Norderstedt. Oberbürgermeister Grote und Bier-Sommelier Thiele stellen das Brauhaus, Norderstedts neue Attraktion, vor. Eröffnung am 27. November.

Die Neugierde der Norderstedter sei so groß, sagt Rajas Thiele, dass sie laufend durch eine Tür im Blumenladen am Rathausmarkt direkt in die Baustelle marschieren und alles inspizieren wollen. „Da haben wir dann irgendwann die Tür abgeschlossen, weil das doch die Bauarbeiten zu sehr behindert hat“, sagt Thiele.

Seit gut einem halben Jahr sind das Kleine Restaurant und das Bargespräch dicht, die Scheiben sind abgeklebt und Poster versprechen, dass hier demnächst Norderstedts erstes Brauhaus eröffnen wird. Die neugierigen Norderstedter wollen eben wissen, wann das Versprechen eingelöst wird.

„Am 27. November um 16 Uhr werden wir das Brauhaus eröffnen“, sagt Thiele. Und um die Vorfreude weiter zu steigern, verrät er vorab schon mal feierlich den neuen Namen. „Brauhaus war für uns gesetzt. Die Dinge soll man als das bezeichnen, was sie sind“, sagt Thiele. Als Zusatz suchte das Team der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH noch etwas Emotionales. Weil echte Bierbrauer die Zutaten nach dem deutschen Reinheitsgebot lieben, war es naheliegend, eine Kombination daraus zu machen. Hopfenliebe Brauhaus ist deshalb der Name. „Lass uns mal in der Hopfenliebe auf ein Bierchen treffen – das wird also demnächst der Spruch sein, mit dem sich Norderstedter auf dem Rathausmarkt verabreden.

Thiele wird eine Vielzahl an Bieren anbieten

Wer das Brauhaus Altes Mädchen in den Hamburger Schanzenhöfen schon mal besucht hat, der kann empfinden, was ihn ab dem 27. November in den völlig umgebauten Räumen am Rathausmarkt erwartet. Vintage-Holzgemütlichkeit, nicht trutschig-heimelig, sondern im Rustikal-Design. Und ähnlich wie die Hamburger Kollegen wird der ausgebildete Bier-Sommelier Rajas Thiele eine beeindruckende Vielzahl an Bieren frisch aus dem Hahn und aus der Flasche anbieten.

Das
Das "Hopfenliebe"-Marketing: Rustikales Design und handgemachtes Bier © HA | Andreas Burgmayer

Aber damit hat es sich auch schon mit den Gemeinsamkeiten im Vergleich zum Alten Mädchen. Denn die Hopfenliebe soll ein authentisches Stück Norderstedt werden. Direkt vor Ort werden die ersten Biere auf Norderstedter Boden gebraut. Dort, wo früher die Kegelbahn war, gärt heute in großen 500-Liter-Edelstahltanks das obergärige Pale Ale „65er-Harksheider“, der untergärige, helle Bock „65er-Friedrichsgaber“ und – für den klassischen Biertrinker – das locker-leichte, frische „Norderstedter Pils“.

„Das Pils war das wirklich erste Bier, das am 2. und 3. Oktober gemeinsam mit den Braumeistern Andreas Schlögl und Heinz Sickinger aus Österreich auf Norderstedter Boden gebraut wurde“, sagt Thiele – nicht ohne den angemessenen Pathos.

Als Sommelier darf er nicht selbst brauen. Deswegen hat er sich für die Craft Biere mit den Stadtteil-Namen auch die Dienste des Meisters Ian Pyle von der Ratsherren-Brauerei in den Schanzenhöfen und Bernhard Göhl aus dem Allgäu gesichert.

230 Hektoliter, also jede Woche 500 Liter Bier, sollen in der Hopfenliebe von jetzt an gebraut werden. Wenn die Norderstedter mehr trinken wollen, seien die Kapazitäten beliebig erweiterbar, sagt Thiele.

50 Biersorten aus aller Welt

Im Übrigen werden neun weitere Zapfbiere ausgeschenkt und etwa 50 Biersorten aus aller Welt in Flaschen gereicht. Für die gute Grundlage soll es regionale saisonale Speisen geben – ohne viel Firlefanz. Im Biershop wird es die Norderstedter Biere in edlen Dreiviertel-Liter-Flaschen zu kaufen geben. „Das Norderstedter Bier wird nicht ganz billig sein“, sagt Thiele. „Denn es ist ein mit Liebe und Hand gemachtes Bier aus besten Zutaten.“

Braumeister Bernhard Göhl aus dem Allgäu braut das Bier 65er-Friedrichsgaber
Braumeister Bernhard Göhl aus dem Allgäu braut das Bier 65er-Friedrichsgaber © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Hinter der Brauhaus-Idee stehe nicht der Ansatz, dem „Hopfen-Liebhaber“ Rajas Thiele ein hübsches Hobby oder einen neuen Job zu finanzieren, sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. „Wir machen das, weil wir als Stadt mit dem Brauhaus ein Marketing-Element haben wollen, etwas einzigartig Norderstedterisches, womit wir überregional bekannt werden und mit dem wir Geld verdienen können.“ Die Erlöse aus der Brauerei werden in die Gegenfinanzierung des Kulturangebots der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH gehen. Grote bemühte sich vehement, die Kritik zu zerstreuen, die die Baustelle seit ihrem Start begleitet. Manche in der Stadt halten das Brauhaus für einen zu teuren Versuch, den seit Jahrzehnten als Gastrostandort nicht funktionierenden Rathausmarkt wiederzubeleben. Über 400.000 Euro nimmt die Stadt dazu in die Hand.

Thiele und Grote sind überzeugt, dass dieses Geld gut investiert ist. „Norderstedt-Mitte darf keine Geisterstadt sein. Wir brauchen hier mehr Leben am Abend. Je mehr Gastro, desto besser!“, sagt Thiele. „Rund um das Thema Bier kann man vieles aufbauen“, sagt Grote. „Der Craft Beer Day im Kulturwerk hat durch seinen enormen Publikumserfolg gezeigt, wie viele Menschen sich für das Thema interessieren.“ Das Kleine Restaurant sei zwar ein „Spitzenrestaurant“ gewesen, sagt Grote. „Aber eben nicht der Ort, an dem man sich ganz unkompliziert nach dem Theater oder der Arbeit auf ein Bier verabredet hat.“ Die Hopfenliebe darf sich nach dem Willen des Rathaus-Chefs jetzt nach Lust und Laune auf den Rathausmarkt ausdehnen. Im Sommer sollen möglichst viele Tische und Stühle auf dem Markt stehen.