Norderstedt/Kiel. Für die Integration von Flüchtlingskindern will Bildungsministerin Britta Ernst die Sprachförderung besser ausstatten.

Zwischen 20 und 30 Flüchtlinge kommen derzeit jede Woche in Norderstedt an. „Und unter diesen Menschen sind auch vermehrt Kinder“, sagt Susanne Martin vom Willkommen-Team der Stadt, das die Flüchtlinge ehrenamtlich betreut.

60 bis 70 Kinder unter zwölf Jahren leben laut Martin derzeit in den Asylunterkünften der Stadt, dazu kommen die Jugendlichen, darunter etliche minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Für die möglichst schnelle Integration dieser Kinder in den Schulbetrieb ist das Erlernen der Sprache der Schlüssel.

Laut Sozialdezernentin Anette Reinders besuchen bereits 111 Flüchtlingskinder die Schulen der Stadt. Die dazu nötigen Sprachkenntnisse erwerben die Kinder im Deutsch als Zweitsprache-Zentrum (DaZ). „Die Grundschüler aus Syrien, Eritrea, Afghanistan oder dem Irak lernen täglich in der ersten und zweiten Stunde im DaZ-Zen­trum Deutsch“, sagt Norderstedts Integrationsbeauftragte Heide Kröger. Die Älteren verbringen den gesamten Vormittag damit, gezielt deutsche Wörter, Grammatik und Landeskunde zu lernen. In der Regel dauert es ein Jahr, bis sie auf eine Gemeinschaftsschule oder ein Gymnasium wechseln können. Im Ministerium für Schule und Bildung in Kiel wird die Wichtigkeit der DaZ-Zentren im Integrationsprozess unterstrichen. Bildungsministerin Britta Ernst: „Das Netz der DaZ-Zentren in Schleswig-Holstein wird größer. Kinder und Jugendliche in Schleswig-Holstein erhalten in allen Regionen eine durchgängige Sprachbildung.“

Die Ministerin legte aktuelle Zahlen zum Thema Deutsch als Zweitsprache vor. In Schleswig-Holstein gab es an den allgemeinbildenden Schulen zum Stichtag 9. Dezember 312 DaZ-Klassen in etwa 120 DaZ-Zentren mit 5019 Schülern in der Basisstufe. Im Kreis Segeberg würden insgesamt 457 Schüler in 36 DaZ-Klassen unterrichtet, 197 in der Primar- und 260 in der Sekundarstufe.

Ernst betonte, dieses System zur Sprachförderung wurde und werde vor dem Hintergrund der steigenden Flüchtlingszahlen den Anforderungen entsprechend erheblich erweitert. Dabei werde schrittweise auch eine DaZ-Struktur an den berufsbildenden Schulen entwickelt.

Zum 1. Februar 2016 werde die Zahl der im DaZ-Bereich eingesetzten Lehrerstellen um 50 auf 408 erhöht. Die Zahl der Schüler ist gegenüber September 2015 um 1074 gestiegen. An den Berufsbildenden Schulen (BBS) und Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) hat sich die Zahl der Flüchtlinge seit September 2015 sogar um 1088 auf nunmehr 3121 erhöht. Das Norderstedter Berufsbildungszentrum etwa meldet, dass bereits sieben Klassen mit durchschnittlich 18 internationalen Schülern eingerichtet wurden. Im Kreis Segeberg insgesamt besuchen laut Ministerium 200 Schüler Bildungsgänge an Berufsbildenden Schulen. 180 Jugendliche besuchen die Berufseingangsklassen, 18 Schüler machen ein ausbildungsvorbereitendes Jahr (AVJ), zwei Schüler seien bereits in der Berufsausbildung.

Für den Ausbau der DaZ-Strukturen an den Beruflichen Schulen würden bis zum 1. Februar 2016 die Budgetmittel auf bis zu vier Millionen Euro erhöht. Insgesamt habe das Ministerium in diesem Jahr 365 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte geschaffen, um die Arbeit der DaZ-Zentren zu unterstützen. Für 2016 seien im Haushalt Mittel für 280 weitere Lehrerstellen vorgesehen, um nachzusteuern.

Auch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände (LAG) soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden. 2015 konnten auf der Grundlage des mit 1,5 Millionen Euro ausgestatteten Sprachförderungs- und Integrationsvertrages über 100 Projekte der ergänzenden Sprachförderung am Nachmittag und in den Ferien realisiert werden, sagte Ernst.

Die steigende Zahl von Flüchtlingen im Schulbereich stelle eine große Herausforderung dar, die viel Flexibilität von den Lehrern fordere. „Die Schulen bewältigen die Herausforderung exzellent. Damit leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Integration“, lobte die Ministerin.