Tangstedt. Einbrecher stehlen auf der Reitanlage Oberalster in Tangstedt 56 hochwertige Ledersättel. Der Schaden beträgt bis zu 200.000 Euro.
Die Täter waren effizient und wussten genau, wonach sie suchen mussten. Gezielt haben Einbrecher in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag zwischen vermutlich 2 und 3 Uhr auf der Reitanlage Oberalster in der Gemeinde Tangstedt zwei Sattelkammern aufgebrochen und 56 hochwertige Ledersättel gestohlen. Der Schaden, so schätzt Inhaber Heiko Thies, könnte bis zu 200.000 Euro betragen. „So etwas hätte ich mir nie träumen lassen“, so der Landwirt.
Vor zwei Jahren hatten er und Mitinhaberin Kristina Rasmussen die Anlage neu aufgebaut, derzeit sind hier 44 Tiere untergebracht, darunter viele, die an Dressur- und Springturnieren teilnehmen. Fast immer haben diese Pferde maßangefertigte Ledersättel, die mehrere tausend Euro kosten.
Für professionelle Banden also eine äußerst lukrative Beute. Thies geht davon aus, dass die Reitanlage schon einige Zeit ausgekundschaftet worden ist. „Ich habe letztens einen Lieferwagen gesehen, der hier an der Auffahrt stand. Dem bin ich hinterher gefahren und habe mir das Hamburger Kennzeichen aufgeschrieben.“
Dieses habe ich der örtlichen Polizei übergeben. Eine andere Frau berichtet dazu, sie habe ebenfalls einen weißen Van gesehen, allerdings mit polnischen Kennzeichen.
Der Raub selbst dürfte schnell gegangen sein. „Vielleicht zehn Minuten“, so Heiko Thies, der morgens um 6.30 Uhr von Mitarbeitern geweckt worden war. Die Täter – die Kriminalpolizei geht aufgrund der Fußspuren von einem Duo aus – parkten an der Straße, stiegen dann durch das offene Fenster einer Reiterbox ein. Pferde verhalten sich nicht wie Wachhunde, reagieren also keineswegs lautstark und aggressiv auf Eindringlinge, weswegen Thies nebenan in seinem Haus nichts bemerkte. Die schweren Stahltüren zu den beiden Sattelkammern wurden mit Brechstangen aufgestemmt, der Abtransport erfolgte durch die Reithalle, dann über die Böschung hin zum Glashütter Weg.
Ähnlicher Einbruch in Sattelkammern im August
Billigere Sättel, Decken, Kandaren und Trensen wurden zurückgelassen. Im Außenbereich fand Heiko Thies interessanterweise im Matsch mehrere Tickets eines Stettiner Busunternehmens („ZDiTM“) – eventuell ein Hinweis auf die Herkunft der Einbrecher?
Es würde ins Bild passen. Denn es handelt sich nicht um den ersten Fall dieser Art in der Region. Schon im August hatte beispielsweise ein sehr ähnlicher Einbruch in Tangstedt – jedoch dem gleichnamigen Ort im Kreis Pinneberg – für Aufsehen gesorgt. Auch dort wurden während eines Turniers nachts Sattelkammern aufgebrochen und Ausrüstung im Wert von 100.000 Euro entwendet. Die Kripo ging hierbei davon aus, dass es sich um eine Auftragsarbeit gehandelt habe – und zwar ausgeführt von einer organisierten Bande aus Polen. Eine weitere Tat ist bekannt aus Quickborn, wo im April ein Hof betroffen war.
Warnungen hiervor kursieren seit langem in der Reiterszene – und das bundesweit. Eine Frau aus Bad Oldesloe, die vier Pferde in den nun betroffenen Stallungen stehen hat, sagt: „Seit einem Jahr ist es in Deutschland besonders schlimm, es werden nachein-ander bestimmte Regionen bearbeitet. Für uns ist das ein Schock, wir hatten uns eigentlich sicher gefühlt.“
Dass die wertvollen Sättel irgendwann im Internet auftauchen, ist unwahrscheinlich. „Hier in Deutschland gibt es keinen Markt, die Sättel haben alle Seriennummern, sind bei den Herstellern registriert. Damit wird online die Garantie aktiviert“, so Heiko Thies. „Die großen Märkte für gestohlene Sättel sind im Ostblock und in den USA.“
So schnell wie möglich wird er nun auf der Reitanlage eine Alarmanlage installieren lassen. Ein Großteil der Sättel ist zwar versichert, doch bis die Besitzer neue Maßanfertigungen bekommen, könnte es einige Monate dauern. Wer in der Tatnacht etwas beobachtet hat, sollte sich umgehend bei der Polizeidirektion Bad Segeberg unter Telefon 04551/8840 melden.