Norderstedt. In Norderstedt kostet der Quadratmeter Bauland bis zu 400 Euro. Auch neue Häuser und Eigentumswohnungen werden immer teurer.
Die Preise für Bauland sind in Norderstedt erneut kräftig gestiegen. Das ergibt sich aus den aktuellen Richtwerten für die Grundstückspreise, die der Gutachterausschuss für den Kreis Segeberg ermittelt hat. Stichtag war der 31. Dezember 2014, verglichen hat der Ausschuss die Werte mit denen vom 31. Dezember 2012. Nach der Analyse mussten Bauherren vor einem Jahr in Norderstedt 245 bis 300 Euro für den Quadratmeter Bauland zahlen, 16 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor.
„Baureife Flächen sind knapp in der Stadt, die Nachfrage ist nach wie vor groß“, sagt Volker Rimka, Vorsitzender des Gutachterausschusses, der ungewöhnlich lange gebraucht hat, um die Zahlen zu präsentieren. Das liege daran, dass der Ausschuss erstmals auch viele Flächen für den Bau von Geschosswohnungen in Norderstedt einbezogen habe. Die Gutachter stützen ihre Aussagen auf 6600 Kaufverträge, die 2013 und 2014 geschlossen wurden.
„Bei großen Grundstücken, auf denen das alte Haus abgerissen und durch zwei Doppel- oder Reihenhäuser ersetzt werden kann, liegen die Kaufpreise noch deutlich über den vom Gutachterausschuss genannten Werten“, sagt Monika Böhnert die das Langenhorner Büro von Engels & Völkers leitet, das auch für Norderstedt zuständig ist. Die Stadt sei als Wohnort begehrt und habe in den vergangenen Jahren einen erheblichen Imagegewinn zu verzeichnen. Durch die Landesgartenschau hätten Menschen Norderstedt kennengelernt, die vorher nicht mal den Namen kannten.
Die Nachfrage nach Bauland steige, doch es gebe nur wenig freie Grundstücke. Nachverdichtung und Lückenbebauung seien hier die Stichworte, um Bauwilligen Angebote machen zu können. Wo ein altes Haus stand, werden nach dem Abriss mehrere neue gebaut, was die Preise erhöht. Die gewachsene und anhaltende Attraktivität zeige sich nicht nur an den Preissteigerungen bei den Baugrundstücken, sondern auch insgesamt im Immobilienbereich.
Einfamilienhaus kostet bis zu 950.000 Euro
„In den letzten sieben Jahren sind die Preis geradezu explodiert und um 60 Prozent in die Höhe geschnellt“, sagt die Immobilienmaklerin. Wer ein Einfamilienhaus in Top-Lage kaufen will, muss bis zu 950.000 Euro zahlen. Damit spielt Norderstedt bei den Immobilienpreisen weiterhin in der Champions League und bleibt, wie andere Umlandgemeinden auch, ein teures Pflaster – das hatte die LBS der Stadt in ihrem Immobilienmarktatlas erst im Frühjahr bescheinigt.
Laut Monika Böhnert könnten Kaufwillige aber auch schon für 200.000 Euro eine Immobilie in einfacher Lage kaufen. Bei Reihenhäusern reiche die Preisspanne von 150.000 bis 350.000 Euro. Eigentumswohnungen sind für 50.000 bis 500.000 Euro auf dem Markt.
„Ältere Menschen, die ihr Haus verkaufen und in eine Eigentumswohnung wechseln wollen, wollen zentral wohnen, mit der U-Bahnstation und Einkaufsmöglichkeiten vor der Tür“, sagt Böhnert. Doch solche Angebote seien ebenso rar wie teuer. Wohnungen wie die an der Rathausallee seien schnell vergriffen. Wer in den Neubauten im Garstedter Dreieck leben will, müsse nach dem Verkauf des Reihenhauses oft zuzahlen.
Für eine beliebte Wunschgröße von 80 Quadratmetern würden im Garstedter Dreieck fast 330.000 Euro aufgerufen. Wer die vom Haus gewohnte Fläche von gut 100 Quadratmetern auf eine neue und verkehrsgünstig gelegene Eigentumswohnung übertragen will, müsse mit einem Kaufpreis von knapp 450.000 Euro rechnen. Angesichts solcher Preise gewinnen die jahrelang wenig nachgefragten Wohnungen in den Wohntürmen des Herold-Centers zunehmend an Attraktivität.
Energievorschriften werden Preise hochtreiben
Böhnerts Kollege Thorsten Hausmann bestätigt den Aufwärtstrend der Immobilienpreise. „Für Neubauten werden Quadratmeterpreise von 4000 Euro aufgerufen. Da muss man sich wirklich fragen, wohin sich die Preisspirale noch drehen soll.“ Allerdings sei auch das Bauen teurer geworden. Und wenn zum Januar die neue Energieeinsparverordnung greift, müssten Bauherren strengere Vorgaben bei Dämmung und Energieverbrauch erfüllen, die Kosten könnten nochmals um 200 Euro pro Quadratmeter steigen.
Im Gegenzug flache sich die Preiskurve bei gebrauchten Immobilien ab. „Noch sinken die Preise nicht, sie steigen aber nicht mehr so stark“, sagt der Norderstedter Immobilienmakler. Das Interesse an Eigentumswohnungen aus den 70er- und 80er-Jahren lasse nach, es sei denn, die Wohnungen liegen zentral wie die an der Marommer Straße oder am Lütjenmoor. Je weiter die Immobilien im Norden der Stadt liegen, desto niedriger seien die Preise.
Auch in Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Bad Segeberg haben die Preis für Bauland angezogen. Thore Hoffmann, Geschäftsführer von Frank Hoffmann Immobilien in Kaltenkirchen, spricht von einem kräftigen Aufschlag: „Im Neubaugebiet An der Krückau kostet ein Bauplatz 250 bis 275 Euro pro Quadratmeter, für neue Eigentumswohnungen liegt der Quadratmeterpreis bei 2700 bis 3000 Euro.“ Hoffmann führt den Aufwärtstrend auf die gestiegene Attraktivität Kaltenkirchens mit einem echten Stadtkern, zwei Autobahnanschlüssen und der AKN zurück.
Auskünfte zu den Bodenrichtwerten gibt es beim Kreis Segeberg unter Telefon 04551/951-526 und -582.