Norderstedt. Der Richtkranz weht über dem neuen Vereinshaus. Der Verein muss weichen, weil die Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden verlängert wird.

Der Richtkranz weht über dem neuen Vereinshaus, damit haben die Friedrichsgaber Kleingärtner eine weitere Hürde auf dem Weg in ihre neue Heimat übersprungen. Die Männer und Frauen, die ihre Freizeit in ihren Lauben und Gärten verbringen, müsse ihr angestammtes Terrain verlassen. Wo sie bisher Obst geerntet, in der Sonne gelegen und mit den Nachbarn geklönt haben, ist eine neue Straße geplant: Die Oadby-and-Wigston-Straße wird nach Norden zum Autobahnzubringer, der K 113, verlängert, Teil zwei des Straßenausbaus. Die Verlängerung nach Osten wurde erst vor wenigen Wochen eingeweiht.

„Der neue Straßenabschnitt würde mitten durch unser Vereinsheim führen“, sagt Max Stammerjohann, Vorsitzender des Kleingartenvereins Friedrichsgabe. So müssen die Mitglieder weichen, aber sie verlassen ihre angestammten Parzellen durchaus auch mit einem lachenden Auge, denn: Die Stadt spendiert dem Verein eine neue Anlage, nicht weit entfernt vom jetzigen Gelände. Stammerjohann sieht die Chance für einen Neuanfang auf einem zeitgemäß ausgestatteten Gelände.

„Kleingärtner sind ja bekannt für ihre Wehrhaftigkeit, wenn etwas nicht wollen“, sagte Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse beim Richtfest fürs neue Vereinsheim. In diesem Fall aber habe die Zusammenarbeit hervorragend geklappt. Und ein passendes Geschenk hatte er auch mitgebracht, „einen strammen Obstbaum, der Äpfel einer alten Sorte trägt, die es heute nicht mehr so oft gibt“.

950.000 Euro investiert die Stadt in die neue Kleingartenanlage „Pilzhagen-West“. Dafür bekommen die Kleingärtner 25.000 Quadratmeter Pachtfläche, insgesamt beläuft sich der Bereich auf 42 Hektar. Geplant sind 48 Parzellen in unterschiedlicher Größe, die größeren umfassen 400, die kleineren 250 Quadratmeter. „Sie eigenen sich auch für Singles, die Spaß am Gärtnern haben“, sagt Stammerjohann, der den Ortswechsel grundsätzlich begrüßt, denn: „Die alte Anlage, 1947 gegründet, ist in die Jahre gekommen. Wir haben keinen Spielplatz und keine Gemeinschaftsfläche“, sagt der Vorsitzende.

Beides wird der neue Standort ebenso bieten wie ein Toilettenhaus. Stammerjohann verspricht sich vom Ortswechsel zudem mehr Individualität, Hecken sollen die Parzellen von den Nachbarn trennen, aber nicht so hoch sein, dass sie den nach wie vor beliebten Klönschnack verhindern.

Über die kleine Straße Pilzhagen kommen die Kleingärtner auf ihr neues Gelände, vor dem Eingang will die Stadt Parkplätze bauen – und damit einen Konflikt entschärfen. Die Spaziergänger, Jogger und Hundehalter, die im nahen Wald unterwegs sind, stellen ihre Fahrzeuge so ab, dass sie nach Ansicht der Stadt die Bäume und den Knickbestand gefährden. Sie sollen künftig die Stellflächen vor dem Kleingartenverein ebenso nutzen, wie die zahlreichen Besucher, die sich jedes Jahr beim beliebten Grillfest der Friedrichsgaber Feuerwehr amüsieren. Außerdem will die Stadt den hinteren Bereich des Pilzhagens und den Kirchenkamp für den Autoverkehr sperren.

Dreh- und Angelpunkt ist aber das neue Vereinshaus, das allein mit 300.000 Euro zu Buche schlägt. Die Stadt als Bauherrin spricht von einer hohen Aufenthaltsqualität und einem Ort, an dem sich die Kleingärtner besonders im Winter treffen können. Die Bauweise erlaube es, regenerative Energien zu nutzen.

Mit dem Umzug der Kleingärtner ordnet die Stadt ihren Norden neu, Bosse spricht von einer Aufwertung. Der Sportverein Friedrichsgabe wird profitieren, weil künftig alle Fußballplätze auf der westlichen Seite der neuen Oadby-and-Wigston-Straße angeordnet und nicht mehr durch die Lawaetzstraße getrennt werden.

Im August wollen die Kleingärtner umziehen. Aber nicht alle gehen mit. „Die große Mehrheit der Mitglieder sind Rentner, der Altersschnitt liegt bei 70. Vielleicht hätten einige auf der alten Anlage noch ein paar Jahre weitergemacht, doch jetzt hören sie auf“, sagt Stammerjohann. Er hofft nun auf viele neue und junge Kleingärtner, einige hätten sich schon gemeldet, 28 der 48 Parzellen seien belegt. Denkbar sei auch, dass Kitas, Schulen oder Kirchengemeinden Flächen pachten. Weitere Infos gibt der Vorsitzende unter Telefon 0171/653 00 42 und per E-Mail unter kgv.friedrichsgabe@wtnet.de.