Norderstedt . „Integration – So schaffen wir das!“ Abendblatt-Aktion hilft Flüchtlingen bei der Suche nach Jobs, Ausbildung oder Praktika.

Der Lebenslauf von Anas Al Safadi liest sich gut. Er kennt sich mit Programmiersprachen und Software aus. Er hat jahrelang für eine in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässige Firma als Chef-Ingenieur gearbeitet, unter anderem im Jemen. Als der Krieg in Syrien losbrach und Anas Al Safadi Hals über Kopf das Land verlassen musste, verlor er alles, was er sich aufgebaut hatte. „Es ging mir richtig gut. Ich verdiente 3500 Euro Brutto. Bei uns in Syrien war das Netto fast gleich so hoch.“ Nun ist aus dem Gutverdiener ein Bittsteller geworden: Er muss Deutschland um Asyl bitten und ein Dach über dem Kopf. Er ist dankbar für die Unterkunft am Buchenweg in Norderstedt und dankbar für die Hilfe, die ihm von Norderstedter Bürgern geboten wird. Aber Anas Al Safadi ist keiner, der es gewohnt ist, von der Mildtätigkeit anderer abzuhängen. Er möchte anpacken und sich selbst eine neue Existenz im Exil aufbauen. „Ich habe im Jemen auch mal für eine Hannoveraner Firma gearbeitet“, sagt Al Safadi. Er habe auch schon den Kontakt zu den alten Auftraggebern gesucht. Doch die können ihn derzeit nur zu indiskutablen Konditionen einstellen, wie er sagt.

Steckbrief

Anas Al Safadi, geboren am 1. August 1985 in Daraa, Syrien. Er ist ledig.

Ausbildung: Er besuchte zwischen 2001 und 2003 das Joe Jamal Wissenschaftsgymnasium in Daraa. Danach bis 2008 die Staatliche Ingenieursschule der Universität Yerevan in Armenien. Er schloss mit einem Bachelor in Ingenieurwesen ab, als Programmierer für Software zur Datenverarbeitung und automatisierte Systeme.

Berufliche Erfahrung: 2008 stieg er als Service-Ingenieur in der Öl- und Gasförderung bei der Petro Services ME ein. Zuletzt arbeitete er Ende 2013 als Vorgesetzter von 20 Ingenieuren.

Sprachen: Englisch, Arabisch, Deutsch (B2) und etwa Russisch.

Weiterbildung: Interner und qualitativer Auditor-Kurs, DTCIS, DAC

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Also sucht der 30-Jährige in Norderstedt eine Zukunft. Mittlerweile hat er durch die Hilfe des im Willkommen-Team Norderstedt aktiven Ex-Managers Hartmut Rothfritz den Kontakt zu einem Unternehmer im Umland gefunden. Dort könnte für Al Safadi ein Praktikum möglich werden, vielleicht die Chance auf einen Job, irgendwann. Doch Anas Al Safadi möchte die Chance im Abendblatt nutzen, sich und seine Fähigkeiten auch anderen Unternehmen vorzustellen. Gerne würde er im IT-Bereich wieder Fuß fassen. Bereitwillig würde er jede nötige Fortbildung machen, die dazu nötig ist. Klar ist für ihn nur: „Ich gehe so schnell nicht mehr in den Nahen Osten zurück. Dieses Leben hält kein Mensch aus.“

Im ersten Teil unserer Serie hatten wir am Montag den 34-jährigen Hassan Batikh vorgestellt. Der gelernte Automechaniker und jahrelang als Textilkaufmann tätige Syrer hat nach seinem Auftritt im Abendblatt die Zusage für einen Job bekommen. Batikh hat seine Integration in Norderstedt selbst in die Hand genommen. Als aktiver Tennisspieler spielte er in Glashütte bei einem Tennisverein mit. Dort traf er einen Norderstedter, der ihm einen Job in der Haustechnik bei einem Unternehmen in Hamburg in Aussicht stellte. Nach dem Artikel im Abendblatt ging es ganz schnell. „Der Job könnte für Hassan so etwas wie der Fuß in der Türe bedeuten“, sagt Hartmut Rothfritz vom Willkommen-Team. „Der Job gibt ihm genug Zeit, um seine Deutsch-Kurse zu absolvieren. Dann hat er in diesem Unternehmen auch Aussicht auf einen höher qualifizierten Job.“

Bei Hartmut Rothfritz haben sich auch einige Unternehmen aus Norderstedt gemeldet, die Interesse an Flüchtlingen als Arbeitskräfte haben und sogar Wohnungen in Aussicht stellten. Die Abendblatt-Serie wirkt!

Wenn Sie Flüchtlinge in Ihren Betrieben
beschäftigen oder ausbilden wollen, dann melden Sie sich bei Hartmut Rothfritz vom Willkommen-TeamNorderstedt. Er ist unter Telefon 040/53 00 83 71 oder 0162/658 39 05 erreichbar. E-Mail: hartmut@rothfritz.com