Norderstedt. Noch immer gibt es keinen Gegenkandidaten für Norderstedts Verwaltungschef Hans-Joachim Grote. Stadt will Stellenanzeige aufgeben.

Bisher hieß es: Der Oberbürgermeister von Norderstedt wird im Sommer gewählt. Doch die Bürger werden deutlich früher entscheiden, wer künftig im Rathaus das Sagen hat. Die Stadt hat den Wahltermin auf den 24. April festgesetzt. Die Bewerbungsfrist endet am 7. März. Kandidaten werden entweder über die Parteien ins Rennen geschickt, oder sie treten als Einzelbewerber an.

Wer sich unabhängig von einer der sechs Parteien in der Stadtvertretung bewerben will, muss 195 Unterstützer-Unterschriften sammeln. Bewerbungen müssen schriftlich beim Gemeindewahlleiter im Norderstedter Rathaus eingehen. Diese Funktion bekleidet normalerweise der Verwaltungschef. Da er zur Wahl steht, hat Grotes Stellvertreter, Baudezernent Thomas Bosse, diese Funktion übernommen.

Bisher ist Amtsinhaber Grote allein auf weiter Flur. „Mir liegen keine anderen Bewerbungen vor“, sagt Gemeindewahlleiter Thomas Bosse. Grote hatte schon vor knapp einem Jahr auf Anfrage des Hamburger Abendblatts angekündigt, seinen Hut erneut in den Ring zu werfen. Schenken ihm die Norderstedter erneut das Vertrauen, ginge der 60-Jährige in seine vierte Amtszeit und danach in Rente. Schon jetzt ist er der dienstälteste Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister in Norderstedt.

Bürgermeister dürfen bis 68 arbeiten

Grote profitiert davon, dass die Gemeindeordnung an die allgemeine Entwicklung im Arbeitsleben angepasst wurde. Bürgermeister dürfen bis zum 68. Lebensjahr arbeiten. „Alle müssen länger arbeiten. Da kann und will ich mich nicht mit 61 zur Ruhe setzen und die volle Pension kassieren“, sagt Grote. Er würde den Chefsessel im Norderstedter Rathaus mit 67 Jahren endgültig verlassen und mit dem aktuellen Regelalter für den Renteneintritt in den Ruhestand gehen.

Die Stadt hat die Wahl auf dem üblichen Weg veröffentlicht: als amtliche Bekanntmachung im Hamburger Abendblatt und im Amtsblatt. Doch die Nachricht, dass der Posten des Verwaltungschefs neu zu besetzen ist, ist bisher verpufft. Das hat Kommunalpolitiker wie Verwaltung dazu bewogen, eine Stellenanzeige aufzugeben. Wie das Gesuch genau aussehen soll, werden die Politiker in der nächsten Sitzung des Hauptausschusses am Montag, 25. Januar, entscheiden.

Auch Kaltenkirchen wählt einen Bürgermeister

Die Norderstedter wählen ihren Oberbürgermeister im April, die nächste Wahl eines hauptamtlichen Verwaltungschefs im Kreis Segeberg steht dann in Kaltenkirchen an.

Die Wahlzeit von Amtsinhaber Hanno Krause endet, die CDU hat schon angekündigt, ihren Parteifreund Krause für eine weitere Amtszeit ins Rennen zu schicken.

In Bad Bramstedt hat Hans-Jürgen Kütbach gerade Halbzeit. Der FDP-Politiker hat seine dritte Amtszeit am 31. Januar 2013 angetreten und wurde ohne Gegenkandidaten wiedergewählt.

Ob der 56-Jährige Kütbach nochmals antritt, will er zurzeit nicht sagen. Etwa ein Jahr vor dem nächsten Wahltermin will er eine Aussage treffen.

Noch im ersten Drittel seiner ersten Amtszeit ist Stefan Bauer – Hen­stedt-Ulzburgs Verwaltungschef kann sich noch vier Jahre überlegen, ob er seinen Hut erneut in den Ring wirft.

Im Juni 2015 wurde Dieter Schönfeld als Verwaltungschef in Bad Segeberg im Amt bestätigt. Er war, wie Kollege Kütbach, einziger Bewerber.

1/6

Damit wollen Stadtpolitiker wie Verwaltung dem Wettbewerb auf die Sprünge helfen, denn bisher blieb die Konkurrenz aus. Allein die Grünen grübeln noch immer, ob sie einen Kandidaten ins Rennen schicken. „Wir werden in der nächsten Parteisitzung darüber entscheiden“, sagt Fraktionschef Detlef Grube. Mehr wolle er dazu nicht sagen, die Entscheidung sei Sache der Partei.

Selbst die SPD hatte darauf verzichtet, einen eigenen Kandidaten gegen den Amtsinhaber mit CDU-Parteibuch zu nominieren – eine Premiere in der Stadtgeschichte und ein Ergebnis der vorherigen Urnengänge. Bei der letzten Wahl 2010 hatte Grote klar gegen die SPD-Kandidatin Katharina Kriston gewonnen, sechs Jahre zuvor sogar noch etwas deutlicher gegen Elisabeth Kühl. Die SPD-Frau genoss als Bürgervorsteherin Renommee und war als Norderstedterin in der Stadt verwurzelt, trotzdem musste sie sich klar geschlagen geben.

Dass die Wähler keine Alternative haben und damit auf ein wesentliches Element der Demokratie verzichten müssen, ist kein Norderstedter Phänomen. Auch Hans-Jürgen Kütbach war in Bad Bramstedt bei seiner zweiten Wiederwahl im September 2012 einziger Kandidat, sein Segeberger Kollege Dieter Schönfeld trat vor knapp einem Jahr ebenfalls ohne Gegenkandidaten an und wurde bestätigt – allerdings wie Kütbach mit geringer Wahlbeteiligung. Beide blieben unter 25 Prozent, eine schwache Legitimation, an der die Amtsinhaber allerdings keine Schuld trifft. Eine Untergrenze für die Wahlbeteiligung wie bei Bürgerentscheiden gibt es nicht. Auch wenn sich nur zehn Prozent beteiligen und ein Kandidat die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinigt, ist er gewählt

Wahlkampf bedeutet einen enormen Aufwand

„Möglicherweise ist die berufliche Belastung heute so hoch, dass sich geeignete Bewerber sehr genau überlegen, wo sie antreten. Und da, wo der Amtsbonus wie in Norderstedt offenbar so schwer wiegt, verzichten sie lieber. Denn ein solcher Wahlkampf ist mit enormem Aufwand verbunden, kostet viel Kraft und Zeit“, sagt die Norderstedter SPD-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete, Kathrin Fedrowitz.

Ihre CDU-Kollegin Katja Rathje-Hoffmann hatte schon angekündigt, dass die CDU die Hände nicht in den Schoß legen und kräftig für Hans-Joachim Grote werben will. Auch der Amtsinhaber sieht die Wahl nicht als „Selbstgänger“ und wird selbst für eine weitere Amtsperiode aktiv werden.