In der Metropolregion sind die Durchschnitts-Verdienste besonders hoch. Der wirtschaftlich starke Kreis Stormarn profitiert von seiner Verkehrsanbindung. Welche Gemeinden die Nase vorn haben.
Kiel. Der Süden Schleswig-Holsteins ist der „Speckgürtel“. Ein Gürtel, der sich um Hamburg legt – und den hauptsächlich die Wirtschaftskraft der Hansestadt dicker und dicker werden lässt. Wo der Speck am meisten glänzt, wo die Menschen am meisten von der Boomregion Hamburg profitieren, zeigt die jetzt veröffentlichte Lohn- und Einkommensteuerstatistik des Statistischen Amtes. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2010. Aktuellere gibt es nicht. Nur alle drei Jahre werden in dieser Jahresstatistik auch Angaben über die Einkünfte gesammelt. Die Finanzverwaltung hat weitere drei Jahre Zeit, sie ans Statistikamt weiterzuleiten.
An der Rangfolge dürfte sich in den vergangenen Jahren nicht viel geändert haben. Der Kreis Stormarn verzeichnet in Schleswig-Holstein die höchsten Durchschnittseinkünfte pro Steuerpflichtigen (39.343 Euro). Danach folgen die Kreise Pinneberg (36.623) und Herzogtum Lauenburg (35.258). Erst auf dem vierten Platz taucht der erste Kreis auf, der nicht zur Metropolregion gehört – der an Kiel angrenzende Kreis Rendsburg-Eckernförde (33.681). In den vier kreisfreien Städten des Landes sind die durchschnittlichen Einkünfte am niedrigsten. Schlusslicht ist Neumünster (26.196). Stadtluft macht arm, könnte man sagen.
Der wirtschaftlich starke Kreis Stormarn profitiert neben seiner Nähe zu Hamburg von seiner hervorragenden Verkehrsanbindung durch die Autobahnen 1, 21 und 24. Mit dem geplanten Bau der S4 wird diese Anbindung noch besser werden. Kreisweit vorn in Sachen Einkommen liegt die Gemeinde Hamfelde – hier verdient ein Einwohner durchschnittlich 57.315 Euro. Damit lässt Hamfelde sogar das reiche Großhansdorf (51.350 Euro) hinter sich. Am unteren Ende der Skala steht Glinde (32.881 Euro). Zu berücksichtigen ist aber der statistische Effekt: Einige reiche Einwohner treiben den Schnitt im rund 500 Einwohner großen Hamfelde deutlich stärker nach oben als in Glinde (18.000 Einwohner) oder in Großhansdorf (9000 Einwohner).
Von Hamfelde über Bröthen bis Tangstedt
Hamfeldes Bürgermeister Ulrich Borngräber erklärt den guten Wert so: „Bei uns wohnen mehr Personen als anderswo mit höher dotierten Jobs“, darunter seien Geschäftsführer und leitende Angestellte. Viele von ihnen, so Borngräber, arbeiten in Hamburg. Neben der guten Verkehrsanbindung spreche die idyllische Lage für Hamfelde: „Die Leute fühlen sich wohl bei uns, wir wohnen hier ja im erweiterten Billetal, direkt am Naturschutzgebiet Hahnheide.“
Ein idyllischer Ort, der gut angebunden ist – das ist auch Bröthen im Kreis Herzogtum Lauenburg. Die 300 Einwohner große Gemeinde ist landesweiter Spitzenreiter in Sachen Durchschnittseinkommen, mit exorbitant hohen 140.928 Euro. Ist Bröthen eine Insel der Reichen, ein heimliches Emirat Dubai im Grünen?
Bürgermeister Walter Burmester hat eine einfachere Erklärung: „Im Jahr 2010 wohnte noch ein reicher Kartoffelgroßhändler bei uns, der dürfte den Schnitt ziemlich nach oben getrieben haben.“ Mittlerweile sei der Mann an die Ostsee gezogen, allerdings gebe es auch sonst in Bröthen „Leute, die gut Geld verdienen“. Das einstige Bauerndorf, in dem es „nur ein bisschen Gewerbe“ gebe, entwickle sich zu einem „Rückzugsort für Geschäftsleute“. Die seien dank des nahen Bahnhofs Büchen und der A24 schnell in Hamburg oder Berlin, aber könnten zu Hause die Natur genießen. Burmester: „Der Möllner See, der Lütauer See, das ist alles hier in der Nähe.“