Norderstedt . Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Katrin Fedrowitz wird ab dem 4. Januar die Interessen der Stadt im Kieler Landeshaus vertreten.
„Eigentlich wollte ich ja gleich zum 1. Januar 2016 im Landtag anfangen“, sagt Katrin Fedrowitz, „aber da wäre noch keiner da gewesen.“ Nun muss die Norderstedter SPD-Ortsvereinsvorsitzende und Stadtvertreterin ihre Neugierde auf Schleswig-Holsteins höchstes politisches Gremium noch bis zum 4. Januar im Zaum halten. Dann wird sie ihre Amtsannahme-Urkunde im Büro des stellvertretenden Wahlleiters Schleswig Holsteins unterzeichnen.
Fedrowitz macht als Nachrückerin politisch Karriere. Der SPD-Landtagsabgeordnete Olaf Schulze gewann letztes Jahr die Bürgermeisterwahl in Geesthacht. Erste auf der Landesliste als Nachrückerin war die Norderstedter Bürovorsteherin einer Notar- und Anwaltskanzlei. Indirekt ist ihr also das gelungen, was ihr bei der Landtagswahl 2012 versagt blieb: Damals unterlag sie im Rennen um das Direktmandat nach Kiel der heutigen CDU-Ortsvereinsvorsitzenden Katja Rathje-Hoffmann.
Nun sitzen also die beiden Chefinnen von Norderstedts größten Parteien gemeinsam im Landtag. So gut war Norderstedt zuletzt in der 90er-Jahren in Kiel vertreten, als Herbert Paschen für die CDU und Heide Moser für die SPD ihr Mandat wahrnahmen.
„Ich bin sehr aufgeregt und freue mich riesig auf die Herausforderung“, sagt Fedrowitz. „Es ist ein gutes Gefühl, jetzt mehr Macht zu haben und Dinge gestalten zu können.“
Bevor es so weit ist, dreht sich für den Parlaments-Neuling Fedrowitz aber alles um die Orientierung im und um den Landtag. „Fraktionsgenossin Serpil Midyatli will mir alles zeigen“, sagt Fedrowitz. Wie sie zu ihrem Büro kommt, wo die Parkplätze für Abgeordnete zu finden sind, wo sie ihren Abgeordneten-Ausweis bekommt – solche Dinge. Außerdem muss sich Fedrowitz in den Gängen des Kieler Landeshauses auskennen, um ihre Ausschüsse pünktlich zu finden: Sie wird Mitglied im Petitionsausschuss, im Wirtschaftsausschuss und als stellvertretendes Mitglied im Umwelt und Agrarausschuss tätig sein. „In den nächsten Tagen und Wochen heißt es für mich: Lesen, lesen, lesen. Und viel von den Fraktionskollegen lernen“, sagt Fedrowitz. „Dumme Fragen“ könne sie in den Arbeitskreisen stellen, wo man als Fraktion unter sich sei. Dass Fedrowitz möglichst schnell fest im parlamentarischen Sattel sitzen und im Parlament zu wichtigen Themen qualifiziert den Mund aufmachen möchte, ist deutlich zu spüren. Dabei hat sie die Norderstedter Themen immer im Blick. Zum Beispiel in der Verkehrspolitik: Als sie im Abendblatt den Bericht über die Raserstrecke auf der B 432 auf Höhe Tangstedt las, hakte sie gleich bei Verkehrsminister Reinhard Meyer nach.
Und über die Ablehnung Kiels für den verpflichtenden Mittagstisch in den Offenen Ganztagsgrundschulen will sie auch weiterhin mit Ministerin Britta Ernst im Gespräch bleiben. „Das geht natürlich viel besser, wenn man sich regelmäßig auf dem Flur im Landeshaus begegnet oder in der Kantine.“
Zweimal in der Woche Ausschusssitzungen in Kiel, dazu die Sitzungswochen des Landtages und die ganze Vorbereitungsarbeit – trotzdem will Fedrowitz ihr kommunalpolitisches Enga- gement als Stadtvertreterin in Norderstedt nicht aufgeben. „Klar werde ich jetzt öfter mal fehlen, wenn auch entschuldigt“, sagt Fedrowitz. Aber grundsätzlich will sie mit dem Pfund, fest in der Norderstedter Kommunalpolitik verwurzelt zu sein, wuchern. Gerade mit Blick auf die Landtagswahl 2017 und den Kampf um das Direktmandat. Katrin Fedrowitz ist selbstbewusst. Gestern nur Stadtvertretung, heute Landtag und Kommunalpolitik und morgen vielleicht der Bundestag und Berlin. „In Kiel muss noch nicht Schluss sein für mich.“
Mit Katja Rathje-Hoffmann pflegt Fedrowitz ein fast freundschaftliches Verhältnis – bei aller politischer Unterschiedlichkeit. „Mit Katrin ist das ein gutes Miteinander“, sagt Rathje-Hoffmann, die ihr zum Start in Kiel das Beste wünscht. „Ruhig bleiben, viel zuhören, sprechfähig werden – in Kiel wird auch nur mit Wasser gekocht. Und immer auf die Fraktionsspitze schauen: Die gibt die Schlagzahl und die Meinung vor.“ Fedrowitz solle sich darauf einstellen, dass sie im Auto leben werde, dafür aber „den tollsten Job in Schleswig-Holstein mit der tollsten Aussicht“ bekäme.
Norderstedt wird von der Präsenz seiner beiden starken Polit-Damen in Kiel profitieren. „Gerade in der Verkehrspolitik können wir gemeinsam einiges für Norderstedt bewegen“, sagt Rathje-Hoffmann.