Tangstedt. Einbrecher stehlen beim Turnier in Tangstedt Sättel und Trensen von hohem Wert. Teilnehmerzahl geht zurück
Es war wohl das letzte Turnier, das Harald Sellhorn auf seiner Reitanlage in eigener Regie organisierte, bevor er die Verantwortung an Jüngere weitergibt. Sein stilles Abschiedsturnier stand jedoch unter keinem guten Stern. Starke Konkurrenz in Stormarn sorgte dafür, dass weniger Reiter als erhofft auf die Reitanlage in Tangstedt kamen. Das hatte den erfahrenen Pferdeexperten nicht wirklich überrascht. Was er nicht vorhersehen konnte: Dreiste Diebe brachen nachts die Sattelkammern auf und stahlen 45 kostbare Sättel und Trensen im Wert von mehr als 100.000 Euro.
Jeder einzelne CWD-Sattel besitzteinen Wert bis zu 4500 Euro
Es war 2.45 Uhr, als Sellhorns Bordeaux-Doggen (Thyson und Louis) anschlugen. Die beiden jeweils über 60 Kilo schweren Hunde rissen Sellhorn aus dem Schlaf. Der 60-Jährige guckte, ob er etwas Verdächtiges erkennen konnte und rief die Tiere dann zurück. Am nächsten Morgen merkte er: Professionelle Einbrecher hatten mit schwerem Werkzeug die Sattelkammern aufgebrochen. Die Diebe stahlen 45 maßgearbeitete Spring- und Dressursättel, viele davon hergestellt von der französischen Nobel-Sattlerei CWD, jeder einzelne bis zu 4500 Euro teuer. Die Diebe entkamen unerkannt. „Sie hatten Brechstangen dabei, mit denen man auch ein Tor aus einer Betonverankerung brechen könnte“, sagt Stallbetreiber Sellhorn. Was aber stellen Diebe mit 45 Sätteln an?
„Die Kripo sagte mir, dass es sich mit Sicherheit um einen gezielten Auftragsdiebstahl handelte und mein Hof zuvor ausgekundschaftet wurde“, sagt Sellhorn. Die Sättel können ähnlich wie ein Maßanzug mit wenig Aufwand anderen Pferden angepasst werden. „Die Vorgehensweise und die zurückgelassenen Werkzeuge bringen die Beamten zu der Erkenntnis, dass es sich wohl um eine organisierte polnische Diebesbande handelt“, so Sellhorn. Auf jeden Fall seien mehrere Täter nötig gewesen, um die schwere Beute wegzuschaffen. „Laut Polizei war ich gut beraten, das Haus nicht zu verlassen, ich hätte mich möglicherweise in Gefahr begeben“, sagt der Pferdeexperte. „Die Ermittler gehen davon aus, dass die Einbrecher bewaffnet gewesen sind.“ Sellhorn muss für den Schaden nicht aufkommen, die betroffenen Pferdebesitzer müssen das Geld für die Neubeschaffung der Sättel selbst zahlen oder bei ihrer Versicherung einfordern.
Für das Turnier in Tangstedt gab es 1340 Nennungen für neun Dressur- und 19 Springprüfungen – weniger als erwartet. Grund: In Delingsdorf (Stormarn) richtete Erdbeer-Produzento Glantz sein eigenes Elite-Turnier in Kombination mit einer Pferdeauktion aus. Das letztendlich gelungene hiesige Turnier überstrahlte alle Schattenseiten. Im Finale der Springreiter der Klasse S* plus Stechen siegte der Kolumbianer Manuel Espinosa Pia (RV Eichengrund-Lentföhrden) mit dem neunjährigen Wallach Catibo und gewann 650 Euro. Lilly Matthes (Quintinus) und Kristin Kirchner mit Larry Incipit (beide Friedrichshulde) wurden Siebte bzw. Achte. Platz drei in der Dressur M** errang Dierk Groth mit Weekend Surprise. Das Paar aus Hetlingen konnte sich in der Dressurprüfung Klasse S* sogar Platz zwei sichern.
Harald Sellhorn will das Turnier künftig nicht mehr verantworten und auch die Reitanlage in andere Hände geben. „Es wird Zeit, dass Jüngere zum Zug kommen.“ Tochter Nina, 24, hat andere Pläne. Ob er Sohn Hendrik, 27, überzeugen kann, ist fraglich. „Den Hof führen, bedeutet eine Sieben-Tage-Woche und ist wirtschaftlich ein Risiko“, so der Turnierchef. Und mehr als zehn Tage Urlaub im Jahr sind auch nicht drin. „Dann fahre ich nach Ägypten und bin froh, wenn ich weder Pferde noch Sättel sehe.“