Die Vorweihnachtszeit ist vor allem eines: stressig. Kolumnist Jan Schröter bekommt da sogar Mitleid mit den Taschendieben.

Ab Sonntag brennen sämtliche Vorwarnkerzen auf dem Adventskranz, ab jetzt wird es noch hektischer. Stille Nacht heißt bloß deshalb Stille Nacht, weil am 24. Dezember echt keiner mehr kann und alle nur noch müde nach Luft schnappen wie ein Karpfen, der schon am 23. aus der Badewanne gesprungen ist und nun japsend auf dem Trockenen liegt.

Alle Welt muss ausgerechnet jetzt dringend noch von A nach B. Die Uhr tickt, der Countdown läuft. Alle im Stress, sogar die armen Taschendiebe. Die wissen gar nicht, wo sie zuerst zugreifen sollen in dem Gedränge. Laut Hamburger Polizei schlagen die Diebe am häufigsten an den Informationstafeln für Abfahrt und Ankunft auf den Bahnsteigen zu. Da könnte die Bahn helfen: Kämen die Züge endlich mal pünktlich, bräuchte dort niemand stehen. Denn eigentlich haben sich die Fahrgäste fast alle vorher informiert, wann ihr Zug fährt. Dann kommt er nicht, man wundert sich, geht zur Infotafel, um noch mal nachzusehen – zack, Brieftasche weg.

Natürlich müssen auch Diebe Weihnachtsgeschenke besorgen. Tagsüber schaffen sie es nicht, da müssen sie Brieftaschen stibitzen. Also stiegen sie jüngst des Nachts übers Dach in den Famila-Markt Bad Bramstedt und stahlen Zigaretten im Wert von mehreren 10.000 Euro. So teuer, wie Zigaretten mittlerweile sind, können es also kaum mehr als drei, vier Stangen gewesen sein. Wer kriegt die bloß zu Weihnachten? Helmut Schmidt fällt ja leider aus, ansonsten raucht doch keiner mehr. Aber vielleicht war alles andere auch schon weg, die Leute kaufen derzeit alles leer.

Wir brauchen dringend Entschleunigung. An Schleswig-Holsteins Küste sind die Ferienquartiere nahezu ausgebucht. Leider geht nach Neujahr der Trubel sofort wieder los, wenn wir es nicht verhindern. Das geht ganz leicht: Wir legen die sechs für 2016 geplanten Vollsperrungen der A 7 sämtlich in die erste Januarhälfte. Dann kommen die Urlauber nicht mehr weg, alle anderen nicht zur Arbeit.

Danach sind alle erholt und haben für den Rest des Jahres freie Fahrt.