Henstedt-Ulzburg. Das geplante Leistungszentrum mit einer Großsporthalle in Henstedt-Ulzburg wird vermutlich nicht kurzfristig realisiert.

Die Idee war interessant, die Ausführung erschien zunächst recht unproblematisch. Doch inzwischen hat sich Skepsis ausgebreitet: Das geplante Sportleistungszentrum mit einer Großsporthalle an der Bürgermeister-Steenbock-Straße im Ortsteil Henstedt wird vermutlich nicht kurzfristig realisiert. Es bestehen sogar Zweifel, ob es überhaupt jemals gebaut wird. Das ist das Fazit der mit Spannung erwarteten Sitzung des Kultur- und Sportausschusses der Gemeinde.

Mit Ausnahme der SPD waren alle Ratsfraktionen vor der Sommerpause von den Plänen begeistert: Eine Halle, die der Gemeinde zunächst keinen Cent kosten würde, die sogar landesweite, wenn nicht gar bundesweite, Strahlkraft hätte. Handballer aus ganz Deutschland sollten hier Lehrgänge absolvieren. Ein zweiköpfiges Investorenteam wollte es möglich machen, aber ein „paar Cent“ müsste die Gemeinde dann doch zuschießen: Der Bau einer Tribüne würde den Haushalt mit 3,3 Millionen Euro belasten. Hinzu käme der Bau einer rückwärtigen Straßenanbindung zwischen Götzberger und Kisdorfer Straße. So die Lage nach der Ausschusssitzung im Juli.

Inzwischen hat die Gemeindeverwaltung ihre „Schulaufgaben“ erledigt. Das Ergebnis ist für die meisten Kommunalpolitiker schockierend, für die SPD hingegen eher nicht. Denn die Sozialdemokraten hatten vor einer Vermengung von privatem und öffentlichem Kapital gewarnt.

Tatsächlich, so Kämmerin Bärbel Brix, sei die Finanzierung einer Tribüne durch die Gemeinde Henstedt-Ulzburg nicht möglich, weil es keine marktgerechte Gegenleistung dafür gebe. Kommunalrechtliche und steuerrechtliche Gründe sprächen ebenso dagegen wie das EU-Beihilferecht. Es besagt, dass es zu einer Wettbewerbs-verfälschung im europäischen Handel führen kann, wenn ein bestimmtes Unternehmen durch die Gewährung staatlicher Mittel begünstigt wird.

Auch sonst liegen Fakten vor: Für den Bau einer Zufahrt müsste die Gemeinde henstedt-Ulzburg bis zu 24.000 Quadratmeter Fläche aufkaufen, für den Fußballplatz 15.000 Quadratmeter, für die Sporthalle 42.000 Quadratmeter. Acht Grundeigentümer haben Verkaufsbereitschaft signalisiert, ein Grundeigentümer hat sich bisher dagegen gestellt.

Diese Fakten stellen Politik und Verwaltung vor Probleme. Hinzu kommen aber die Proteste vieler Anlieger, die sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben. Sie machten während der Ausschusssitzung noch einmal öffentlich deutlich, wovor sie Angst haben: Lärm durch die Sportler, Lärm und Beeinträchtigungen durch den Straßenverkehr, Beeinträchtigungen durch Flutlicht, Verlust von Grünflächen.

Die Meinungen der Politiker sind geteilt. „Wir machen Politik für die Bürger“, sagte Ausschussvorsitzender Sven Oldag (CDU). „Wir wollen deshalb gemeinsam nach Lösungen suchen, es darf dabei kein Gut und kein Böse geben.“ SPD-Politiker Horst Ostwald machte noch einmal den Standpunkt seiner Fraktion deutlich: „Wenn hier die Halle gebaut wird, dann kommt der nächste und will mit Gemeindehilfe ein Schwimmbad bauen. Wo kommen wir denn da hin?“ Die WHU hält den Standort Henstedt für die „bestmögliche Lösung“. Aus Sicht von WHU-Chef Wilhelm Dahmen ist das „machbar“.

Nach Ansicht von Bürgermeister Stefan Bauer, der bereits vor einem Monat mit den betroffenen Anliegern gesprochen hatte, ist eine Machbarkeitsstudie immer noch erforderlich. „Und dabei muss nicht zwingend die Bürgermeister-Steenbock-Straße als Standort für ein Leistungszentrum herauskommen. Es kann auch zu der Erkenntnis führen, dass der Platz ungeeignet ist.“ Auf die Frage von Anwohnern, wie sich das Projekt mit dem Leitbild der Gemeinde vereinbaren lasse, antwortete der Bürgermeister, dass sich die Gemeinde in den Plänen als Ganzes wiederfinden müsse. Der Sportverein sei ein Stück Gemeinschaft, Sport müsse in Henstedt-Ulzburg stattfinden.

Gegen die zwei Stimmen der SPD-Mitglieder wurde schließlich die Bildung eines „Arbeitskreises Sportstättenentwicklung“ beschlossen. Er wird nicht öffentlich tagen. Mitarbeiten sollen Vertreter von Politik, Verwaltung und Sportverein. Ausdrücklich sollen dabei auch andere mögliche Standorte für ein Sportzentrum in Henstedt-Ulzburg untersucht werden. Sogar an eine interkommunale Zusammenarbeit wird dabei gedacht, falls infrage kommende Grundflächen in Nachbarorten liegen sollten.

Inzwischen haben sich Vorstand und Aufsichtsrat des SV Henstedt-Ulzburg ausdrücklich für den Bau eines Sportzentrums im Ortsteil Henstedt ausgesprochen. Befürwortet wird ein Zentrum „der sportlichen Begegnung verschiedenster Sportarten“. Begrüßt wird auch der Bau einer Sporthalle mit Sportcamp und Tribüne. „Als einer der größten Sportvereine in Schleswig-Holstein erwarten wir von der Politik und der Verwaltung eine positive Entscheidung zur sportlichen Entwicklung unserer wachsenden Gemeinde“, heißt es in einer Presseerklärung.