Kreis Segeberg. 95 Städte und Gemeinden besitzen 234,8 Millionen Euro. Das kleinste Dorf, Dreggers, hat das meiste Geld auf der hohen Kante .
1079 Euro Schulden hatte jeder Einwohner des Kreises Segeberg laut Statistikamt Nord Ende 2014. Damit belegt der Kreis unter den elf schleswig-holsteinischen Landkreisen einen Platz im Mittelfeld. An der Tabellenspitze hingegen rangieren die Segeberger, wenn es um das öffentliche Vermögen der Städte und Gemeinden geht: 234,8 Millionen Euro haben die 95 großen und kleinen Orte auf der hohen Kante. „Zum Finanzvermögen zählen Bargeld, das Geld auf den Geschäftskonten, Einlagen, Wertpapiere, sofern vorhanden, Forderungen aus Steuern und Gebühren und Beteiligungen an Unternehmen, kommunalen wie privatwirtschaftlichen“, sagt Margarete Haber-hauer vom Statistikamt Nord, das das Finanzvermögen aller 1100 Städte und Gemeinden im Norden untersucht hat.
Dieser Bereich ist Teil eins einer umfassenden Analyse zur finanziellen Gesamtlage der Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein. Die verändert sich dadurch, dass die Kommunen von der alten kameralistischen auf die an der Privatwirtschaft orientierten doppischen Buchführung umstellen und Bilanzen mit Aktiva und Passiva erstellen. Gerade sind die Statistiker dabei, die Schulden zu ermitteln. Im letzten Durchgang wird das Anlagevermögen beleuchtet, der Wert der öffentlichen Gebäude, Wege, Straßen und Grünflächen. „Die Umstellung auf die Doppik haben jetzt rund zwei Drittel der Städte und Gemeinde hinter sich“, sagt die Sprecherin des Statistikamtes.
Norderstedt hat seine Hausaufgaben schon erledigt und eine Eröffnungsbilanz vorgelegt. Danach beträgt das Anlagevermögen 527 Millionen Euro, es soll durch Investitionen beispielsweise in den Neubau des Schulzentrums Süd bis 2018 auf 629 Millionen Euro steigen. Allerdings werden auch die Schulden wachsen, von 58 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 113 Millionen in drei Jahren und damit weniger stark als das Sachvermögen, so dass, wie Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote sagt, ein Wertgewinn bleibt.
Alle Städte und Gemeinden des Landes besitzen zusammen 3,53 Milliarden Euro. Das sind 44 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Dieser Zuwachs beruht, so Margarete Haber-hauer, im Wesentlichen auf den angestiegenen Posten „Bargeld und Einlagen“ um 79 Millionen sowie der „Ausleihungen“ um 47 Millionen Euro. Die „sonstigen Forderungen“ wie ausstehende Gelder aus Gebühren, Beiträgen und Steuern gingen um 89 Millionen Euro zurück.
Auf jeden Einwohner des Landes entfallen somit 1250 Euro Guthaben. Dagegen stünden 1450 Euro Schulden pro Kopf. Allein die Stadt Lübeck verfügt nach dieser Aufstellung mit 386 Millionen Euro über ein Zehntel des gesamten kommunalen Finanzvermögens.
Jeder Bürger des Kreises Segeberg verfügt rein statistisch über einen Anteil von 1082 Euro am Kreisvermögen. Der Kreis Dithmarschen liegt hier mit 1834 Euro pro Kopf an der Spitze. Im benachbarten Kreis Pinneberg sind es dagegen lediglich 610 Euro pro Einwohner, im Kreis Stormarn 1218 Euro pro Kopf.
Zwei Dörfer rangieren an der Spitze, dann folgt die größte Stadt Norderstedt
Zwischen den Orten im Kreis Segeberg gibt es große Unterschiede. Das kleinste Dorf ist auch das reichste: Dreggers hat 58 Einwohner und ein Pro-Kopf-Vermögen von 3150 Euro. „Das liegt daran, dass wir Geld über Jahre angespart haben, um ein Kanalkataster zu erstellen und den Klärteich zu entschlammen“, sagt Bürgermeisterin Karin David. Nach diesen Investitionen werde sich die Gemeinde wohl wieder im finanziellen Mittelmaß der Kreistabelle einreihen, Dreggers zähle eher nicht zu den wohlhabenden Orten, im Kreis Segeberg.
Auch auf Platz zwei folgt ein Einwohnerzwerg, die Gemeinde Bühnsdorf bringt es mit 331 Bewohnern auf ein Finanzvermögen von 2218 Euro pro Kopf. Doch dann folgt schon die größte Stadt des Kreises: Norderstedt verfügt über ein Finanzvermögen von 1693 Euro je Einwohner und stellt mit knapp 128 Millionen Euro mehr als die Hälfte des Finanzvermögens aller Segeberger Städte und Gemeinden. In Henstedt-Ulzburg besitzt jeder Bürger statistisch 406 Euro, in Kaltenkirchen sind es 345, in Bad Bramstedt 931 und in Bad Segeberg 369 Euro.
Am Tabellenende rangieren Hasenmoor (20 Euro), Rickling (33 Euro) und Lentföhrden (46 Euro). Auch hier wird deutlich, was allgemein gilt: Die Statistik ist eine Momentaufnahme, die sich schnell ändern kann. In Hasenmoor stellt sich die Situation genau entgegengesetzt zu der in Dreggers dar. „Wir haben gerade viel Geld ausgegeben“, sagt Bürgermeister Klaus-Wilhelm Schümann. Sporthalle und Sportlerheim wurden saniert, was nach 40 Jahren überfällig gewesen sei, die freiwillige Feuerwehr der Gemeinde hat einen Anbau bekommen.
26 Orte im Kreis Segeberg haben mehr als 1000 Euro je Bürger auf der hohen Kante. Die Hälfte des Vermögens machen die Beteiligungen aus, die die Kommunen zum Beispiel mit Stadtwerken besitzen, so Margarete Haber-hauer. Landesweiter Spitzenreiter des Pro-Kopf-Vermögens ist das Dorf Büttel im Kreis Steinburg, wo die Gemeinde für jeden der 42 Einwohner 320.000 Euro auf dem Konto hat.