Norderstedt. 40 Anwohner präsentieren der Stadtverwaltung ihre Ideen für eine Verlangsamung des Verkehrs. Diese ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden

Die meisten Punkte bekommt der Eintrag „Bodenschwellen zur Geschwindigkeitsreduzierung“. Weit vorn liegen außerdem „Poller“, „Verlängerung der Ampelphase“ und „Abgrenzung des Gehwegs“. 40 Bürger aus Norderstedt-Garstedt haben sich bei einem Workshop intensiv mit der Frage auseinander gesetzt, wie der Verkehr im sogenannten Alten Dorf des Stadtteils verlangsamt und auf die großen Straßen verlagert werden kann. Schon lange klagen die Menschen in dem Quartier, dass die Straßen im Alten Dorf als Schleichwege missbraucht werden und dem wachsenden Verkehr nicht gewachsen sind.

Mit Klebepünktchen legten die Bürger die Reihenfolge ihrer Vorschläge fest
Mit Klebepünktchen legten die Bürger die Reihenfolge ihrer Vorschläge fest © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Der von der Stadtverwaltung gestartete Dialog mit den Bürgern auf der Suche nach der besten Lösung hatte im November mit einem „Planungsspaziergang“ begonnen. Auf dem Rundgang hatten die Alt-Garstedter die Chance, Planern und Verwaltungsmitarbeitern ihre Probleme mit dem Autoverkehr vor ihrer Haustür zu schildern. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen wurden im Workshop besprochen. Am Ende des Prozesses muss die Politik darüber entscheiden, wie der Verkehr aus den kleinen Straßen herausgehalten werden kann.

Das Problem: Viele Autofahrer aus Richtung Hasloh nutzen auf dem Weg in Richtung Niendorfer Straße nicht die gut ausgebaute Friedrich-Ebert-Straße, sondern weichen im Alten Garstedt auf die Straßen Kornhoop, Hasloher Weg und Alte Dorfstraße aus. Damit wollen viele den bis zu 500 Meter langen Stau umfahren, der vor der Ampel an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Niendorfer Straße im morgendlichen Berufsverkehr entsteht. Gerade mal fünf bis sechs Autos kommen während einer der kurzen Grünphasen voran. Abends rollt die Verkehrswelle in umgekehrter Richtung.

Besonders große Sorgen machen sich die Anwohnen um die Kinder

Jens Becker lebt seit 20 Jahren im Alten Garstedt und beobachtet täglich, wie sich der Verkehr durch die kleinen Straßen quält, die in der Regel nicht einmal einen eigenen Fußgängerweg haben. Auch ans vorgeschriebene Tempo 30 halten sich längst nicht alle Autofahrer, haben Becker und seine Nachbarn festgestellt. Besonders große Sorgen machen sich die Anwohner um die Kinder und die alten Menschen aus dem Pflegeheim des Viertels, die sich mit Rollatoren, Rollstühlen und anderen Hilfsmitteln fortbewegen müssen.

Der Berufsverkehr rollt täglich über den Hasloher Weg und Kornhoop
Der Berufsverkehr rollt täglich über den Hasloher Weg und Kornhoop © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Außer Bodenschwellen und Pollern gehören die Verlängerung der Ampelphase an der Ecke Friedrich-Ebert-Straße/Niendorfer Straße sowie eine Verkehrsflussanalyse zu den Vorschlägen mit den meisten Punkten. Auch eine eigene Abbiegerspur vor der Kreuzung steht auf der Wunschliste ganz oben. Weniger Punkte haben Zebrastreifen, Überwachungsgeräte und Piktogramme auf den Fahrbahnen erhalten. Das Ranking entstand, indem die Workshopteilnehmer bunte Klebepunkte auf die Vorschlagslisten setzen konnten, um ihre Prioritäten zu dokumentieren.

Auch grundsätzliche Fragen haben die Bürgerinnen und Bürger in den Arbeitsgruppen angesprochen: Was nützen Verbote, wenn man sie nicht überwachen kann? Verschandeln Poller oder Schweller das Ortsbild? Bevorzugt man schnelle Lösungen wie die Aufstellung von Pollern oder bringen die Bürger die Geduld auf, auf Finanzierung und Bau der aufwendigen Bodenwellen zu warten?

Die Straßen in Alt-Garstedt sind dem Durchgangsverkehr nicht gewachsen
Die Straßen in Alt-Garstedt sind dem Durchgangsverkehr nicht gewachsen © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Mario Kröska, Fachbereichsleiter Verkehr im Rathaus, ist zufrieden mit dem Ergebnis und glaubt, dass auch bei anderen Verkehrsproblemen in Norderstedt die intensive Bürgerbeteiligung nützlich sein kann. „Hier nehmen wir die Menschen mit. Wir brauchen einen Dialog, und wir brauchen ein Ergebnis“, sagt Kröska, der jetzt mit seinen Kollegen im Rathaus die Vorschläge des Workshops sichten wird und prüfen muss, welche Ideen rechtlich zulässig sind und was die Umsetzung kosten könnte. Daraus wird die Verwaltung Vorschläge entwickeln, die erneut den Bürgern vorgelegt werden. „Am Ende entscheidet dann die Politik“, sagt Kröska.

Das nächste öffentliche Treffen ist für Freitag, 22. Januar, in der Aula der Grundschule Niendorfer Straße geplant. Zwischen 17 und 19 Uhr werden Kröska und sein Team das Ergebnis ihrer Arbeit vorstellen und mit den Bürgern diskutieren.