Henstedt-Ulzburg. Markus Hosseini kocht einmal im Monat iranisch-afghanische Gerichte und bekommt dafür eine AKN-Monatskarte.
Eigentlich hat Markus Hosseini immer schon gerne gekocht. Damals, in seiner iranischen Heimat, hat er sich von seiner Mutter zeigen lassen, wie die einheischen Gerichte zubereitet werden. Jetzt profitiert er von seinen Kenntnissen und kann andere damit beglücken. Zum Beispiel die Gäste von Marie-Thérèse Kübel in ihrem Wohnzimmer am Amselweg in Ulzburg-Süd.
Sie genießen Hühnchen mit Reis, gekocht vom 24-jährigen Markus, der sich für die Bildung in die Küche stellt: Er kocht für die Gesellschaft im Wohnzimmer und bekommt dafür eine Monatskarte, um eine Abendschule in Neumünster besuchen zu können, an der er seinen Hauptschulabschluss nachholen will – Flüchtlingshilfe auf besondere Weise.
2012 floh Markus aus seiner Heimat über Griechenland nach Deutschland
Geboren wurde Markus Hosseini im Iran, doch eigentlich ist er Afghane: Die Eltern sind vor seiner Geburt von Afghanistan in den Iran geflohen, wo er aufgewachsen ist. Vor drei Jahren floh Markus aus seiner Heimat, über Griechenland kam er per Zug und Schiff nach Deutschland und landete schließlich in Henstedt-Ulzburg, wo er neben der Kreuzkirche mit zwei anderen Männern in einer kleinen Wohnung lebt. Der Asylantrag ist längst gestellt, eine Entscheidung darüber steht noch aus.
In der Kreuzkirche lernten sich Marie-Thérèse Kübel und Markus Hosseini denn auch kennen. Er gab dort ein Gitarrenkonzert, bei dem er unter anderem auch niederdeutsche Lieder zum Besten gab („Dat du min Leevsten büst...“), servierte Tee und kochte leckere Speisen. Die gebürtige Neuseeländerin und ausgebildete Opernsängerin, die zuletzt im NDR-Chor gesungen hat, war von den Kochkünsten des jungen Mannes begeistert, kam mit ihm ins Gespräch und erfuhr so einiges aus dem Leben des Asylbewerbers.
So berichtete er, dass er im Iran das Schneiderhandwerk gelernt und auch als Kellner gearbeitet hatte, jetzt aber seinen Hauptschulabschluss auf einer Abendschule in Neumünster nachholen wolle. Das Problem dabei: Die Monatskarte für die Bahn ist so teuer, dass er sie sich von den 340 Euro, die er monatlich vom Sozialamt bekommt, eigentlich überhaupt nicht leisten kann.
Jetzt kommt Marie-Thérèse Kübel ins Spiel: Die Fahrkarte, so überlegte sie, könnte sich der junge Mann auf besondere Weise verdienen – als Koch in ihrem Hause. So könnte einerseits Markus geholfen werden, andererseits würden sich die Gäste über einen gemütlichen und genussvollen Abend freuen können. Und so arrangierte sie einen Abend mit Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen im Wohnzimmer ihres Hauses.
Markus Hosseini übernahm die Arbeit als Küchenchef und servierte für die Gesellschaft ein leckeres Essen. Hühnchen mit Reis auf afghanisch-iranische Art. Der Reis, gewürzt mit Kümmel, Kreuzkümmel, Zimt und Curry, wird mit gebratenen Kartoffelscheiben obendrauf serviert, das Hühnchenfleisch zart und ebenfalls gut gewürzt. Am Ende des Abends spendeten die Gäste Geld, mit dem für Markus eine Monatskarte für die AKN gekauft werden konnte.
Während die Gäste plaudern, steht der 24-Jährige am Herd
Und so soll es jetzt weitergehen. Einmal im Monat wird der Asylbewerber für die Gäste im Hause Kübler kochen. Wahrscheinlich so lange, bis er seinen Hauptschulabschluss in der Tasche hat. Beim zweiten Mal gab es wieder Hühnchen mit Reis – weil es beim ersten Mal so gut angekommen war. „Ich habe natürlich viele gute Ideen für interessante Gerichte, beim nächsten mal wird es bestimmt etwas anderes geben“, sagt Markus Hosseini, der mit seiner Arbeit am Herd gegen 17.30 Uhr beginnt. Gegen 18.30 Uhr treffen die Gäste ein, die am Esstisch direkt neben dem Flügel Platz nehmen. Ihnen bietet er zunächst Grünen Tee, gewürzt mit Safran und Kardamom, an. Ganz so wie in seiner Heimat. Marie-Thérèse Kübel serviert dazu Datteln und etwas Gebäck. Während die Gäste plaudern, steht Markus in der Küche am Herd. Er freut sich später, dass es allen schmeckt. Marie-Thérèse Kübel ist ebenfalls zufrieden mit dem Abend und freut sich schon auf das nächste Hosseini-Event in ihrem Haus.