Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. Radio Rode an der Ulzburger Straße gibt zum Jahresende auf. Ruinieren Internet und große Märkte den traditionellen Handel?

Wieder schließt ein Norderstedter Traditionsunternehmen, und ein Name, der zu einer Institution wurde, wird verlöschen. Das Radio-, TV- und Elektronik-Fachgeschäft Radio Rode an der Ulzburger Straße 348 wird nur noch bis zum Jahresende existieren. Zurzeit heißt es: Alles muss raus. Bis Weihnachten soll das Geschäft ausverkauft sein. Dann ist die 61 Jahre währende Ära Radio Rode Geschichte.

„Das Geschäft wird immer schwieriger, weil die Kunden nach den billigsten Anbietern suchen, und die finden sie im Internet“, sagt Harald Rode. Der 62-Jährige hat das im November 1954 von seinem Vater Helmut Rode gegründete Geschäft 1979 übernommen und ausgebaut.

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Die Unterhaltungsindustrie boomte, und neben den Mitarbeitern im Verkauf beschäftigte Rode zu Spitzenzeiten zehn Techniker in der eigenen Werkstatt. „Unsere Kunden wollten alles aus einer Hand haben, und wir haben diesen Service geliefert“, sagt der Geschäftsinhaber. Doch die heutigen Geräte würden nur noch von den Herstellern repariert. Wenn sie nicht gleich auf dem Müllhaufen entsorgt werden.

Kunden schauen auf den niedrigsten Preis

Neben der Schnäppchenjagd der Kunden im Internet machte die Eröffnung zweier großer Elektronikmärkte am Herold-Center und in Henstedt-Ulzburg dem kleinen Laden an der Ulzburger Straße den Garaus. Der Umbau der Ulzburger Straße hingegen habe nur wenige Kunden verprellt. „Das hätten wir überstanden“, sagt Rode.

„Die Hauptursache ist das Internet und die Konkurrenz vor Ort, so preiswert kann ich nicht anbieten“, sagt Rode und ergänzt: „Die Kunden schauen weniger auf den Service, den wir auch über den Kauf hinaus geboten haben, sondern nur auf den niedrigsten Preis.“

Auch in der Zeit, als dem Fachgeschäft keine eigene Werkstatt mehr angegliedert war, habe er defekte Geräte angenommen und zur Reparatur an die jeweiligen Hersteller weitergeleitet. „Die Kunden wollten ein heiles Gerät haben, wir haben das kaputte zur Reparatur geschickt und wieder ausgeliefert“, sagt Michael Buck, Mitarbeiter bei Radio Rode. Er wird sich in einem Hamburger Stadtteil selbstständig machen. Seine sechs Kollegen haben bereits neue Arbeitsplätze gefunden.

„Darüber bin ich sehr froh“, sagt Rode und gibt unumwunden zu: „Das Geschäft hat in der letzten Zeit keinen Spaß mehr gemacht, wenn der aber weg ist, macht das alles keinen Sinn mehr.“ Das Haus ist sein Eigentum, er baut es nach Aufgabe des Geschäfts zu vier Miet-Wohnungen um.

Auch der Ladenbereich wird neu gestaltet und vermietet. „Die Zinsen sind jetzt noch günstig, und ich habe mir gesagt, entweder jetzt oder nie. Ich mache hier dann den Hausmeister“, sagt Rode, und in seiner Stimme schwingt jetzt doch Wehmut mit.

Elektrohaus EP:Ströh setzt auf Stammkundschaft

Seine Kollegen aus Norderstedt und Henstedt-Ulzburg sehen die Konkurrenzlage durch Internet und den Elektronik-Märkten entspannter, weil sie ein größeres Sortiment anbieten, beispielsweise mit Haushaltsgeräten.

„Die Elektro-Supermärkte wie Saturn und Media Markt beeinflussen uns wenig“, sagt Thomas Kolada vom Elektrohaus EP:Ströh an der Ulzburger Straße 53 in Norderstedt. Ströh setze auf Stammkunden. Sicher würde das breite Angebot im Internet das Geschäft erschweren. „Doch auch, wer die Geräte im Media Markt und bei Saturn kauft, kommt zu uns, wenn sie defekt sind“, sagt Kolada. Wenn die Geräte nicht mehr reparabel seien, würden sie das nächste nicht im Großmarkt, sondern bei Ströh kaufen. „Die Kunden lernen unseren Service schätzen, vor allem auch, weil wir eine eigene Werkstatt haben“, sagt Kolada. So würde sich die Stammkundschaft erweitern. „Wir sind breiter aufgestellt, weil wir neben der Unterhaltungselektronik auch Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen, Trockner bis zur Kaffeemaschine anbieten“, sagt Kolada.

„Wir spüren zwar die Konkurrenz, weil wir die gleichen Produkte verkaufen, doch wir bieten mehr als Märkte und Internet, nämlich kompetente Beratung und Service bis zur Hausverkabelung“, sagt Tevrat Ulu von EAN, Elektro-Alster-Nord an der Ulzburger Straße 362 in Norderstedt.

Dennis Dreißig von Elektro Dreißig an der Hamburger Straße 91 in Hen­stedt-Ulzburg schätzt die Lage ähnlich ein. „Wir sind ein Fachhandel mit Werkstatt, bieten guten Service und mit Marken wie Miele, Bosch und Siemens gute Geräte. Im übrigen passen wir uns den marktüblichen Preisen an, und zudem gibt es im Internet viel, aber keinen Service“, sagt Dreißig.

Derweil zeigt sich Saturn mit der Geschäftsentwicklung des seit eineinhalb Jahren am Herold Center bestehenden Marktes zufrieden. „Wir haben viele Stammkunden, und durch die Nähe zu Hamburg bietet uns Norderstedt ein attraktives Einzugsgebiet“, sagt Annabell Feith, eine Sprecherin des Unternehmens.