnasium hinweisen. Dort werden die Teilnehmer in Gruppen diskutieren, die Stadt hat für die Moderation Profis gewonnen. Auf der Rückseite der Flyer können und sollten sich alle anmelden, die ihre Stadt weiterbringen wollen. Die Anmeldungen sind nötig, damit die Veranstalter wissen, wie viele Menschen kommen werden. Die Flyer liegen im Rathaus und in den Stadtbüchereien aus, Infos gibt es auch auf der Homepage der Stadt Norderstedt unter der Rubrik Veranstaltungen.