Kreis Segeberg. Überall in der Region entstehen große Einkaufszentren. Doch die IHK befürchtet, dass sich nur die Großen durchsetzen.
Die Märkte spielen verrückt: Neue Einkaufszen-tren entstehen, Einkaufszentren werden erweitert – Supermärkte, wohin das Auge blickt. In Kaltenkirchen, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg scheint sich die Einkaufswelt in eine neue Dimension zu beamen. Die Einkaufsachse explodiert, denn auch am Ende dieser Achse wurde investiert: Das Designer Outlet Neumünster hat am vergangenen Donnerstag die Erweiterung gefeiert. Gewachsen um 35 Prozent auf 27.000 Quadratmeter, 25 Shops mehr, insgesamt 120. Steht ein Verdrängungswettbewerb großen Ausmaßes bevor?
Angst scheinen die Geschäftsleute und Investoren von Einkaufszentren vor dem gigantischen Modedorf in Neumünster nicht zu haben. „Wir erwarten keine spürbaren Auswirkungen und haben diese auch in der Vergangenheit nicht festgestellt“, sagt Lukas Nemela, Public Relations Manager der ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG, die in Norderstedt das Herold-Center betreibt. Das Herold-Center verzeichne eine positive Umsatzentwicklung. Durch die Umstrukturierung bei Karstadt und die Ansiedlung des Saturn-Marktes beim Center sei der Standort zusätzlich gestärkt worden.
Das Herold-Center hat aus ECE-Sicht in erster Linie Nahversorgungscharakter für Norderstedt. Eine Überschneidungen bei Zielgruppe, Kundenstruktur und Branchenmix wird nicht gesehen, ebenso wenig wie Konkurrenz aus Neumünster oder Henstedt-Ulzburg: „Wir verzeichnen eine positive Umsatzentwicklung. Durch die Umstrukturierung bei Karstadt und die Ansiedlung des Saturn-Marktes beim Center ist der Standort zusätzlich gestärkt worden“, stellt Lukas Nemela fest. Die im Bau befindliche Erweiterung des Centers nach Süden mit einem Rewe-Markt und 15 kleineren Läden wird vor allem von Hamburger Seite argwöhnisch beobachtet. Der Bezirk Hamburg-Nord fühlt sich ebenso bedroht wie das Einkaufszentrum am Schmuggelstieg.
Unbeeindruckt zeigen sich die Investoren in Henstedt-Ulzburg. Dort wurde in den vergangenen zwei Jahren munter drauflosgebaut: City Center Ulzburg, Erweiterung des Gewerbeparks, die vor der Fertigstellung stehende Manke-Einkaufszeile an der Bahnhofstraße. Dazu kommen der Kaltenkichener Ohland-Park, der am 15. Oktober eröffnet wird, die Kaltenkirchener Innenstadtbebauung und die Erweiterung von Dodenhof.
Kann das funktionieren? Bernd Langbehn, der als Sprecher der Kaufleute im Gewerbepark und von Henstedt-Ulzburg Marketing einen guten Überblick hat, sieht keine Probleme. Jedenfalls nicht für den Gewerbepark, in dem er das Möbelhaus Hesebeck Home Company betreibt. „Wir können auf gutem Niveau Geschäfte machen“, sagt er. „Auch nach der Eröffnung des CCU.“ Der Gewerbepark sei eine „Superadresse“, der Kunden von weit her anlocke. Auch aus Norderstedt, wo es seiner Ansicht nach noch mehr potenzielle Kunden gibt, die gezielt angesprochen werden müssten. Die Eröffnung des Saturn-Marktes am Herold-Center habe sich allerdings umsatzhemmend auf den Media-Markt im Gewerbepark ausgewirkt.
Ein fehlendes Centermanagement und mangelnde Aufenthaltsqualität können für die Einzelhändler im Gewerbepark allerdings zu einem Handicap werden, wenn Mitte Oktober wenige Kilometer nördlich der Ohland-Park als direkter Konkurrent eröffnet. 21 Millionen Euro investiert das Kieler Handelsunternehmen Bartels-Langness, zu dem auch die Famila-Warenhäuser gehören, in das neue Fachmarktzentrum. Der Ohland-Park wird zu den drei Einkaufszentren der Stadt gehören. Zweiter Standort ist die Innenstadt mit dem 28-Millionen-Projekt „Neue Mitte“ rund um den AKN-Bahnhof. Im Norden der Stadt an der Autobahn locken Dodenhof und der neue Globus-Baumarkt ihre Kunden.
Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause bleibt angesichts des Konkurrenzdrucks gelassen: „Es ist unser Ziel, dass Leute, die hier leben, auch in Kaltenkirchen ihr Geld ausgeben.“ Er glaubt, dass über die Autobahn sogar Kunden aus Hamburg angelockt werden können.
Das Möbelhaus Dodenhof blickt zwar nach Neumünster, sieht jedoch keine direkte Konkurrenz durch das Outlet-Dorf. „Der Erweiterung sehen wir sportlich und als Teil unseres Wettbewerbsumfeldes entgegen“, sagt Geschäftsführers Berndt Chylla. „Da wir selber gerade eine offizielle Genehmigung bekommen haben, werden wir ebenfalls in absehbarer Zeit erweitern.“ Von der Gesamterweiterungsfläche von 6800 Quadratmeter entfallen nach seinen Angaben gut 1000 Quadratmeter auf den Modebereich. „Natürlich werden wir, auch im Hinblick auf das Outlet Center, unsere Angebote entsprechend modifizieren.“
Die Industrie- und Handelskammer in Lübeck ist skeptischer. Einzelhandelsexperte Bernd Horst geht von einem großen Verdrängungswettbewerb aus, bei dem sich seiner Ansicht nach die Großen durchsetzen werden. „Das Geld kann schließlich von jedem nur einmal ausgegeben werden.“ Vom erweiterten Outlet-Center erwartet er einen noch stärkeren Ausstrahlungseffekt, der auch Hamburg tangiert. Die Gewerbepark-Ausweitung in Henstedt-Ulzburg gehe zu Lasten des Rathausumfeldes.