Norderstedt. Die Stadt will ein neues Teilstück bauen. Zu teuer, sagen die Grünen. Sie wollen die bestehende Lawaetzstraße nutzen.

Die Stadt hätte knapp 3,5 Millionen Euro sparen können, wenn sie die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden über die Lawaetzstraße an Jungheinrich vorbei führen und auf den Bau eines neuen Verbindungsstücks verzichten würde. Das sagen Norderstedts Grüne. Sie fordern die Politiker der anderen Parteien und die Verwaltung auf, auf die bisher favorisierte Variante II zu verzichten und sich für die Variante I zu entscheiden (s. Grafik). „Schon der gesunde Menschenverstand sagt uns doch, dass es deutlich günstiger und weniger aufwendig ist, eine schon bestehende Straße zu nutzen als eine neue zu bauen“, sagt Grünen-Fraktionschef Detlev Grube. Die Verbindung zwischen beiden Straßen sei schon vorhanden, da müssten nur zwei Steine beseitigt werden.

„Hätten wir uns von vornherein für die Lawaetzstraße als Verbindung entschieden, hätte der Kleingarten Friedrichsgabe nicht verlegt werden müssen. Und die Sportanlage des SV Friedrichsgabe hätte auch bleiben könne, wie sie ist“, sagt Grube. Die Verlegung des Kleingartens wenige Meter weiter habe 1,2 Millionen Euro gekostet. Nochmals 2,25 Millionen seien veranschlagt, um die Sportanlagen des SV Friedrichsgabe auf der westlichen Seite der Lawaetzstraße zusammenzuführen. Bisher liegen die Plätze auf beiden Seiten der Erschließungsstraße für Jungheinrich.

Rund 300.000 Euro Entschädigung für die Kleingärtner

Die Kleingärtner mussten umziehen, weil die von der Verwaltung favorisierte Variante II mitten durch die Gärten und durch das Vereinshaus gelaufen wäre. Der Verein hatte den Umzug begrüßt, zumal er von der Stadt mit rund 300.000 Euro entschädigt wurde. „Wir sehen die Chance für einen Neuanfang“, hatte Vereinschef Max Stammerjohann gesagt.

Auch die Sportler freuen sich über das, was im Planungsdeutsch städtebauliche Neuordnung heißt. Zurzeit sei die Sportanlage durch die Lawaetzstraße getrennt. Das berge Gefahren, weil nicht alle Kinder die Ampel nutzen, und die Zufahrt zum Jungheinrich-Gelände stark befahren sei, hatte der Vorsitzende des SV Friedrichsgabe, Stefan Kroeger, gesagt. Künftig werden alle Fußballplätze auf der westlichen Seite der neuen Oadby-and-Wigston-Straße angeordnet. Außerdem spendiere die Stadt den Fußballern einen neuen Kunstrasenplatz und neue Umkleideräume.

Unabhängig von den Millionenkosten für die Umstrukturierung im Norderstedter Norden sehen die Grünen auch jetzt noch Einsparpotenzial: Die Verwaltung habe auf Anfrage der Grünen Baukosten von 1,177 Millionen Euro für eine Verbindung über die Lawaetzstraße errechnet. „Bauen im Bestand ist immer wesentlich kostenaufwendiger als ein Neubau auf der grünen Wiese“, heißt es zur Begründung. Zudem müssten Geh- und Radwege gebaut werden, da Radfahrer und Fußgänger wegen des zu erwartenden Verkehrs nicht auf der Fahrbahn unterwegs sein könnten. Viele der 1200 Mitarbeiter würden die Straße überqueren, um von den Parkplätzen zu ihren Arbeitsplätzen zu kommen. Dafür müssten Verkehrsinseln gebaut werden. Dennoch sei die Variante I (Lawaetzstraße) um rund 240.000 Euro günstiger als die Variante II.

Ausgaben zu minimieren ist unverzichtbar

Und es geht noch günstiger, sagen die Grünen, die die städtische Kostenkalkulation anzweifeln. „Die Verwaltung hat die Kosten für den gesamten 840 Meter langen Abschnitt der La-
waetzstraße gerechnet und nicht für den 100 bis 150 Meter langen Lückenschluss zur Oadby-and-Wigston-Straße“, sagt Grube. Wer auf der neuen Verbindung zwischen Waldstraße und Ulzburger Straße fährt, sieht in Höhe von Jungheinrich einen Straßenstummel, über den Oadby-and-Wigston- und Lawaetzstraße zusammengeführt werden könnten.

Ausgaben zu minimieren, sei angesichts der Haushaltslage unverzichtbar. Im Doppelhaushalt für 2016/17 sei vorgesehen, dass die Stadt 61 Millionen Euro neue Schulden macht, abzüglich der Tilgung blieben noch immer 40 Millionen.

Doch Variante I sei nicht nur aus Kostengründen der Favorit, dafür spreche zudem der Naturschutz: „Eingriffe in die Landschaft entfallen, die Obstbäume, die noch auf dem ehemaligen Kleingartengelände stehen, müssten nicht gefällt werden“, sagt Grube. Auch die Stadt kommt in ihrer Bewertung der Varianten zu dem Schluss, dass eine Verbindung nach Norden über die Lawaetzstraße die Umwelt am wenigsten schädigt. „Der Oberbürgermeister setzt ja so sehr auf Nachhaltigkeit. Hier sollte er den Beweis antreten und seinen Baudezernenten ins Gebet nehmen“, sagt der Grünen-Fraktionschef. Die Grünen wollen im Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr beantragen, statt der bisher favorisierten Variante II die Variante I zu nutzen.

Baudezernent Thomas Bosse hält an dem bisherigen Plänen fest und stellt klar: „Als wir 2010 den Grundsatzbeschluss für die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden gefasst haben, war schon klar: Die Lawaetzstraße eignet sich nicht als Verbindungsstück.“ Sie sei durch den Lieferverkehr von Jungheinrich und die Mitarbeiter einer der größten Norderstedter Betriebe mit mehreren Ein- und Ausfahrten schon jetzt so stark beansprucht, dass zügiger Verkehrsfluss nicht möglich sei. Und die neue Nordwesttangente solle ja gerade eine hohe Leistungsfähigkeit garantieren, denn die Verkehrsplaner prognostizieren für den neuen Straßenabschnitt durchschnittlich 19.500 Fahrzeuge pro Tag. Daher seien die alternativen Varianten in die Diskussion gekommen. Die Bewertung nach finanziellen, ökologischen, sozialen und verkehrlichen Aspekten habe eine Präferenz für die Variante II ergeben.

Der Norderstedter Ring

Die Oadby-and-Wigston-Straße soll über den schon ausgebauten Teil der Lawaetzstraße und Am Umspannwerk an den Autobahnzubringer, die Kohtla-Järve-Straße, angebunden werden. Damit wird der Norderstedter Ring geschlossen – ein Projekt, das für den Verkehr in Norderstedt von enormer Bedeutung ist.

Pkw und Lkw können die Stadt über Oadby-and-Wigston-Straße/Friedrichsgaber Weg und Niendorfer Straße im Westen, Ohechaussee/Segeberger Chaussee im Süden, Schleswig-Holstein-Straße im Osten und Kohtla-Järve-Straße im Norden komplett umfahren. Die innerstädtischen Wohnbereiche sollen entlastet werden. Die Anwohner im Westen befürchten, dass der Verkehr dort erheblich zunehmen wird. ms

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