Norderstedt. Jan Schröter hat genug vom endloslangen Countdown der Vorweihnachtszeit. Er feiert Weihnachten in seinem Atombunker.

Wie aus dem Nichts verbreitete sich die Botschaft in abertausenden Inseraten, Werbespots, auf Plakaten und in sämtlichen Schaufenstern: Black Friday! Er kommt!! Er ist fast schon da!!! Ich habe mir sofort im Internet einen Atombunker bestellt, per Express-Drohne anliefern lassen und noch am selben Tag im Garten unter die Grasnarbe gebaut.

Während meiner Woche im hermetisch verriegelten Fluchtraum rätselte ich, was es mit diesem Black Friday wohl auf sich haben möge. Apokalypse, mindestens. Irgendeine Katastrophe vom Kaliber eines Lothar-Emmerich-Blockbusters. Leider war ich auf Spekulationen angewiesen. Handy ohne Netz, Radio hatte ich vergessen und zum Briefkasten mit dem Abendblatt dahin wagte ich mich nicht – vielleicht gab es draußen längst keinen Briefkasten mehr, sondern nur einen Planeten vom Aussehen einer Emmerich-Filmkulisse, da traut man sich nicht vor die Tür. Nach einer Woche empfand ich meine Ernährung aus abgelaufenen Bundeswehr-Notrationen als arg eintönig. Außerdem hatte ich nicht bloß das Radio, sondern auch meine Frau draußen vergessen und hielt es für angemessen, mal nach beiden zu sehen.

Und siehe da: Die Welt stand noch. Meine Frau verzieh mir, denn sie war die ganze Zeit über shoppen gewesen. Black Friday, erklärte sie, gilt in den USA als offizieller Auftakt zum Weihnachtsgeschäft. An Thanksgiving haben die Arbeitnehmer frei. Das fällt stets auf den 4. Donnerstag im November. Den anschließenden Freitag buchen die Amis dann als Brückentag und verbringen ihn im kollektiven Konsumrausch. Die Kundenenströme wirken wie eine schwarze Masse, die Händler schreiben schwarze Zahlen – fertig ist der Black Friday.

Ach so. Aber warum hier bei uns, liebe Händler? Reicht nicht der obligate Adventcountdown? Der Nikolaustag? Muss es jetzt wirklich noch ein Black Friday sein, den wir uns – mangels Thanksgiving – noch nicht mal mit einem Brückentag versüßen dürfen?

Ich glaube, diesmal feiere ich Weihnachten in meinem Atombunker.