Norderstedt. Doch oft fehlen den Geflüchteten die entsprechenden Zeugnisse – Jobcenter und Kammern wollen Kenntnisse in Tests ermitteln.

Auch das Jobcenter im Kreis Segeberg hat auf die wachsende Zahl an Flüchtlingen reagiert und beschäftigt seit Kurzem einen Migrationsbeauftragten sowie einen Übersetzer „Kreisweit betreuen wir 680 Flüchtlinge, in Norderstedt rund 150“, sagt der Migrationsbeauftragte Matthias Hoge. Ziel ist, die Asylbewerber möglichst schnell in Arbeit zu bringen.

Mobile Beraterteams sind in den Erstaufnahmeeinrichtungen unterwegs, um dort erste Erkenntnisse über berufliche Fähigkeiten zu gewinnen. Zeugnisse und Diplome prüfen, übersetzen und beglaubigen – auch das gehört zu den Frühmaßnahmen, nur: Solche Dokumente sind nur selten im Original vorhanden. Manche haben sie auf ihrem Smartphone gespeichert, andere konnten sie nicht mitnehmen, sie sind auf der Flucht verloren gegangen – oder sie haben schlicht keine Nachweise. „So etwas wie Gesellenbriefe gibt es in Syrien nicht, ein duales Ausbildungssystem wie bei uns schon gar nicht“, sagt Übersetzer Mohamed Firas Gharbi. Nach der Schule gehen die Jugendlichen in die Werkstatt des Onkels oder des Nachbarn und lernen munter drauf los. Manche Unis seien noch nicht zerbombt, da lassen sich Originaldokumente noch beschaffen, oder Familienangehörige bringen sie mit, wenn sie nachziehen.

Fachbehörden prüfen die Zeugnisse und attestieren vergleichbare deutsche Abschlüsse. „Das kann schon mal dauern: Elfeinhalb Monate hat das Bildungsministerium in Kiel gebraucht, um die exzellenten Zeugnisse einer Englischlehrerin aus Syrien zu bewerten und teilweise anzuerkennen“, sagt Hoge. Dabei gehe es gerade darum, Flüchtlingen schneller zu Jobs zu verhelfen, denn: Vielen dauern schon die Deutschkurse zu lange. Sie wollen schnell Geld verdienen, um ihre Familien zu unterstützen. Helferjobs wie Pizzafahrer sind, so Hoge, für eine gewisse Zeit akzeptabel, bieten aber auf Dauer keine Perspektive. Ausreichende Deutschkenntnisse seien Voraussetzung für eine qualifizierte Arbeit und entsprechenden Verdienst. „Schließlich müssen sie Verträge unterschreiben und Sicherheitsbelehrungen verstehen“, sagt der Migrationsbeauftragte. Er plädiert dafür, das Nacheinander von Deutschkursen und beruflichem Einstieg so weit wie möglich zu einem Nebeneinander umzuwandeln.

Gemeinsam mit den Kammern würden „Gleichwertigkeitsprüfungen“ organisiert. Dort können die Flüchtlinge in Theorie und Praxis zeigen, was sie an Kenntnissen aus ihrer Heimat mitgebracht haben.