Norderstedt. In einer Bürgerinitiative wehren sich Anwohner in Norderstedt gegen die zu dichte Bebauung eines Grundstücks am Buckhörner Moor

Seit über 30 Jahren liegt die Wiese im Moorbek-Park brach. Und seit über 30 Jahren genießen die Anwohner der Straße Buckhörner Moor den idyllischen Blick auf das Grün. Doch genauso lange weist der Flächennutzungsplan der Stadt Norderstedt die etwa acht Fußballfelder große Wiese aber auch als Bauland aus. „Man hat uns immer erzählt, dass hier irgendwann Reihenhäuser gebaut werden. Höchstens zweigeschossig. Und jetzt fühlen wir uns betrogen“, sagt Dirk Hendess, einer der Nachbarn vom Buckhörner Moor.

Denn die Stadt hat sich entschlossen, den Rahmenplan Norderstedt-Mitte an dieser Stelle aufzubrechen. Es soll nicht mehr die einst vorgesehene „aufgelockerte Einzelhausbebauung“ entstehen. Es soll möglichst vielen Neubürgern das Wohnen am Moorbek-Park ermöglicht werden. 30 Prozent davon in Sozialwohnungen. In Einzel- und Reihenhäusern ist das wirtschaftlich angeblich nicht umsetzbar. Also sollen auf der Wiese am Moorbek-Park nun einiges mehr möglich sein als nur Reihen- und Einzelhäuser. Mehrfamilienhäuser mit drei Geschossen und Staffelgeschoss nämlich. Und nun sind die Anwohner empört.

Bürger, die teilweise seit Jahrzehnten am Buckhörner Moor und Umgebung in ihren Häusern leben, haben sich zu der Bürgerinitiative „Rettet den Moorbek-Park“ zusammengeschlossen und machen gegen die Pläne der Stadt Front. Sie sammeln Unterschriften in den Straßen von Norderstedt, als symbolischen Akt und zur Dokumentation des Bürgerwillens.

„Wir sind nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung der Fläche“, sagt Dirk Hendess. „Aber wir wehren uns dagegen, dass viergeschossige Bunker entstehen, die den Moorbek-Park verfinstern. Das ist eine Zumutung für die Spaziergänger und Erholungsuchenden“, sagt Anwohner Egon Schronz von der Bürgerinitiative. Dass die Stadt angeblich aufgrund des gestiegenen Siedlungsdrucks und der zunehmenden Knappheit an bezahlbarem Wohnraum in Norderstedt vom alten, einst prämierten Rahmenplan für Norderstedt-Mitte abweichen will, lassen die Bürger nicht gelten. „Hinter diesen Plänen stehen doch nur die Interessen der Investoren, die auf jeder Fläche möglichst viel verdichten wollen, damit sie viel Gewinn erzielen können“, sagt Dirk Hendess.

Was genau am Moorbek-Park entstehen wird, das soll in einem Investorenwettbewerb im Herbst erarbeitet werden. Im Gegensatz zu anderen Baugebieten hat die Stadt das Prozedere beim Moorbek-Park umgestellt: Zuerst werden die Meinungen der Bürger eingeholt, dann startet der Investorenwettbewerb, und danach entscheidet die Politik über den Entwurf, der realisiert werden soll. Um den Planern weitgehende Gestaltungsfreiheit zu lassen, wurden lediglich das Baufeld und die maximale Geschosshöhe vorgegeben.

Die Norderstedter Politik trägt dieses Verfahren einstimmig. „In der CDU haben wir dem aber nur mit Knurren zugestimmt, denn die Stadt hätte das Recht, mit einem fertigen Entwurf ins Verfahren zu gehen“, sagt Stadtvertreter Arne-Michael Berg. Entschieden sei noch nichts, alles sei ganz am Anfang, aber seine Fraktion könne sich schon eine Mischbebauung vorstellen, die im Zentrum bis zu drei Geschosse mit Staffel habe. „Nur in Norderstedt-Mitte ist Geschosswohnungsbau noch möglich. Alle anderen Gebiete sind kleinteiliger.“

Der Stadtentwicklungsausschuss-Vorsitzende Nicolai Steinhau-Kühl von der SPD hält den Wettbewerb für einen vernünftigen Weg. Die Wünsche und Meinungen der Bürger würden gehört. „Wir müssen bauen. So verträglich wie möglich“, sagt Steinhau-Kühl, „Wir brauchen dringend Wohnungen. Unsere jungen Leute und Familien bekommen wir kaum noch unter. Und auch Senioren, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, finden mit ihren kleinen Renten kaum passenden Wohnraum.“

Detlef Grube von den Grünen nimmt den berechtigten Protest der Bürger sehr ernst. „Wir müssen einen Kompromiss finden, der alle zufriedenstellt.“ Es sei ein Drahtseilakt, einerseits dem Siedlungsdruck zu begegnen und anderseits das Grün zu erhalten. „Wir Grünen sind dafür, möglichst wenig Fläche zu versiegeln. Das bedeutet aber auch: Lieber im Innenstadtbereich verdichten, als auf die grüne Wiese ausweichen.“

Miro Berbig, Stadtvertreter der Linken, begrüßt, dass zuerst der Bürger gehört wird und dann der Wettbewerb erfolgt. „Es dürfen keine wuchtigen Querriegel zum Buckhörner Moor entstehen.“ Und für Tobias Mährlein von der FDP gibt es keine Alternative für eine höhergeschossige Bebauung auf der Fläche. „Die Stadt kann es sich nicht leisten, hier nur Einzelhäuser zu bauen. 30 Prozent sozialer Wohnungsbau lassen sich damit nicht umsetzen. Da finden sie keinen Investor, der sowas baut.“

Die Bürgerinitiative beharrt auf ihrer Forderung, dass der alte Rahmenplan umgesetzt wird. Es dürfe keinen Vorrang der Investoren-Interessen vor dem Allgemeinwohl geben, heißt es in einer Mitteilung. Um stärker bei der Planung mitzuwirken, fordert die Initiative ihre Teilnahme in der Jury des Investorenwettbewerbs.