Norderstedt. Anfang März soll die Süderweiterung weitgehend fertig sein. Vor allem die Geschäftsleute an der Europaallee dürfte das freuen.
Das Herold-Center ist wieder gewachsen. Die sogenannte Süderweiterung hat Gestalt angenommen und wird nach Informationen des Abendblatts voraussichtlich Anfang März weitgehend fertig sein. Dann soll als erster der neuen Läden der Rewe-Markt eröffnen – die Geschäftsleute an der Europallee und die Kunden dürften diesen Termin herbeisehnen, denn: Durch die Bauarbeiten sind die Läden an der Europaallee vom Kundenstrom abgeschnitten: „Die Kunden bleiben aus, weil bei uns deutlich weniger Menschen vorbeigehen als vorher“, sagt Niels Beblein vom Herrenfriseur Vater & Sohn. Das Geschäft lag vor dem Ausbau direkt an der Verbindung von der Ochsenzoller Straße zum Herold-Center.
Doch nun müssen die Kunden einen Umweg in Kauf nehmen, der zwei Nachteile hat: Er erschließt sich Ortsunkundigen nicht auf Anhieb, da er um mehrere Ecken führt und die Hinweisschilder, die zu Anfang die Richtung anzeigten, nicht mehr vorhanden sind. „Wissen Sie, wie man zum Herold-Center kommt?“ – Das ist eine Frage, die die Geschäftsleute immer wieder beantworten müssen. Und: Der Weg ist abends kaum beleuchtet, die Dunkelheit erschwert die Orientierung.
Zudem sind Friseur Beblein und seine Nachbarn vom Durchgangsverkehr abgeschnitten. „Der Umsatz ist um rund 30 Prozent eingebrochen“, sagt Beblein, der nun auf bessere Zeiten hofft, wenn der Neubau geöffnet ist. Zumindest passieren die Kunden des Norderstedter Einkaufszentrums dann wieder die Läden an der Europaallee, von dort gehen sie in den Neubau, über eine Rampe kommen auch Rollstuhlfahrer ins Center. Einen weiteren Zugang gibt es von der gegenüberliegenden Seite zwischen Alt- und Neubau. Die Lieferanten werden von der Berliner Allee an den neuen Gebäudekomplex heranfahren. Erweitert wird auch das Parkdeck mit Platz für weitere 200 Autos.
Verwaltung reagiert auf Einwendungen der Anlieger
Protest gab es auch von den Anliegern, die an der Stichstraße wohnen, die von der Ochsenzoller Straße Richtung Einkaufszentrum führt. Sie kritisierten die enormen Dimensionen des geplanten Gebäudes und die Nähe zu ihren Wohnungen. Die SPD hatte dafür plädiert, den Neubau weiter zurückzusetzen und an die vorhandene Bebauung anzugleichen, damit der neue Gebäudekomplex nicht so dicht an die Wohnungen heranrückt, konnte diese Forderung aber nicht durchsetzen. Dennoch hat die Verwaltung auf die fast 200 Einwendungen reagiert und die Pläne abgespeckt.
Der neue Teil des Einkaufszentrums verfügt über zwei Etagen, das Erdgeschoss und das etwas niedrigere Obergeschoss. Obendrauf sitzt die Technikzentrale, die aus Sicht der Anlieger einige Meter zurückspringt, sodass der Komplex nicht mehr so massig wirkt. Auch die ursprüngliche Höhe des 100 Meter breiten und 60 Meter tiefen Bauwerks haben die Planer leicht reduziert und sind damit dem Wunsch der Anwohner entgegengekommen.
Hinter der weißen Fassade werden die Handwerker rund 7000 Quadratmeter zusätzliche Einkaufsfläche schaffen. Der Einkaufsstandort hat sich mit den beiden Erweiterungen kräftig vergrößert. Ursprünglich konnten die Kunden in der zentralen Einkaufspassage auf zwei Etagen in 140 Geschäften auf rund 26.000 Quadratmetern einkaufen. Im ersten Bauabschnitt hat Karstadt seine Fläche auf 10.000 Quadratmeter erweitert, Kundenmagnet Saturn bietet seine Elektronik-Artikel auf 3000 Quadratmetern an. Hinzu kommen die Läden in der Europapassage, sodass schon bisher rund 40.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen.
Jetzt kommen nochmals 7000 dazu, neben dem Rewe-Markt ist dort Platz für fünf bis sechs Läden. Im Obergeschoss können die Norderstedter künftig Muskeln und Kreislauf trainieren. Dort will Crunch Fit ein weiteres Fitness-Studio eröffnen. Wer dort in Zukunft noch seine Waren oder Dienstleistungen anbietet, steht noch nicht fest. Im Gespräch sind ein Tabakladen und ein weiterer Friseur – der dürfte allerdings kein leichtes Spiel haben, denn am Standort ballen sich auf wenigen Hundert Metern die Männer und Frauen, die anderen die Haare schön machen wollen.
Mit der zweiten Ausbaustufe schlagen Investor und die Stadt Norderstedt zwei Fliegen mit einer Klappe: Die hässliche Brachfläche zwischen Karstadt und dem kleinen Geschäftszentrum an der Europallee ist verschwunden. Und der Einkaufsstandort gewinnt an Attraktivität im wachsenden Kampf der Kaufleute um die Kunden. Die Stadt will damit verhindern, dass weitere Kaufkraft aus Norderstedt in die Umgebung abfließt. Henstedt-Ulzburg hat mit dem Ulzburg-Center vorgelegt, Hamburg schon vor einige Zeit die Einkaufsmöglichkeiten am Langenhorner Markt attraktiver gestaltet. Konkurrenz schafft auch das Outlet-Center in Neumünster, und das AEZ ist seit jeher ein beliebtes Shopping-Ziel.