Norderstedt. Die 60-Jährige Marlies Jewarowsky absolviert ein Praktikum bei den Norderstedter Helfern – und bekommt weiter Gehalt von Lufthansa.
Auf ihrer Visitenkarte steht als Berufsbezeichnung „Project Manager“. Marlies Jewarowsky, 60, arbeitet seit 29 Jahren für die Deutsche Lufthansa, zuletzt bei der Job Services Norderstedt GmbH. Dort habe sie, sagt sie, im Service-Management mit Controlling- und Buchungsaufgaben zu tun.
Seit zehn Tagen hat Marlies Jewarowsky, eine von 43 Altersteilzeitkräften und die älteste unter den 60 übrig gebliebenen Mitarbeitern der ehemaligen Ticketabrechnung am Schützenwall, einen neuen Job. Sie absolviert mit einer Kollegin und einem Kollegen ein dreiwöchiges Praktikum beim Norderstedter Willkommen-Team für Flüchtlinge. Die drei arbeiten 32 Stunden (bisher 37,5) in der Woche, für das gleiche Gehalt wie bisher – und die Lufthansa bezahlt.
„Mir macht das viel Spaß“, sagt Marlies Jewarowsky. „Es ist sehr interessant, man bekommt ganz neue Eindrücke, man erfährt viel, was Außenstehende nicht wissen, und man hat im Büro viel zu tun.“ Sie ist ab heute auch dabei, wenn ehrenamtliche Teammitglieder die Asylbewerber unter anderem zu Ärzten, Beratungsstellen, zur Norderstedter Tafel und zum Sozialamt begleiten. Meistens hilft ein Dolmetscher, die Flüchtlinge beherrschen meist kein Deutsch oder Englisch.
Willkommen-Team braucht Ehrenamtliche
Nach erfolgreichem Praktikum könnte Marlies Jewarowsky, wenn sie es möchte, bleiben. Oder sie sucht eigenständig nach einem alternativen sozialen Projekt und spricht darüber mit ihrem Arbeitgeber.
Die Idee zur der Aktion hatte Simone Menne, Finanzchefin der Deutschen Lufthansa. „Das Unternehmen hat sich überlegt, wie sie ihre Altersteilzeitler unterstützen kann, wenn es nicht mehr genügend Arbeit gibt“, sagt Katrin Schuhr, die stellvertretende Geschäftsführerin von LH Job Services. Aus Kostengründen werden die Flugtickets künftig nicht mehr am Schützenwall abgerechnet, sondern in Ländern wie Indien und Polen.
Susanne Martin, Vorsitzende des Willkommen-Teams Norderstedt, findet die Lufthansa-Aktion gut: „Es gibt nicht genügend Helfer.“ Im kommenden Jahr werden, so die aktuellen Schätzungen, 1300 neue Flüchtlinge nach Norderstedt kommen.