Kreis Segeberg. Belastung und Kosten steigen. Kaltenkirchen bestellt per Eilantrag 190 Wohncontainer. Stadt rechnet mit 450 weitern Flüchtlingen.
„Ernüchternd, aber realistisch“ – so fasst Segebergs Landrat Jan Peter Schroeder die Erkenntnisse des Flüchtlingsgipfels zusammen. Ministerpräsident Albig (SPD) hatte Landräte und Bürgermeister eingeladen, um über die Situation zu informieren. „Es sieht nicht so aus, als wenn das Land wie beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern 100 Prozent der Flüchtlingskosten übernimmt, sondern an der bisherigen Regelung festhält, wonach das Land 70 Prozent und die Kommunen 30 Prozent tragen“, sagt Schroeder. Er geht davon aus, dass 2016 rund 4000 Migranten in den Kreis Segeberg kommen werden, rund 1000 mehr als in diesem Jahr.
Unklar sei, was von den zusätzlich vom Bund bewilligten Mitteln im Kreis und bei den Städten und Gemeinden ankommt. Es stelle sich die Frage, wie die Ausgaben refinanziert werden sollen. Schroeder erwartet, dass „uns die Kosten von der Hand gehalten werden“. Die einzige Einnahmequelle sei die Kreisumlage, doch momentan sieht Schroeder noch keine Notwendigkeit, die Abgabe zu erhöhen.
Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause hat nach dem Flüchtlingsgipfel per Eilentscheidung die Bestellung von 190 weiteren Wohncontainern für die Flüchtlingsunterkunft am Festplatz angeordnet. Nach den neuen Prognosen geht er davon aus, dass weitere 450 Flüchtlinge in diesem und nächsten Jahr nach Kaltenkirchen kommen werden.
60 Wohncontainer sollen zum 31. März 2016 und 130 Wohncontainer bis zum Jahresende 2016 geliefert werden. 40 Unterkünfte stehen bereits dort. „Die Lieferzeiten haben sich aufgrund der besonderen Nachfrage verlängert“, sagt Krause. „Es konnten aber, aufgrund der rechtzeitigen Verhandlungen, die Preise fast in Höhe der bisherigen Mieten gesichert werden.“ Bis die Container eingetroffen sind, werden für die vorübergehende Unterbringung die Tennishalle der KT und das Vereinsheim der KT an der Schirnauallee ab 1. November eingerichtet. „Ziel ist es, die Asylsuchenden nach und nach in Wohnraum zu integrieren, damit die Unterbringung am Hochseilgarten nur eine Zwischenlösung ist“, sagt Krause.
Bislang hat Kaltenkirchen 94 Flüchtlinge aufgenommen. In diesem Jahr werden es insgesamt etwa 200 sein, im kommenden Jahr 350. Krause hatte beim Flüchtlingsgipfel gefordert, mehr und schneller Geld für die Sprachförderung bereitzustellen. Derzeit stellt der Kreis Segeberg dafür 120.000 Euro bereit. „Diese Mittel reichen bei Weitem nicht aus“, sagt der Bürgermeister. „Weiterhin müssen schnelle Ausbildungsverfahren über die Jobcenter konzipiert, und neben den ehrenamtlichen Helfern muss dringend hauptamtliches Personal zur täglichen Betreuung in den Quartieren eingesetzt werden“, fordert der Bürgermeister.